Samstag, 21. April 2018
PSA
Dieses Wochenende wirf es wieder keinen Blogeintrag geben, da ich spontan beschlossen habe, nach Palermo zu fahren.
Der Beitrag dazu wird im Laufe der nächsten Woche kommen.
Genießt den Frühling!

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Sonntag, 15. April 2018
Ortigia
Ich war gestern in Ortigia. Weil es mir so oft empfohlen wurde, von verschiedenen Leuten.
Also habe ich früh morgens den Zug nach Siracusa, einer Stadt an der Ostküste des Südzipfels Siziliens genommen und bin dann für ca 20 Minuten nach Ortigia gelaufen.
Ortigia ist offiziell eine Insel, wird aber für viele für eine Halbinsel gehalten, die durch einen Fluss vom Festland (das theoretisch auch eine Insel ist) getrennt wird. Aber sagen wir einfach es ist eine Insel, ca. 10 Meter vor der Küste Siracusas.
Okay, so viel zur Lage.



Ortigia hat mich sofort an zwei der schönsten Orte erinnert, die ich je gesehen habe: Venedig und die Altstadt von Stockholm. Als wäre jemand von Stockholm nach Sizilien gekommen, um die Altstadt nachzubauen, aber dann zu lange in Venedig Rast gemacht hat, um ein klares Bild im Kopf zu behalten. Und so haben sich die beiden Städte dann eben vermischt und sind zu Ortigia geworden.
Ortigia ist also wunderwunderschön. Und trotzdem bin ich durch Modica so verwöhnt, dass ich sage: „Joa, echt nett.“, statt mich sofort in diese Stadt zu verlieben.





Ich bin also durch die kleinen Straßen und Gassen gelaufen (große Straßen gibt es nicht. Und auch nur wenige Autos. Aber viele viele Fußgängerzonen) und habe in die Schaufenster geschaut: Imbisse, Restaurants, Künstelerateliers mit Läden, Boutiquen, Gelaterias, Bars, Restaurants und natürlich die Touristenläden mit Postkarten, Magneten und T-shirts. Ich habe mir das Meer angeguckt und bin dann (weil ich so erzogen wurde) in ein Museum gegangen.
Dort wurden in Kooperation mit einem Belgischen Museum ägyptische Grabfunde ausgestellt. Sarkophage und einige Grabschätze, um genau zu sein.



In einem Raum war ein riesiger Glaskasten (ca 15 Meter lang und drei Meter hoch und breit). In diesem Glaskasten haben vier Wissenschaftler an Computern und Sakophagen gesessen und Wissenschaft betrieben. Ich bin nicht lange geblieben, weil ich es komische finde, Leuten in einem Glaskasten bei der Arbeit zuzusehen…
Warum genau diese Ausstellung in Ortigia war, habe ich nicht ganz mitbekommen. Wahrscheinlich, weil Ägypten nicht so weit weg ist und bestimmt mal irgendwelche Ägypter vorbeigeschaut haben.
Aber ich wollte lokale Geschichte sehen, also bin ich in einen Palazzo gegangen, in dem man genau das machen konnte Es gab Säulen und Gemälde, Zierbögen, Grabmäler und -platten, Kleidung, Schmuck und Wachsfiguren. Das Verrückte war aber: Man hätte theoretisch alles anfassen können! Es gab in dem ganzen Museum nur sieben Glaskästen! Gemälde aus dem 14 Jahrhundert, auf uralten Holz gemalt – hätte man theoretisch anfassen können! Einfach so!



Da kommt man mit Kindern bestimmt nicht einfach so rein…
Jeder, der mit mir schon bei IKEA war, weiß, dass ich alles anfassen muss. Also hatte ich eine Hand in der Hosentasche, die andere Fest um den Audioguide geklammert, damit ich nicht anfange, aus Spaß an der Freude Blattgold von Marmor oder Ölfarbe von Leinen zu kratzen!
Bis auf die Selbstbeherrschung, die mir abverlangt wurde, war es wirklich gut. Es gab auch einen Innenhof, der wirklich venezianisch ausgesehen hätte, wenn er denn nicht so stark restauriert gewesen wäre.
Dann bin weiter an den Kirchen, Restaurants und Straßenständen vorbeigelaufen und habe Mittag mit Blick aufs Meer gegessen.
Als ich das Gefühl hatte, alles in Ortigia gesehen zu haben (es ist wirklich nicht groß), bin ich in einen dieser Busse gestiegen, die Touristen durch die Stadt fahren und über Kopfhörer erzählen, was man sieht. Aus denen kann man nämlich aus und einsteigen, wie man will und weil Siracusa so klein ist, kostet es nur 5 Euro für den ganzen Tag.
Ich bin an einer Kirch ausgestiegen, die aussieht, wie ein sehr unkonventionelles Ufo: modern, groß, grau, kantig, schnörkellos. Und so uneinladend, dass ich mich nicht hineingetraut habe.



Als ich das Gefühl hatte, genug von einem Gebäude eingeschüchtert worden zu sein, bin ich zu einer archäologischen Anlage gegangen, wo mir ein griechisches Theater versprochen wurde.
Und ich wurde nicht enttäuscht. Neben einem Grotten-Wasserfall (kein „grottiger Wasserfall“, ein Grotten-Wasserfall. Der war wirklich schön, da haben sogar die Vögel drin gebadet!) und noch mehr kleinen Höhlen war das Amphitheater wirklich eindrucksvoll. So viele Stufen in Kalkstein zu schlagen hat bestimmt gedauert.



Zur Zeit werden die Stufen übrigens mit Holz ausgebessert und eine Holzbühne mit rudimentärer Kulisse gibt es auch schon. Da wird es im Sommer bestimmt Theater oder Oper geben.



Dann ist der Park auch noch dafür bekannt, Dionisos‘ Ohr zu haben. Dabei handelt es sich um eine Höhle. Eine große Höhle. Mindestens so hoch wie das Haus in der Heinrich-Böll-Straße. Wenn so das Ohr des Dionisos war, dann war er sehr groß. Und er war wahrscheinlich ein Elb, weil es ein spitzes Ohr ist.
Jedenfalls gräbt sich diese Höhle mit dem spitzen Dach ca. 75 Meter in den Fels. In einer S-Kurve. Dadurch ist es am Ende des Ganges stockfinster. Und die Akustik ist toll. Es hallt schön. Besser, als in jedem Treppenhaus!



Dann gab es in dem Park noch eine Gladiatorenarena. Man konnte sogar die Zugänge und Tunnel sehen, da die Überdachungen teilweise eingestürzt waren, aber nicht so sehr, dass man sich nicht mehr vorstellen könnte, wie es einmal ausgesehen hat.



Nach einem großen frischgepressten Orangensaft bin ich wieder in den Bus gestiegen und nach Ortigia gefahren, um mir noch ein bisschen Salzluft ins Gesicht wehen zu lassen und zuzuschauen, wie die hungrigen Touristen zu unitalienischen Zeiten Abendessen bestellen.
Als es dunkel wurde war es auch Zeit, zum Bahnhof zurückzukehren.
Mit dem Wetter habe ich übrigens großes Glück gehabt. Es war angenehmes Strickjackenwetter mit bedecktem Himmel, sodass ich nicht in den Schatten fliehen musste, sondern tun und lassen konnte, was ich wollte.

Falls ihr einmal im Süden Siziliens sein solltet, empfehle ich Ortigia. Es ist wunderschön und bietet sich für einen Tagesausflug gerade zu an.

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Sonntag, 25. März 2018
Mädelsabend mit Mon Cheri
Gestern Abend war ich unterwegs. Mit O uns S, mit denen ich Anfang des Jahres bei einem Konzert in Ragusa war. O ist meine Kollegin, mit der ich den Großteil meiner Freizeit verbringe, S ist die Freundin, auf deren Dachterrasse wir im Oktober (oder November?) Mittag gegessen haben.
Und gestern Abend sind wir nach Ragusa gefahren, in ein Restaurant namens Prima Clase, wo ein Freund von S eine Fotoausstellung hatte. Wir haben also erst die Bilder angeschaut und dann Abendbrot gegessen.
Da alle zum Essen Wein bestellt hatten habe ich auch ein Glas getrunken. Als herauskam, dass ich eigentlich gar keinen Wein mag hat S gefragt, was ich sonst so trinke, wenn schon nicht Wein und Bier. Und ohne darüber nachzudenken habe ich gesagt: „Am meisten mag ich Mon Cheri.“
Das fanden alle so lustig, dass S dem Besitzer einer Bar in Modica geschrieben hat, dass wir vorbeikommen würden, wenn er Mon Cheri hat. Er hat versprochen, das zu organisieren und so sind wir nach Modica zurückgekehrt.
Da G (der Barbesitzer) aber erst um 11 in der Bar sein wollte und wir 22:55 Uhr schon da waren haben wir in der Kneipe nebenan gewartet, weil Sizilianer nie pünktlich sind und es (für Süditalienische Verhältnisse) kalt war. Dort habe ich einen Freund von S kennengelernt, der zwei Jahre lang in Berlin gewohnt hat und jetzt wieder hier ist, weil er Zucchinis an Edeka verkauft. (Falls ihr also sizilianische Edeka-Zucchinis kauft, ich kenne, wen der wen kennt. Und die kommen hier ganz aus der Nähe!)
Dann kam die Nachricht, dass G die Bar geöffnet hat und wir sind nach nebenan gegangen, wo es erstmal Popcorn statt Mon Cheri gab, weil der, der die bringen sollte, noch nicht da war. Aber wir konnten am Tresen sitzen, Cocktails trinken und die vielen Flaschen anschauen. Ich habe nämlich eine seltsame Faszination für Flaschen entwickelt. Manche haben tolle Formen oder Etiketten, es geht dabei gar nicht um den Inhalt.



Jedenfalls haben wir uns nett unterhalten und irgendwann kam der Mann mit der Schokolade. G war nämlich nur deshalb zu spät, weil er durch Modica gezogen ist um Mon Cheri für S zu finden.
Die fand das ganze so lustig, dass sie allen erzählt hat, dass mein Lieblingsgetränk Mon Cheri ist.
Irgendwann hat S die Geschichte auch einem Bekannten erzählt, der in einem Kiosk um die Ecke arbeitet. Der hat nur „Wirklich?“ gesagt und uns sein Handy gezeigt, auf dem er eine Nachricht von G hatte, ob es in seinem Kiosk Mon Cheri gibt und ob er welche vorbeibringen könnte. „Das erklärt diese komische Nachricht, ich hab mich schon gewundert!“
Dann hat er seinem Chef geschrieben, dass sie Mon Cheri ordern müssen um die ganzen Touristen eindecken zu können. Und er hat versprochen sich zu melden, wenn die Bestellung da ist.
Und jetzt denken alle, dass ich nur von Schokolade lebe. Was gar nicht stimmt! Ich habe mich bereits mit der Obst- und Gemüsehändlerin angefreundet, die ihr Geschäft gegenüber von der Schule hat. Und das obwohl ich gar nicht so viel erzählen kann (Sprachbarriere und so).

(Mal schauen, ob auf diesem Blog jetzt nur noch Schokoladenwerbung läuft, weil ich das so oft erwähnt habe..!)

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Freitag, 23. März 2018
Schöne Sprache, schwere Sprache
Ich habe seit einigen Tagen einen funktionierenden Fernseher. Also habe ich die letzen Abende versucht, ein bisschen Italienisch zu lernen. Dabei ist mir folgendes passiert:
Es lief der Illuminati-Film. Eine Dan Brown-Verfilmung, die ich schon mehrmals gesehen habe. Also dachte ich mir, dass das ganz gut wäre für den Anfang, da ich ja schon weiß was passiert.
Wie zu erwarten, habe ich einiges verstanden und anderes nicht. An einer Stelle konnte ich jedoch mehrere Sätze hintereinander problemlos verstehen und war sehr stolz auf mich.
Für etwa eine Minute.
Dann ist mir nämlich aufgefallen, warum ich diesen Charakter so gut verstehen konnte: Er war ein Mitglied der Schweizer Garde. Er hat deutsch gesprochen. Natürlich verstehe ich das.

Am nächsten Abend habe ich es mit einem Film Versucht, den ich nicht kannte. "Der ungelöste Fall des Sherlock Holmes" oder so ähnlich müsste der deutsche Titel sein. Sir Ian Mckellen spielt darin einen gealterten Sherlock Holmes im Ruhestand, der versucht, mit seiner beginnenden Demenz umzugehen und gleichzeitig versucht, seinen einzigen ungelösten Fall zu rekapitulieren und in Retrospekt zu lösen.
Das war keine gute Filmauswahl, weil es bei Detektivgeschichten nicht nur oft auf die Wortwahl der Verdächtigen ankommt, sondern auch weil in diesem Film drei verschiedene Zeitspannen parallel erzählt werden.
Trotzdem glaube ich zu wissen, was passiert ist. Ganz sicher bin ich mir allerdings nicht...

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Samstag, 17. März 2018
Besuch
Ich hatte Besuch. S ist aus Oldenburg gekommen um eine Woche im wunderschönen Modica zu verbringen.
Dabei ist mir erst bewusstgeworden, wie sehr ich mich schon an vieles hier gewöhnt habe. Da hat die alte neue Sicht auf alles hier wieder einiges in Perspektive gerückt.
Da ich trotzdem arbeiten musste, haben wir unter der Woche an den Vormittagen Tee getrunken und Gelato gegessen (in der Sonne natürlich, das Wetter ist ganz pünktlich für den hohen Besuch aus Deutschland sonnig geworden!) und an den Abenden in der Stadt Abendbrot (bzw. Abendpizza) gegessen.



Am Samstag sind wir nach Ragusa Ibla gefahren. Das ist die Altstadt der Kreisstadt Ragusa und ich habe schon viel darüber gehört. Also haben wir den Bus genommen und waren nach insgesamt (Wartezeit für den Bus, der nicht gekommen ist mitgerechnet) vier Stunden da. In der Zeit hätten wir die Strecke laufen können. Ungelogen!
In Ibla haben wir den Park erkundet, der dort die Hauptattraktion zu sein scheint. Es gibt darin eine Palmenstraße, eine Kirche, einen Springbrunnen, einen Spielplatz und eine tolle Aussicht.







Nachdem wir auf einer Bank Pause gemacht haben, sind wir durch Ibla gelaufen, um alles im Sonnenlicht sehen zu können. Wir haben frischgepressten Granatapfel-Orangensaft getrunken, mehr Gelato gegessen und waren in einem Laden, in dem es allerlei Handgemachtes von Künstlern der ganzen Insel zu kaufen gab. Und mit „allerlei“ meine ich auch „allerlei“! Von selbstbedruckten Leinentischtüchern über Klamotten und Schmuck zu Puppentheatern und Drahtskulpturen war alles dabei.
Als wir es mit dem Bus zurück nach Modica geschafft hatten, war es für deutsche Verhältnisse schon Abendbrotszeit. Wir waren trotzdem kurz nach 8 die ersten in der Pizzeria. Wir waren schon halb fertig mit dem Essen, als die ersten Italiener eingekehrt sind. So hatten wir dann die Gelegenheit, zu schauen, was andere so bestellen. Zum Beispiel einen Berg Muscheln. Das sah aus, als hätte man einen Fußball in eine Schüssel gelegt und dann mit Muscheln bedeckt. Wer isst so viele Muscheln?
Eine Dame schräg von uns hatte eine Pizza, auf der eine ca. zwei Zentimeter hohe Schicht roher geschnittener Eisbergsalat gestapelt war. Und dann mit orangem Dressing übergossen. Wir haben sie gleichermaßen verwirrt und fasziniert beobachtet und so herausgefunden, dass unter dem Salat sehr viel Käse war. Als hätte sie dem Kellner gesagt: „Bringen sie mir die käsigste Pizza, die Sie sich vorstellen können. Aber lassen sie es gesund aussehen!“

Am Sonntag waren wir am Strand. Wir haben Gelato gekauft (Überraschung!) und sind dann am Wasser entlanggelaufen. Wir sind über Felsen geklettert, haben versucht, die Gezeiten einzuschätzen (Kommen wir hier in einer Weile wieder durch, damit wir den Bus schaffen oder riskieren wir es besser nicht?) und auf einem verlassenen Bademeisterturm Pause gemacht. Wir haben Dackel am Strand ihren joggenden Besitzern hinterherflitzen sehen und kurzzeitig unfreiwillig einen Hund adoptiert. Aber letztendlich sind wir ohne Vierbeiner nach Modica zurückgekehrt.



Was ich aus dieser Woche gelernt habe:
- Ich bin noch lange nicht bereit für Kinder: Parallel zum Vollzeitjob noch jemanden zuhause zu unterhalten ist zwar schön, aber auch anstrengend. Mir hat die Woche irgendwie gereicht. Und das war jemand, der schon alles alleine kann!
- Sizilien ist deutlich wärmer als Deutschland.
- Die Busse hier sind deutlich weniger verlässlich. Ohne Auto ist es manchmal echt frustrierend.
- Da ich nach mehr Informationen fragen musste als sonst, habe ich auch mehr Italienisch sprechen müssen. Und mittlerweile kann ich tatsächlich schon kommunizieren.
- Mein Tagesrhythmus hier ist ganz anders, als all die Jahre zuvor.
Und zu guter letzt:
- Ablenkung von Alltag ist auch ein bisschen Urlaub für MICH.

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Sonntag, 4. März 2018
Schreiben
Ich habe mitbekommen, dass einige von Euch regelmäßig (täglich!) in den Blog schauen und dann Emails schreiben um nach dem nächsten Eintrag zu fragen (wenn nicht pünktlich zum Wochenende etwas hochgeladen wird).
Das mit den Unregelmäßigkeiten liegt zum größten Teil daran, dass ich nicht nur hier schreibe.
Tatsächlich besitze ich drei verschiedene Bücher, in die ich regelmäßig schreibe. Darum kommt dieser Blog an manchen Wochenenden einfach zu kurz.

Zum einen habe ich, was man traditionell als Tagebuch versteht. Darin schreibe ich, wenn mich etwas beschäftigt und mich nicht zur Ruhe kommen lässt. Ich klebe dort auch Fotos und Tickets etc. hinein. In Deutschland habe ich das schon oft versucht, aber nie durchgezogen. Hier funktioniert es irgendwie, auch wenn es teilweise ein dreisprachiges Kauderweltsch ist...
Dann habe ich ein Buch, das mir Oma W. vor einer Weile geschenkt hat. "A few lines a day" oder: "Ein paar Zeilen am Tag". Dort ist jeden Tag ein bisschen Platz, Gedanken festzuhalten. Ich blättere gern darin um zu sehen, was ich vor ein oder zwei Jahren gemacht und gedacht habe. Irgendwann werden darin fünf Jahre festgehalten sein. Bisher habe ich nicht einen Tag ausgelassen!
Zu guter Letzt habe ich noch ein kleineres Büchlein, in dem ich jedes Buch notiere, das ich gelesen habe. Titel, Autor, Kurzbeschreibung und ein paar Dinge, die ich nicht vergessen will.

Ich bin also nicht schreibfaul, ganz im Gegenteil! Ich schreibe jeden Tag! Nicht nur Wörter an Tafeln und Korrekturen in Aufsätze, sondern Texte, Gedanken und Erlebnisse. Zugegeben, manchmal ist auch eine halbe Seite dabei auf der nur sehr groß "WAAAHHHHH! ICH LIEBE MUSIK!!!!!!" steht, aber das muss auch sein, finde ich.
Das will ich euch aber ersparen, so spannend und literarisch wertvoll sind diese Ergüsse nicht. Darum landet nicht alles im Blog. Aber ich halte euch natürlich gern auf dem Laufenden, weshalb ich oft, aber eben nicht immer hier schreibe.

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Klippenwanderung statt Sprachenaustausch
Eine Kollegin und ich haben beschlossen, einen „Sprachaustausch“ zu veranstalten, weil sie Deutsch und ich Italienisch lernen will. Da sie in Marina di Ragusa am Meer wohnt, habe ich beschlossen, sie am Samstag besuchen zu fahren. Da es aber keine Busse nach Marina gibt (zumindest nicht von Modica aus) bin ich Donnalucata gefahren, ein anderer Küstenort, der ganz in der Nähe ist.
Der Busfahrer ist in seinem alten deutschen Nahverkehrsbus die Serpentinen in einem Tempo runtergeprescht, dass ich ab und zu Sorge hatte, dass wir wortwörtlich über das Ziel hinausschießen und aus der Kurve fliegen. Aber Ich bin sicher angekommen. Allerdings 35 Minuten schneller, als es das Internet angekündigt hatte, weshalb ich zum Warten eine Weile am menschenleeren Strand spazierengehen konnte.



Wenn im Winter keine Touristen da sind, kümmert sich niemand um den Strand, weshalb dort unglaublich viel Müll lag. Irgendwo habe ich einmal gelesen, dass die Welt ganz anders aussehen würde, wenn jeder Mensch auf seinem Strand- oder Waldspaziergang sieben Müllstücke mitnehmen und vernünftig entsorgen würde. Also habe ich die größten Teile, die ich finden konnte, entsorgt. Ich finde es einfach unverantwortlich, einen ganzen Strand so verkommen zu lassen, nur weil er drei Monate lang keine Touristen anlockt. Den Leuten hier ist einfach nicht klar, dass der ganze Dreck im Meer, dann in den Tieren und somit sogar auf ihrem Teller landet!
Aber zurück zum Samstag, das hier ist kein WWF-Beitrag.
Meine Freundin M hat mich dort getroffen und wir sind in einen Eisladen gegangen, wo es Eis aus saisonalem, regionalem Obst gibt. Wir haben uns also mit unserem hausgemachten Gelato auf den Weg gemacht, die drei nennenswerten Straßen der Stadt zu erkunden.
Nach zehn Minuten waren wir wieder am Auto und sind zu Klippen gefahren, deren Name das italienische Wort für „zerbrechen“ oder „auseinanderfallen“ ist. Man konnte gut sehen, warum. Der salzige Wind frisst sich durch das Gestein und macht es porös und rissig, wodurch ständig Brocken unterschiedlichster Größe abbrechen und ins Meer fallen. Durch einen engen Felsspalt, der mich an unseren Tschechienurlaub vor vielen Jahren erinnert hat, sind wir bis fast ans Wasser gekommen.

Hier muss man nach unten klettern, wenn man ans Wasser will.

Trotz der drohenden Regenwolken haben wir eine kleine Wanderung angetreten. Immer am Wasser entlang. Über Klippen und Geröll. Dazu das Geräusch der Wellen und der Gischt, die auf die Felsen trifft. Und ein bedrohliches, tiefes Etwas, ein Klang, der Donner oder nur der Wind hätte sein können. Und wir mittendrin. Auf der einen Seite das Meer, auf der anderen verwilderte Landschaft, nur hier und da von einer hüfthohen Steinmauer durchzogen.



Wir haben wilde Kapernpflanzen gesehen. Und Thymian. Und Agaven. Und Buchten, die aussahen, als würden dort nachts Piraten ihre Schätze verbuddeln.



Über eine andere Route, durch die verwilderte Landschaft, über Stock und Stein, sind wir zurück zum Auto gelaufen.



Wir haben Ms Freund F abgeholt und sind in ein Restaurant in Marina di Ragusa gegangen, wo wir Abendbrot gegessen und viel geredet haben.
Am nächsten Morgen haben wir lange geschlafen, unseren Sprachaustausch in Form einiger weniger Post Its erledigt und sind nach einem spärlichen Frühstück durch den Regen nach Donnalucata gefahren. Dort habe ich den Bus zurück nach Modica genommen, wo es wenigstens für den Weg von der Bushaltestelle zu mir nach Hause trocken war.

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Sonntag, 11. Februar 2018
Marsala
Meine Kollegin M. hat mich und G. (eine andere Kollegin) letzte Woche eingeladen, mit ihr und ihrem Freund F. über das Wochenende nach Marsala zu fahren. Dort wollte sie Freunde aus Polen treffen, die zur Zeit durch Sizilien reisen.
Also haben wir uns am Samstagmorgen im verregneten Modica getroffen, wo wir uns ins warme Auto gesetzt haben und losgefahren sind.

Marsala befindet sich am westlichsten Punkt Siziliens, weshalb wir fast fünf Stunden unterwegs waren. Das lag jedoch weniger an der eigentlichen Entfernung, als viel mehr an der Geschwindigkeitsbegrenzung und der Einspurigkeit der „Autobahnen“.
Dafür war der Blick aus dem Fenster jede Extra-Minute wert! Wir sind immer in Küstennähe gefahren, weshalb wir ab und zu einen Blick auf das aufgebrachte Meer hatten. Der Regen hatte nämlich bald aufgehört, aber die Wolken und der Wind wollten einfach nicht verschwinden. Außerdem stehen auf vielen Hügeln und Klippen verlassene Gebäude, verfallene Kloster oder antike Tempel, was der Fahrt einen gewissen Reiseführer-Beigeschmack verliehen hat. Es war großartig!
In Marsala angekommen haben wir unsere Ferienwohnung in Betrieb genommen und die Stadt erkundet. Anstatt durch die Altstadt zu schlendern (wo am frühen Nachmittag eh alles geschlossen hat) sind wir am Meer entlanggegangen. Wir haben der Gischt zugesehen, wie sie über die Felsen springt und die Sukkulenten bestaunt, die auf dem Gestein wachsen.





Wir haben auch Sandstein gefunden, in den Muscheln „eingewachsen“ waren. Als der Stein entstanden ist sind scheinbar mehrere Muscheln intakt geblieben und werden nun von den Gezeiten freigespült. Sowas habe ich noch nie gesehen!
Wir sind durch einen Park, der im Sommer ein Caffeé sein muss zu einem der Stadttore Marsalas gegangen und durch die leergefegte Innenstadt geschlendert (Sizilianer sind keine Nachmittagsmenschen!)
In einer Bar (der einzigen, die offen war) haben wir Tee getrunken und Chips gegessen (das einzige, was man dort zum Mittag essen konnte), während wir auf M.s Freunde gewartet haben.
Als diese angekommen waren und ihr Gepäck in der Wohnung ablegen konnten, haben wir uns auf den Weg gemacht, ein Street Food Restaurant zu finden, dass uns von der Besitzerin der Ferienwohnung empfohlen wurde. Als wir es nach ca. 20 Minuten gefunden hatten hing dort ein Zettel an der Tür, der verkündete, dass der Laden bis Mitte März wegen Urlaub geschlossen war. Also haben wir im nächstbesten Imbiss Halt gemacht und dort unsere erste „vernünftige“ Mahlzeit gehabt.
Dann sind wir noch ein wenig durch die Stadt gegangen und haben uns dann in einer Bar niedergelassen, um den berühmten Marsala-Wein zu kosten.
Wer mich kennt, weiß, dass ich kein Freund von Wein bin. Der Marsala ist aber so süß, dass es gar nicht schmeckt wie Wein. Der süße Pflaumenwein vom Chinesen ist Essig dagegen! Wir haben also an einem zum Tisch umgebauten Fass gesessen und geredet, gelacht und die Lokalspezialität genossen.
Zurück in der Wohnung haben wir uns an den Tisch im Wohnzimmer gesetzt und Karten und Scharade gespielt.
Weit nach Mitternacht haben M., G. und ich beschlossen, etwas zu Essen zu suchen und uns noch einmal in die Stadt begeben. Mit Pizza im Bauch sind wir dann in Richtung Strand gegangen. Dort konnte man das Meer zwar nicht wirklich sehen, aber noch hören. Der Wind war so stark, dass es sich angefühlt hat, als würden millionen winziger Nadeln auf einen einstechen. Also haben wir uns wieder in den Schutz der Häuser begeben und dabei eine Bar mit Livemusik entdeckt. Da wir aber ausreichend müde waren, sind wir nicht stehen geblieben sondern haben uns auf den Rückweg zur Wohnung gemacht.
Dort haben wir dann teenippend im Schlafanzug auf dem Sofa gesessen und geredet, bevor wir irgendwann eingeschlafen sind.

Am nächsten Morgen (Sonntag) haben wir ein schnelles Frühstück in der Küche genommen und sind dann ein Stück weiter nach Norden, in Richtung Trapani gefahren. Dort gibt es nämlich Salzfelder und -Mühlen, die wir uns ansehen wollten. Auf dem Weg dorthin sind wir an einer Gruppe Flamingos vorbeigefahren. Echte Flamingos! Wildlebende Flamingos! Also nicht wild im Sinne von Nasenring und Drachentattoo, sondern einfach freilebend. Die gehören niemandem. Ich dachte, sowas gibt es nur in der Karibik!



An den Salzfeldern konnte man nicht viel machen, außer gucken. Die Salzfelder, wo das Wasser so flach ist, dass es wegdunstet und nur das Salz übrigbleibt. Die Salzhügel, wo das unreine Salz zu länglichen Hügeln von ca. 3mx3mx6m aufgeschichtet wurde. Einige davon waren mit Ziegeln abgedeckt, damit das Salz nicht davonweht oder vom Regen weggespült wird, andere waren den Elementen ausgesetzt. Dann waren da noch die Salzmühlen, die kleiner waren, als deutsche Windmühlen und der Gegend einen niederländischen Touch verliehen haben.





Wir haben in der Gegend gepicknickt, Schafe und ihren Schäfer beobachtet, Dattelpalmen bestaunt und sind einen langen Steg auf- und abgelaufen.
Als wir genug Vitamin D getankt hatten (im Gegensatz zum Vortag hatten wir einen blauen Himmel mit Schäfchenwolken, die hin und wieder vor die Sonne gesprungen sind um uns vor Sonnenbrand zu schützen) haben wir uns auf eine Mission begeben: Zurück zu den Flamingos zu fahren und nah genug dranzukommen, um ein gutes Foto ohne unnötig viel Zoom machen zu können.
Also sind wir zurück in Richtung Marsala gefahren, wo wir auf halber Strecke das Auto abgestellt haben und uns zu Fuß und mit Kameras bewaffnet auf Flamingojagd begeben haben. Wir sind also auf den Wegen zwischen den Salzfeldern auf sie zugelaufen und mussten nur noch ein kleines Stückchen weiter, um nicht gegen das Licht zu fotografieren, da sind sie auf einmal weggeflogen. Einfach so. Bevor irgendwer ein Foto aus der Nähe machen konnte…



Zurück in Marsala haben wir in der gleichen Bar wie am Vortag Tee getrunken, bevor wir unsere Sachen gepackt und ein letztes Stück nordwestsizilianische Pizza gegessen haben.
Auf der Fahrt zurück nach Modica war es schon lange dunkel. Aber da wir bei klarem Himmel nach Südosten gefahren sind und ich auf der Beifahrerseite saß hatte ich beinahe die gesamte Fahrt über einen freien Blick auf den großen Wagen, der wie ein treuer Begleiter immer an meiner Seite blieb. Und dann der Mond! Der sah viel größer aus als sonst. Und statt dem üblichen Silber war er fast Kupferfarben. Dabei war der Supermond doch eigentlich am 31. Januar!
Kurz nach Mitternacht war ich zuhause, habe Mond und Sternen eine gute Nacht gewünscht und mich schlafen gelegt.

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Samstag, 27. Januar 2018
Ein Abend zu fünft
Gestern nach der Arbeit bin ich nicht nach Hause gegangen, sondern mit den anderen Lehrerinnen nach Marina di Ragusa gefahren wo eine von ihnen lebt. Wir haben unterwegs Pizza geholt und sind dann damit bei ihr eingekehrt.
Wie wir so alle nach einem langen Tag in Gedanken versunken beim Essen saßen fiel mir plötzlich auf, dass wir alle verschiedene Nationalitäten haben: Litauisch, Polnisch, Englisch, Italienisch und Deutsch. Fast wie in einem Hauptstadthostel!
Wir hatten einen tollen Abend: Die Polin hatte hausgemachte Schnäpse von ihrem Opa da und da durften wir kosten. Irgendwann wurde es aber zu warm in dem kleinen Wohnzimmer und wir haben einen Spaziergang gemacht. Zum Meer.
Von der Wohnung aus läuft man keine fünf Minuten zum Strand. Wir sind also lange nach Mitternacht noch im Licht der Straßenlaternen am Wasser entlangspaziert und haben den Wellen zugehört.
Dann haben wir zu dritt in der Gästewohnung übernachtet und am nächsten Morgen staunend auf dem Balkon gestanden. Am Abend war es nämlich viel zu dunkel, um irgendetwas zu erkennen, aber im Tageslicht konnte man direkt aufs Meer schauen. Vor allem vom Balkon unter dem Dach aus!
Der Himmel war zwar bedeckt, aber an einigen Stellen war die Wolkendecke aufgebrochen und hat orange-rosa Sonnenstrahlen durchgelassen, die dann auf das Wasser gefallen sind und es blaugrün statt graublau gefärbt haben. Und man konnte die Wellen hören. Einfach so. Wie auf einer Yoga-CD, nur ohne die Klangschalengongs und die Streicher. Wunderschön!
Dann sind wir übermüdet in die Schule gefahren, um an einer Weiterbildung teilzunehmen.

Was ich an diesem Abend gelernt habe:
- Auberginen gehören auf Pizza,
- polnische Orangen machen leckeren Schnaps,
- es ist egal, woher man kommt, solange man zusammen lachen kann und
- nächtlich Strandspaziergänge mit guten Freunden können gar nicht überbewertet werden

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Dienstag, 23. Januar 2018
Deutsche Sprache schöne Sprache
Ich habe meinen heutigen Tag mit einer Deutschstunde beendet. Und wie das so ist, wenn man eine Sprache unterrichtet, muss man manche Wörter einfach erklären.
So zum Beispiel heute:
Das Wort „Sehenswürdigkeit“. Es beschreibt etwas, das es würdig ist, gesehen zu werden. Es ist den Umweg, die Reise wert. Es ist unserer Zeit würdig. Es ist es wert, gesehen zu werden.
Meine Deutschschülerin war fasziniert.
Dann ist das Wort „gewöhnungsbedürftig“ aufgekommen. Es beschreibt einen Umstand, der einiger Gewöhnung bedarf. Es ist nicht wirklich gut, aber aus Mangel an Alternativen muss es wohl reichen. Und irgendwie wird man sich schon damit arrangieren können.
Auch das Wort „Kinderwagenbettwäsche“ haben wir besprochen. Es bezeichnet die Wäsche für das Bett in einem Wagen für Kinder. Doch im Deutschen macht man einfach ein Wort daraus und überlässt die Nicht-Muttersprachler ihrem eigenen Schicksal.
Glücklicherweise mag meine Schülerin solche Worte. „Das liebe ich an der deutschen Sprache“, hat sie vorhin zu mir gesagt, „dass man einfach Wörter zusammenhängen kann und ein neues entsteht.“
Falls also jemand von euch ähnlich schöne Wörter kennt, könnt ihr mir diese gerne mailen, ich reiche sie dann weiter.
(Das klingt wie eine Walter Moers-Geschichte. Ein kleines Männchen, dass Wörter sammelt um diese an andere weiterzugeben, dich nicht so viele haben. Immer auf der Suche nach den schillernsten von allen. Oder auf der Suche nach denen, die auf den ersten Blick nach nicht viel aussehen und erst nach eingehender Betrachtung ihre Schönheit enthüllen)

So, jetzt freue ich mich jedenfalls auf mein Abendbrot. Wobei mein Abendbrot, das eigentlich eine Abendsuppe ist... Auch mein Frühstück ist nicht wirklich ein „Stück“, zumindest habe ich noch nie gehört, dass jemand „ein Stück Müsli“ zum Frühstück isst.
Frühstück und Abendbrot. Das sind doch schonmal zwei Wortschätze zum Weiterreichen.

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Sonntag, 21. Januar 2018
Viva Venedig?
Ich habe bereits erzählt, dass es in der Nähe der Innenstadt ausgetrocknete Flussbetten gibt (Siehe Blogeintrag über den Parkspaziergang mit Schafen und Ziegen) und nun erfahren, was es damit auf sich hat.
Modica galt früher als das „Venedig des Südens“. Statt Straßen gab es nämlich Flüsse. Und viele Brücken. Bis es im September 1902 vier Tage lang geregnet hat und die Innenstadt unter Wasser stand. Mehrere Menschen sind dabei ums Leben gekommen und so hat die Stadt beschlossen die Flüsse umzuleiten (also weitläufig um die Stadt herum) und die Flussbetten in der Innenstadt in Straßen zu verwandeln.
Heute ist kein Zeichen mehr von den ehemaligen Flüssen in der Stadt selbst zu sehen. Nur eine einzelne Plakette an einer Hauswand erinnert noch an das Hochwasser.
Doch statt die Flussbetten einfach zuzuschütten hat man sie beibehalten und die Straße praktisch draufgelegt. Bei starkem Regen fließt das Wasser also immer noch durch die Stadt. Nur eben unterirdisch, wo es niemand sieht. „Wasser sucht sich seinen Weg.“, soll Opa D immer gesagt haben. Und Modica ist ein gutes Beispiel genau dafür.


Die Überflutung:





Leider konnte ich nur ein nachcoloriertes Bild finden, auf dem Modica direkt nach der Flut zu sehen ist:




Heute ist die Innenstadt asphaltiert. Man erkennt das Gebäude von den anderen beiden Bildern an den Bögen.

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Sonntag, 7. Januar 2018
Stromausfall
Vorhin habe ich beschlossen, ein heißes Bad zu nehmen, weil ja Winter ist. Im Herbst habe ich das schonmal gemacht und gemerkt, dass „heiß“ eher nicht zustande kommt in diesem Haus und mir überlegt, parallel zum Wasserhahnwasser heißes Wasser aus Wasserkocher und Kochtopf dazuzugießen.
Als die Wanne eine Handbreit voll war, viel auf einmal der Strom aus. Was in dieser Wohnung ewige Dunkelheit bedeutet, da die Fensterläden fast immer zu sind. Ich habe also nach meinem Handy getastet und die Taschenlampenfunktion eingeschaltet und bin dann zum Schaltkasten gegangen, der für mein deutsches Verständnis völlig in Ordnung war.
Also bin ich raus auf die Straße gegangen um zu schauen, ob die Nachbarn Licht haben. Das konnte ich aber nicht feststellen, weil man ja hier (wie bereits erwähnt) immer die Fensterläden zu hat. Die Straßenlaternen waren an, aber das konnte natürlich auch an einer extra Leitung liegen.
Ich habe dann begonnen, Kerzen anzuzünden und meiner Vermieterin zu schreiben. Da die sich nicht zurückmeldete und ich immer noch warmes Wasser in der Wanne hatte habe ich spontan mein Wannenbad in ein Fußbad umbenannt und mich mit meinem eBook ins Bad gesetzt. Glücklicherweise kann sich das eBook nämlich selbst beleuchten und so hab ich auf dem Wannenrand gesessen, bis das Wasser kalt war.
Meine Vermieterin hatte immer noch nicht geantwortet und ich habe einer unserer Sekretärinnen geschrieben, worin mein Problem bestand. Die hatte nach wenigen Minuten geantwortet und vorgeschlagen, ich solle doch mal in dem ANDEREN Sicherungskasten den Schalter nach oben legen.
Nun zu dem zweiten Sicherungskasten: während der erste für mich normal aussieht und in Brusthöhe angebracht ist, befindet sich der zweite ca. 1,90 Meter über dem Boden. Für die meisten Sizilianer also unerreichbar. Außerdem hat er statt vieler kleiner Schalter für die verschiedenen Räume nur einen einzigen. Und dieser eine Schalter sieht so aus, als könnte man damit ein Raumschiff starten. Dazu kommt, dass dieser Kasten eine digitale Anzeige hat, die mir Wörter anzeigen musste, die ich auch mit Leo nicht sinnvoll verbinden konnte.
Wie eine richtige Große habe ich also die Zähne zusammengebissen und den Raumschiffschalter umgelegt. Und-

… sofort fing mein Kühlschrank wieder an zu brummen.
Daraufhin habe ich alle Lichtschalter und Wasserhähne ausprobiert (hier geht nämlich auch das Wasser nicht, wenn der Strom weg ist) und meine kleine Standheizung angeschaltet, damit ich heute Nacht nicht frieren muss.
Und die Moral von der Geschicht: ein heißes Bad, das gibt´s hier nicht.
Ich werde also nachher nur duschen und dann im Bett lesen.

Diese Zeilen schreibe ich übrigens im Kerzenlicht, weil ich mir Kerzen eine gute Stunde lang schöngeredet und mich gerade damit abgefunden hatte, heute keine Lampe mehr benutzen zu können.

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Dinner for Italians
Ich bin am Dienstagmorgen über Stuttgart nach Catania geflogen, weil ich am Nachmittag (17:30 Uhr) wieder vor der Klasse stehen sollte. Ich wusste, dass das knapp werden würde, weil ich 14:30 Uhr in Catania landen würde, der Bus nach Modica aber schon um 14:45 Uhr abfährt.
Wir sind tatsächlich um 14:28 Uhr aus dem Flugzeug gegangen, womit kurzzeitig niemand gerechnet hätte. Als wir die Küste Siziliens schon sehen konnten sind wir plötzlich Schlangenlinien geflogen. Es hat sich angefühlt, als würden sich zwei Leute im Cockpit um den Steuerknüppel streiten und in verschiedene Richtungen fliegen wollen. Im Rückblick kann es auch an Wind oder Ähnlichem gelegen haben. Dazu kam ein eher großes Luftloch und dass wir schon ziemlich tief flogen, als wir über dem Strand waren. Aber letztendlich sind wir sicher angekommen.
Mein Gepäck hatte ich um 14:48 Uhr, an der Bushaltestelle war ich um 14:50 Uhr und da Fernbusse leider sehr pünktlich sind (zumindest meiner bisherigen Erfahrung nach) hatte ich den Bus verpasst. Der nächste fuhr um 15:10 Uhr, aber nicht nach Modica, sondern nach Ragusa, was mit dem Auto ca. 15 Minuten von meiner Schule entfernt liegt.
17:05 Uhr war ich in Ragusa.
17:10 Uhr hat mich meine Chefin abgeholt.
17:25 Uhr war ich in der Schule.
17:30 Uhr stand ich vor der Klasse.
Weil ich keine Zeit hatte, in irgendein Lehruch zu gucken und Aufgaben herauszusuchen habe ich mit meinen Schülern Dinner for One geschaut. Und besprochen. Und diskutieren lassen.
Ohne Pause hatte ich danach die nächste Gruppe zu unterrichten. Wir haben dasselbe gemacht. The same procedure as last lesson, Hannah? The same procedure as every lesson, reader!
Am Mittwoch hatte ich eine Gruppe Teenager. Da habe ich dasselbe machen lassen. The same procedure as last lesson, Hannah? The same procedure as every lesson, reader!
Am Donnerstag kamen meine Erwachsenen. Ihr erratet es sicher schon. Wir haben Dinner for One geguckt. The same procedure as every day.
Was ich beobachten konnte: Ob zwölf oder Mitte Fünfzig, je betrunkener James wird, desto lustiger wird es für alle. Außerdem kann man gut „buff“ sagen, eine Sekunde bevor James gegen den Tiger läuft.
Was ich gefragt wurde:
-Und ihr seht das JEDES Jahr?
-Warum guckt ihr das auf Englisch?
-Immer an Sylvester oder generell um den Jahreswechsel drum rum?
-Guckt ihr das um Mitternacht? Oder am Morgen?
Generell kann man sagen, dass alle ihren Spaß hatten, aber ich wohl niemanden dazu bekehren konnte, künftige Sylvesterabende mit James und Miss Sophie zu verbringen.

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Sonntag, 10. Dezember 2017
home SWEET home oder Chocomodica
Modica ist in ganz Sizilien bekannt für seine Schokolade. Das liegt daran, dass die Stadt von den Spaniern besetzt war, als Kolumbus und Kumpanen mit Kakao aus Lateinamerika zurückgekommen sind. Darum gibt es hier Schokoladenläden und-museen, die nicht nur die Touristen anlocken, sondern auch von den Einheimischen heimgesucht werden.
Dazu muss man sagen, dass modicanische Schokolade nicht so ist wie die, die man in Deutschland (und den meisten Orten der Welt) kaufen kann. Der Zucker wird hier nämlich nicht mit der Kakaomasse verschmolzen. Darum hat man kleine Zuckerkristalle, die der Schokolade eine ganz eigene Textur geben und erst im Mund schmelzen. Dazu kommt, dass man sich hier anscheinend an keinerlei Regeln halten muss, wenn es um Geschmackskombinationen geht. So gibt es von Vollmilch bis Thymian alles. Thymian! In Schokolade!

Von arancia (Orange) bis Zitrone.
Mit Stückchen oder ohne.
Schokolade wo ich wohne.
Zum Schluss ein Satz mit „Krone“.
(Nicht mein bestes Gedicht, aber wahrscheinlich das schnellste.)

Und dieses Wochenende war Chocomodica, das alljährliche Schokoladenfestival.



Es findet immer um diese Zeit statt (im Sommer würde die Schokolade schmelzen!) und lockt so viele Leute auch aus anderen Städten an, dass es spezielle Überlandbusse nur für dieses Wochenende gibt.
Die Innenstadt selbst wird vom Rest der Welt abgeriegelt, mit Betonblöcken quer über die Zugangsstraßen. Ich weiß nicht, ob das wegen der vielen „Fahrzeug-in-Menschenmenge“-Terrorangriffe ist, oder weil die Innenstadt eine einzige Fußgängerzone wird. Jedenfalls sind im Zentrum plötzlich Fußgänger statt Autos, Bühnen statt Bussen und Schokoladenstände wo normalerweise nur Fußweg ist.



Neben Schokolade kann man auch Antiquitäten und Handgemachtes kaufen. So habe ich beispielsweise zwei Paar Ohrringe erbeutet und beinahe auch eine Handtasche, die praktisch das Taschenequivalent zum Kettenhemd ist, aber letztendlich 270€ kosten sollte. Für 250 weniger hätte ich sie genommen!
Jedenfalls hatten wir viel Spaß, viel zu gucken, viele Leute zum Italienisch-Üben und immer etwas zum Staunen.
Zum Beispiel die Schokoladenskulpturenausstellung, in der es das Schlumpfenland aus Schokolade gab.


Und Werkzeug.


Und eine Küche.


Und (natürlich, weil bald Weihnachten ist) ein Krippenspiel.


Und allerlei abstraktes Zeugs… und einen Pferdekopf. Wahrscheinlich der einzige Pferdekopf, neben dem man nicht ungern aufwacht (Anspielung auf Der Pate I).
Wer also Lust auf Schokolade hat (ausgefallen oder gewöhnlich) kann gern vorbeikommen, nicht nur zur Chocomodica.

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Samstag, 9. Dezember 2017
Zurück ans Meer
Ich war gestern wieder am Meer. Weil es Dezember ist. Und warm. Wir sind wieder mit dem Bus nach Pozzallo gefahren (weil das der einzige Strandort ist, an dem man Sonn- und Feiertags mit dem Bus kommt) und haben Gelato gekauft. Dann sind wir immer am Wasser entlanggelaufen, haben einen Strand entdeckt, den wir beide noch nicht kannten und ich habe Muscheln gesammelt.





Es waren um die 17/18°C, bis die Sonne untergangen ist. Im DEZEMBER!
Nach ungefähr fünf Stunden haben wir in die weihnachtlich dekorierte Stadt gegangen und haben uns in ein Café gesetzt und Tee getrunken, bis wir uns wieder zur Bushaltestelle begeben haben.



Ich war zwar nicht mit den Füßen im Wasser (ich will so kurz vor meinem Urlaub nichts riskieren, ich will Weihnachten nicht krank sein!) aber mit der Hand. Das Meer hatte ungefähr „Ostsee-im-Sommer“-Temperatur.
Auch heute bin ich wieder durch Modica gelaufen und kann gar nicht richtig glauben, dass es Mitte Dezember ist und ich nicht mal meine Jacke zumachen muss. Zumindest nicht tagsüber. Ich glaube, wenn ich wieder in Berlin bin, werde ich ganz schön mit dem plötzlichen Temperaturwechsel zu kämpfen haben…

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Dienstag, 5. Dezember 2017
Fotos
Heute hatte früh Schluss, 19.30 Uhr. Und dann hat auch noch einer der Sekretärinnen angeboten, mich und O. mit nach Modica Bassa zu nehmen, sodass ich um 20.30 Uhr zuhause war, statt um neun.
Jetzt habe ich also unerwartet Zeit und Ruhe, um die Stadtlichter-Bilder hochzuladen.
Ich weiß, dass es nicht die beste Bildqualität ist, aber mehr bekommt mein Telefon bei Nacht nicht hin.





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