Dienstag, 15. Oktober 2019
Puebla. oder: Am Po der Welt
Die Schule hat mich und andere neue Lehrer auf eine Fortbildung nach Puebla geschickt. Also haben wir unsere Koffer gepackt und sind in den Flieger gestiegen.
Da die Fortbildung von Montag bis Mittwoch ging haben wir beschlossen, schon am Samstagmorgen zu fliegen um uns am Wochenende die Stadt ansehen zu können. Da die Direktflüge zwischen Guadalajara und Puebla aber nur sehr früh am Morgen und sehr spät am Abend gehen, sind wir um 9 Uhr morgens nach Mexiko Stadt geflogen und dann mit dem Bus nach Puebla gefahren. Auf der Fahrt haben wir Schlaf nachgeholt und Johnny English 3 auf Spanisch geschaut.
In Puebla haben wir in unserem Hostel eingecheckt. Die Schule hat die Hotelkosten erst ab Sonntag übernommen und wir brauchten keinen großen Luxus. Der Besitzer des Hostels hat uns sogar aufs Dach gelassen und uns die Stadt von oben gezeigt! Wir haben in einem Fünferzimmer geschlafen und es hat sich wie eine Pyjamaparty angefühlt, weil wir sowieso schon gute Freundinnen waren.
Zum späten Mittag / frühen Abendessen sind wir ins Zentrum gegangen und haben ein Restaurant mit Terrasse und Blick auf den Domplatz gefunden. Wir hatten sogar Livemusik! Auf der anderen Straßenseite hat ein toller Sopran Arien gesungen, nicht zu laut, nicht zu dramatisch, sondern genau richtig. Dann ist auch noch die Sonne untergegangen und die Lichter, die teilweise noch vom Unabhängigkeitstag hingen wurden angemacht.



Da es Samstag war haben wir nach einem Ort zum Tanzen gesucht aber keinen gefunden. So sind wir irgendwann in einem Café gelandet, wo es auch nach 22 Uhr noch heiße Schokolade und Churros gab. Also haben wir zugeschlagen.



Danach waren wir so voll und warm, dass wir beschlossen haben, zurück ins Hostel zu gehen und zu schlafen.
Am nächsten Tag sind wir nach Cholula, ein Pueblo Magico gefahren. Den Titel Magisches Dorf bekommen besonders schöne Dörfer verliehen. Ich vermute, dass es hauptsächlich extrem touristische Dörfer sind, aber es gibt trotzdem etwas zu sehen. In Cholula sind das: viele Läden, eine Kirche, die die Spanier auf einer Mayaruine errichtet haben, Reste der Mayaruine und einen tollen Blick auf den Popocatepetl.
Zuerst sind wir den Hügel hinauf zur Kirche gestiegen, da man von dort den Vulkan, den Popocatepetl am besten sehen konnte.



Wir hatten auch einen tollen Blick über die Stadt.
Auf dem Weg nach untern hat ein alter Mann mir Sonnenblumenkerne gegeben, damit ich die Eichhörnchen füttern konnte. Sie haben direkt aus der Hand gegessen!
Als nächstes sind wir durch enge Tunnel zu dem gelaufen, was von den Maya-Pyramiden noch übrig war. Es gibt auch einen oberirdischen Weg, aber wir wollten das ganze Erlebnis. Die Tunnel waren zur gleichen Zeit wie die Pyramiden erbaut worden und waren gerade hoch genug, dass ich aufrecht durchlaufen konnte.
Von den Pyramiden war nicht mehr viel übrig, es brauchte einiges an Vorstellungskraft um in den Stufen und Schächten Plätze und Tempel zu sehen. Oben drüber auf dem Berg thronte die Kirche der Kolonialherren als deutliches Symbol der Unterdrückung der alten Völker durch die westliche Welt.



Trotzdem gab es noch einen Platz, der von Stufen begrenzt war. Man hätte es leicht für ein antikes Fußballstadion halten können. Als wir uns dem Platz genähert haben, ist uns aufgefallen, dass die Leute dort klatschten. Ich habe angenommen das sei ein alter Brauch, um den Göttern der Mayas Respekt zu zollen aber als wir näher kamen fiel uns auf, dass das Echo des Klatschens seltsam klang. Wie Möwen. Ich weiß nicht wie, aber die Anordnung der Stufen, in denen horizontale Schlitze waren, haben den Schall derart verzerrt, dass es wie an der Nordsee klang. Venn einer der Physiker, die das hier lesen das erklären kann, wäre ich sehr dankbar.
Als nächstes haben wir eine Treppe gefunden, die tatsächlich nach Pyramide aussah und sogar bestiegen werden durfte. Ich habe mich gefühlt wie im Zwergenreich aus dem Herrn der Ringe, wo die Stufen deutlich höher als tief waren und man nur seinen halben Fuß absetzen konnte.


(Wer das orange Tuch findet, hat mich auch gefunden!)

Von dort aus ging es auf einen großen Platz, wo sich vier Männer kopfüber von einem Pfahl haben fallen lassen und dann in kreisenden Bewegungen langsam gen Boden geschwebt sind. Dabei hat einer von ihnen Flöte gespielt. Ich habe gelernt, dass das eigentlich ein Ritual aus dem Norden ist und keiner konnte mir erklären, warum es an diesem Tag in Chulula stattgefunden hat.
Nach einem ausgiebigen Mittagessen und Abstechern in ein paar Läden sind wir zurück nach Puebla gefahren und haben unser Gepäck ins Hotel gebracht. Wir waren sehr überwältigt vom Kontrast zwischen dem Hostel, dass so gemütlich war und dem Hotel. Statt einem Fünfbettzimmer für alle hatten wir nun jede ein Vierbettzimmer für uns allein. Und alles war so edel, wir haben uns kaum getraut etwas anzufassen.




Mein Zimmer hatte sogar ein Fenster!

Am Montagmorgen hat uns ein Bus vom Hotel abgeholt und zur Deutschen Schule in Puebla gefahren. Wir haben Lehrer aus allen deutschen Schulen in Mexiko getroffen und viel gelernt.
Danach waren wir so erschöpft, dass wir eine Pause brauchten. Gleichzeitig wollten wir aber so viel wie möglich von Puebla sehen. Also haben wir uns in einen Touribus gesetzt und durch die Stadt fahren lassen.



Wir sind durch viele Straßen mit bunten Häusern gefahren, vorbei an Kirchen und Wandgemälden und rauf auf eine Aussichtsplattform, wo der Bus angehalten hat, damit wir Fotos machen konnten.



Nach einem kleinen Abstecher in die Shoppingmeile sind wir in ein Restaurant gegangen, dass für seine Poblanische Küche bekannt war. Ich habe Chile en nogada bestellt. Und es war nicht, was ich erwartet hatte. Ich habe es mir wie gefüllte Paprika mit Sahnesoße vorgestellt und theoretisch war es das auch, ABER: die Paprika war gefüllt mit Nüssen und Rosinen, die Soße war noch süßer und das Essen wurde lauwarm serviert.



Hätte ich gewusst, was mich erwartet wäre das kein Problem gewesen, aber mit Weihnachten zum Abendbrot hatte ich nicht gerechnet. Danach brauchte ich noch etwas Herzhaftes und habe kurzentschlossen an der Ecke noch eine Tüte Chips gekauft, die ich dann doch nicht mehr gegessen habe.
Der nächste Tag war noch länger. Wir haben nach der Fortbildung eine halbe Stunde im Hotel gehabt und sind dann gemeinsam mit den Lehrern der anderen Schulen Essen gegangen. Wir hatten einen sehr gemütlichen Abend mit tollen (nicht süßen!) Essen.
Mittwoch war unser letzter Tag. Wir sind nach den Seminaren direkt in die Stadt gegangen und sind mit einer Seilbahn gefahren, die wir vom Touribus aus gesehen hatten. Wir hatten einen tollen Blick über die Stadt, auf den Po(pocatepetl) und die umliegenden Berge.





Zum krönenden Abschluss waren wir gemeinsam Sushiessen, bevor wir ein Taxi zum Flughafen bestellt haben.

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