Dienstag, 11. Februar 2020
Tulum - Silvesterabend
Zurück im Hotel haben wir geduscht, uns umgezogen und uns dann mit V getroffen, die mittlerweile auch in Tulum angekommen war.
Wir haben versucht, an Silvester ohne Reservierung einen Tisch in einem Restaurant zu bekommen. Das war schwieriger als gedacht, aber nach ca. eineinhalb Stunden rumlaufen, suchen, fragen und waren hatten wir einen Tisch in einem tollen Restaurant.
Wir haben gegessen, geredet, gelacht und den Abend genossen.
Dann wollten wir natürlich feiern! Die meisten Lokale waren aber entweder voll, viel zu laut oder um neun noch gar nicht offen. Wir haben einen Laden mit mexikanischen Schnickschnack gefunden, der nach hinten hin ein Restaurant / Cafe / Bar wurde, mit kleinem Garten und allem.
Wir haben beschlossen wiederzukommen, falls wir nichts anderes finden.
Nach ca zwei Stunden gemütlichem aber erfolglosem Umherlaufens sind wir in das Ladencafe/-Restaurant/-Bar zurückgekehrt. Und wurden direkt von einer der Besitzerinnen angesprochen. Sie hat uns erzählt, dass das Projekt der Traum von ihren besten Freundinnen und ihr ist. Die fünf Frauen haben das Geschäft gegründet und ihre Männer in die Küche (bzw hinter die Bar) geschickt. Gelebter Feminismus sozusagen.
Wir hatten gerade angefangen, über Gott und die Welt zu sprechen, als eine mikrofonverstärkte Stimme durch den Garten hallte.
"Ihr kommt gerade pünktlich zum Ritual!", hat unsere neue Freundin gesagt, uns an einen Tisch im Garten geschoben, ihrem Mann gesagt wir brauchen Cocktails und Mezcal und jeder von uns ein Bündel in die Hand gedrückt.
Wir wurden von einer der Besitzerinnen (in einem knallgelben Kleid) durch das Neujahrsritual geführt. Zuerst haben wir mit den Kräutern aus unseren Bündeln die Angst und schlechten Gedanken aus unserem Körper gestrichen. Danach haben wir uns mit Liebe für andere und uns selbst bestrichen, mit einer Rose. Die Rose an den Lippen bringt liebe Worte, die Rose auf den Augen einen Blick für das Schöne in der Welt, die Rose auf den Ohren bringt gute Nachrichten und die Rose auf dem Herzen Liebe für die Welt. Als nächstes haben wir unsere Kerzen angezündet, auf dass wir immer das Licht und das Gute sehen. Damit wurde das Räucherstäbchen angezündet, für Glück im Überfluss und letztendlich ein Zimtstab für Geld.
Nach dem Ritual wurde getanzt. Ein DJ hat Elektromusik gespielt und wurde dabei von einem Trommler auf diversen Trommeln begleitet. Eine kleine zarte Frau, sang dazu mit einer rauchigen Stimme wie Amy Winehouse. Die Leute dort waren alle so nett, wir haben uns sehr gut mit allen verstanden. Irgendwann wanderten auch Rasseln und andere Percussioninstrumente über die Tanzfläche, jeder durfte mal.
Kurz vor Mitternacht hat jeder einen Teller mit zehn Trauben in die Hand bekommen. Kurz vor zwölf wurden die Trauben nacheinander gegessen, jede von einem Wunsch begleitet. Dann wurde bis Null runtergezählt und nach eineinhalb Minuten Feuerwerk wurde wieder getanzt als wäre nichts gewesen.
Unsere leeren Gläser wurden immer wieder gegen volle ausgetauscht, ohne dass wir etwas sagen mussten. Irgendwann haben V und ich uns angesehen. Wir hatten keine Ahnung, wie viel das ganze kostete! V meinte dann "Und wenn jeder Drink 500 Pesos (ca 25 Euro) kostet, das ist es mir heute Abend wert." Und weil die Stimmung so toll war, und die Leute so nett, und der Laden so schön und wir schon ein bisschen was getrunken hatten, habe ich ihr zugestimmt.
Als der DJ seine Sachen gepackt hat ist erst S zum Hotel zurückgekehrt (wir hatten ja für den nächsten Morgen eine Tour gebucht!) und ich auch nicht lange danach. Letztendlich habe ich keine 20 Euro für S und mich bezahlt. Es war ein grossartiger Abend!

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