Dienstag, 3. September 2019
Meine erste Asamblea
Heute haben wir den Tag mit einer Asamblea begonnen. Keiner von uns neuen konnte sich etwas darunter vorstellen. Wir wussten nur, dass es eine Versammlung auf dem Sportplatz gibt bei der für alle Anwesenheitspflicht besteht. Und das jeden ersten Montag im Monat.
Wir haben also vor dem Unterricht die Kinder eingesammelt und uns auf dem Sportplatz aufgestellt. Und dann ging es los.
Zur Marschmusik liefen fünf uniformierte Mädchen im Gleichschritt sehr synchronisiert einmal im Rechteck. Eines rief dabei rechtzeitig Kommandos, damit alle gleichzeitig abbiegen konnten. Die vorderste trug die mexikanische Flagge an einer Stange die ungefähr so lang war wie sie selbst groß. Dann folgte eine zweite Gruppe von Mädchen, das gleiche Programm, diesmal mit der deutschen Flagge. Dann standen beide Grüppchen in der Mitte und die Nationalhymnen wurden gesungen. Erst die mexikanische, dann die deutsche. Bei der deutschen haben auch die Mexikaner mitgesungen. Es hat sich sehr seltsam angefühlt. Für mich ist die deutsche Nationalhymne das, was man vor einem Fußballspiel singt. Aber selbst da hat nur eine Minderheit tatsächlich die Hand auf der Brust.
Mal schauen ob sich das am Ende des Schuljahres irgendwie normal anfühlt…

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Montag, 2. September 2019
Elternversammlung und Sprachprobleme
Die erste Woche hatten wir gerade hinter uns und waren eigentlich völlig fertig. Doch die ersten Elternversammlungen standen an. An einem Samstag. Eigentlich hatten Mi, G und ich überlegt, wegzufahren, aber das hatte sich dann erledigt. Wenigstens konnten wir nach dieser Woche (die erste Woche ist fast immer die anstrengenste, vor allem wenn man neu an der Schule ist) endlich ausschlafen, den Samstag rumgammeln und dann abends entspannt in der Schule ankommen. Dachten wir. Am Donnerstag stellte sich dann heraus, dass der „Elternabend“ ein „Elternmorgen“ ist und die ersten Gruppen schon um 9:00 Uhr anfingen. Also wieder früh aufstehen.
Obwohl ich keine Klassenlehrerin bin musste ich hin. Denn an so einer Privatschule stellen sich auch die Fachlehrer in allen Klassen vor. Darum bin ich schon am Freitag allen Klassenlehrerinnen hinterhergerannt um herauszufinden, wann ich in welcher Klasse sein kann. Ich hatte mir einen eng getakteten Zeitplan gemacht und war entschlossen, diesen einzuhalten. Und ich habe es geschafft!
In jeder Klasse hatte ich planmäßig fünf, realistisch gesehen eher 10 Minuten Zeit, den Eltern zu sagen wer ich bin, wie sie mich erreichen können (Schulemail, in Deutschland gibt man seine Mailadresse nicht einfach so raus! Zumindest nicht an den staatlichen Schulen), wann meine Sprechstunde ist (falls jemand mit mir reden möchte) und dann erklärt, wie sich die Noten zusammensetzen. Alles auf Spanisch. Ich habe zwar viel zu schnell geredet aber alle schienen mitbekommen zu haben, was ich ihnen sagen wollte. Dann kamen Fragen. Ich habe nicht alle sofort verstanden.
Das Problem mit Leuten, die nie eine Fremdsprache gelernt haben ist, dass sie nicht wissen, wie man mit einem Menschen redet, der die Sprache nicht beherrscht. Bittet man sie, die Frage/ die Aussage zu wiederholen passiert folgendes:
1. sie sprechen lauter. Das hilft nicht wirklich, es sei denn man steht am Bahnhof oder einer befahrenen Straße.
2. sie fügen eine Erklärung hinzu. Das hilft auch nicht. Wer sich in einer Sprache nicht sicher fühlt geht im Redeschwall der anderen unter.
3. sie schmücken den ursprünglichen Satz aus. Jetzt weiß der Sprachenlerner nicht, was wirklich wichtig für die Kernaussage war, auf welche Wörter er sich konzentrieren soll.
Stattdessen wäre es besser man würde
1. langsamer sprechen. Das ist wichtig und wird von Muttersprachlern oft unterschätzt.
2. den Satz genauso wiederholen, eventuell sogar Nebensätze weglassen oder die Satzstruktur vereinfachen.
3. ganz zur Not nur Person, Verb, Substantiv sagen. Das reicht meistens aus, um die Bedeutung eines Satzes zu vermitteln.
Das wussten die Eltern aber nicht. Irgendwie haben wir es trotzdem hinbekommen.
In einer der Versammlungen saßen auch einige meiner Schüler, da beide Elternteile in der Schule waren und zuhause niemand aufpassen konnte. Als ich dabei war, die prozentuale Notenzusammensetzung zu erklären hat einer meiner Schüler scharf eingeatmet: „Die spricht ja spanisch!“, da habe ich mich heimlich gefreut.
Als ich in allen Klassen fertig war habe ich mich in einen leeren Raum zurückgezogen und mich über meinen Sieg über die spanische Sprache gefreut.
Plötzlich kam eine Nachricht von einer anderen Lehrerin. Ich habe einige ihrer Schüler in einer anderen Gruppe, die aus Kindern verschiedener Klassen zusammengesetzt ist. Aber die Eltern wollten mich trotzdem kennenlernen. Also bin ich so schnell wie möglich vier Gebäude weiter in ihr Klassenzimmer gestürmt, um mich, diesmal komplett unvorbereitet, vorzustellen.
Als ich das dann auch hinter mir hatte hat mir beim Rausgehen eine der Mütter gesagt: „Das ist toll, dass Sie vier Sprachen sprechen.“
„Wieso vier?“
„Na Sie unterrichten Deutsch und Englisch und dann sprechen Sie auch noch Spanisch und Italienisch. Das ist doch toll!“
Ich wäre am liebsten im Boden versunken. Mein Gehirn kann immer noch nicht zwischen spanisch und italienisch differenzieren und wirft die beiden immer noch durcheinander. Anscheinend deutlich öfter als mir bewusst ist. Ich dachte, ich hätte mich ganz gut geschlagen. In Retrospekt war das, was ich erzählt habe wahrscheinlich um die 35% italienisch. Aber damit müssen die Eltern klarkommen. Darum unterrichte ich schließlich kein Spanisch. Falls sie Fragen haben können sie mir ja eine Email schicken.
Danach war ich mit Kollegen in einem Café und habe eine Waffel mit Schokoeis gegessen, dann war alles wieder gut.

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Samstag, 24. August 2019
Vorbereitungswoche
Nächste Woche geht die Schule los. Darum haben wir diese Woche mit Planung, Versammlungen und Kennenlernen verbracht.
Am Montag bin ich mit Mi per Uber (eine Art privates Taxiunternehmen) zur Schule gefahren. Wir mussten unterwegs eine Schranke passieren, da die Schule in einem privatisierten Viertel liegt, das eingezäunt ist und bewacht wird. Davon gibt es viele in diesem Teil der Stadt. Wer es sich leisten kann, lebt hinter einem Zaun. Für Deutsche klingt das sehr komisch, aber dieses US-amerikanische Konzept ist hier eine Art Statussymbol.
Nach der Schranke sind wir in Serpentinen durch einen tropisch anmutenden Wald hinunter in ein Tal gefahren, von dem man außerhalb der Zäune nichts ahnt. Dort unten befindet sich die Schule. Ein riesiges Areal von mehreren Hektarn, definitiv größer als der Unicampus in Erfurt oder der Brosepark in Berlin. Ich war sofort sehr beeindruckt, obwohl ich schon Bilder auf der Website gesehen habe. (Die beiden habe ich aber selbst gemacht)





Zuerst hat Mi mich mit ins Administrationsgebäude genommen (Hier gibt es nicht nur eine Sekretärin. Es gibt so viele Leute in der Administration, dass es einen Anmeldetresen gibt, wo man fragen kann, wer verfügbar bzw. wofür verantwortlich ist.) Dort haben wir bei Puppi, die natürlich auch einen „normalen deutschen Vornamen“ hat (den aber niemand benutzt) Dokumente abgegeben, die sie für unsere Visumsbeantragung benötigt. Darum kümmert sich zum Glück die Schule, sonst würden wir bei all den Dokumenten niemals durchsehen, zumal die alle ausschließlich auf Spanisch sind.
Um 9 sollten sich alle Lehrer im Lehrerzimmer treffen. Das ist aber wegen Bauarbeiten gesperrt. Das dauert länger als gedacht, hauptsächlich weil zu spät mit dem Umbau begonnen wurde. Willkommen in Mexiko.
Ich hatte am Sonntag einen Kuchen gebacken und einer unserer mexikanischen Kollegen hat sich SOFORT bereiterklärt darauf aufzupassen, wenn ich ihn neben ihm abstelle. Ganz selbstlos natürlich!
Wir haben viele Kollegen schon vor der ersten Versammlung und auf dem Weg zum Raum kennengelernt. Es gibt nämlich mehrere Gebäude und die Wege sind teilweise recht lang. Und natürlich lag der Ausweichraum für das Lehrerzimmer am anderen Ende des Campus.
In der Versammlung saßen alle 102 Lehrer und Erzieher in einem Raum und wir Neuen (Mexikaner und Deutsche) wurden kurz vorgestellt. Es gab ein paar generelle Informationen und dann sind wir mit Herrn Q in sein Büro gegangen. Er hat uns als Schulleiter willkommengeheißen, die Schule und Ihre verschiedenen Leitungsorgane erklärt und uns dann den Campus und alle Gebäude gezeigt. Nur die Schwimmhalle nicht, dafür war keine Zeit mehr. Als erstes wurde und Don R vorgestellt. „Der wichtigste Mensch der ganzen Schule. Ich vertraue diesem Mann blind und bedingungslos.“, hat Herr Q über den Schulpolizisten gesagt, „Er weiß immer wer wann kommt und geht, wer auf dem Gelände ist und wer nicht. Er kennt alle und niemand hinterfragt seine Autorität. Er schmeißt hier den Laden.“ Zurück in Herr Qs Büro haben wir den Kuchen angeschnitten und unter uns neuen Deutschen aufgeteilt. Die neuen Mexikaner haben eine Extraveranstaltung auf Spanisch bekommen, aber dafür keinen Kuchen. Ein Stück war noch übrig, das habe ich Puppi gebracht. Wer viel Papierkram macht verdient auch mal ein bisschen Kuchen.
Außerdem haben wir von Herrn Q Listen bekommen, welche Klassen wir in welchen Fächern unterrichten, aber noch keine Stundenpläne. Ich habe vierte bis sechste Klassen. Hauptsächlich in Deutsch, aber auch in Englisch. Das wird spannend, weil ich mit Klassen 5 und 6 noch keine Erfahrung habe…
Nach dem Treffen habe ich Ma und S getroffen, zwei deutsche Lehrer, die schon seit Jahren hier arbeiten. Die beiden unterrichten Deutsch in den gleichen Klassenstufen wie ich und konnten mir Fragen bezüglich Lehrbüchern, Deutsch als Fremdsprache und allem anderen beantworten.
Ich habe auch A kennengelernt, eine mexikanische Deutschlehrerin, die auch in diesem Jahr anfängt. Sie hat angeboten mich und Mi nach Hause mitzunehmen, weil sie in der Nähe wohnt. Sie war die ganze Woche über unsere Mitfahrgelegenheit und ist in den letzten Tagen eine gute Freundin geworden.
Am Dienstag hat sie uns morgens an der Hauptstraße aufgesammelt und zusammen (A, Mi und ich) sind wir zur Schule gefahren. Am Morgen hatten wir ein dreistündiges Technikseminar. Das war für alle Kollegen über 40 bestimmt nützlich, aber wir „Jungen“ haben nur halb zugehört und miteinander um die abstruseste Zusammenstellung von Animationen konkurriert.
Mittags hat uns Me, eine weitere Deutschlehrerin erklärt, wie sich die Noten der Schüler zusammensetzen und dass wir Fachlehrer uns beim ersten Elternabend in jeder Klasse, in der wir unterrichten, vorstellen sollen. Aus dieser Besprechung musste ich früher raus, weil ich im Anschluss eine Veranstaltung mit allen Deutschlehrern hatte. Darin haben wir Ideen gesammelt, wie man die Schüler dazu motivieren kann, mehr Deutsch zu sprechen. Es war sehr interessant zu sehen, welche Ansätze die Schule verfolgt.
Mittwoch sollte es auch wieder ein Technikseminar geben. Als erstes wurde uns dort jedoch gesagt, dass wir die Laptops gleich wieder runterfahren können, weil wir sie nicht brauchen werden. Es stellte sich dann heraus, dass es ein Design-Seminar war. Das ultimative Ziel war es, uns zu verdeutlichen, dass man Innovationen auf den Nutzer zuschneiden muss. Also seinen Unterricht an die Schüler anpassen. Um zu dieser Erkenntnis zu gelangen haben wir Stühle beschrieben, gezeichnet, aus Knete hergestellt und dann den anderen Lehrern vorgestellt.


Unser Entwurf


Unser Modell

Der Assistent des IT-Spezialisten, der das Seminar geleitet hat, hat dann das Gewinnerteam gekührt. Dieses Team hat dann ein Notizbuch gewonnen. Nicht eins für jeden. Eins für alle. Da lernt man doch neben Kooperation sogar noch das Teilen, richtig gut!
Nach diesen drei Stunden hatten wir eine Versammlung aller Grundschullehrer. Es ging um das Unterrichtskonzept der Grundschule und um Sicherheitsmaßnahmen. Was passiert, wenn es brennt? Bei Erdbeben? Oder (weil man nie ZU vorbereitet sein kann) ein Bus aus den Serpentinen fliegt und ins Tal hinab auf die Schule zukullert? Voraussichtlich gibt es etwa einmal im Monat einen Probealarm. Für das ganze Schulgeld, dass die Eltern bezahlen, wollen sie ihre Kinder schließlich auch sicher wissen.
Anschließend haben sich die Englischlehrer aller Klassenstufen zusammengesetzt und Projekte, Lektüren und Organisatorisches besprochen. Ich habe auch die Koordinatorin für Englisch in der GS (Grundschule) kennengelernt. Sie ist eine erfahrene Lehrerin, die seit 20 Jahren an der Schule unterrichtet und uns sofort ihre Mailadresse gegeben hat.
Donnerstagmorgen hat damit begonnen, dass wir die Bücher für die Schüler aus Kisten geholt, abgezählt und gestapelt haben. Damit hätten wir uns schon vor 9 Uhr morgens eine Dusche verdient. Aber das ging nicht, ich hatte einen Zeitplan. Nach einer Stunde Bücherräumen hatte ich ein Treffen mit den Deutschlehrern der vierten und fünften Klassen, danach mit den Deutschlehrern der sechsten Klassen und der GS-Verantwortlichen. Dann mit den Englischlehrern der GS. Alles jeweils eine Stunde.
Dann gab es wie am Montag eine Versammlung aller Lehrer. Es gab einen kurzen Vortrag über Datenschutz, Vorstellung verschiedener Komitees und Werbung neuer Mitglieder und endlich auch die Stundenpläne.
Danach habe ich noch bei den IT-Leuten ein Problem mit meiner Arbeitsemailadresse geklärt und mich an den Schulcomputern registriert (und den Drucker ausprobiert!).
Am Freitag gab es eine Fortbildung. Also offiziell. Inoffiziell war es eher eine teambildende Maßnahme. Alle Lehrer, Erzieher, Angestellte und sogar der Vorstand haben sich in einem Restaurant zum Brunch getroffen. In einem sehr mexikanischen Restaurant.






(Ich habe keine Ahnung warum die Seite manche Bilder dreht. Ich hoffe, dass es sich wie beim Türschildbild von alleine regelt...)

Viel dunkles Holz, bunte Wände und Deko, Bilder aus Perlen auf Säulen, ein Innenhof mit Palmen und Wasserfall, Steinöfen in Form von Sombreros, eine riesige Glasvitrine voller Tequilaflaschen, und ein Büffet mit frischem Obst, Tortillas, Gemüse, Fleisch, Käse und noch viel mehr. Zu trinken gab es verschiedene Säfte und Café de Olla. Ich kann es nur beschreiben als die Kaffeversion von Glühwein. Kaffee mit Gewürzen (hauptsächlich Zimt), deutlich süßer und weniger bitter als normal. Ich habe mir davon sogar nachschenken lassen!

Was ich gelernt habe:
- alle sind super nett. Ausnahmslos. Deutsche, Österreicher, Mexikaner, total egal.
- alles wird geteilt. Material, Informationen, Fahrtwege, Essen. Essen wird immer geteilt / angeboten und das Angebot ist immer ehrlich gemeint.
- wenn am Ende einer Versammlung die Aussage kommt „Wenn niemand mehr etwas besprechen möchte machen wir jetzt Schluss.“, packen alle Deutschen ihre Sachen zusammen aber alle Mexikaner melden sich und wollen noch etwas sagen.
- man soll den Tag nicht vor dem Abend loben, aber ich glaube mir wird es hier sehr gut gehen.

Das war meine erste Woche. Beruflich zumindest. Was an den Nachmittagen passiert ist kommt in den nächsten Tagen.

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Sonntag, 18. August 2019
Erster Tag in der Stadt
In der Nacht zum Freitag bin ich aufgewacht, weil es wie aus Kübeln geschüttet hat. Die Regenzeit geht, je nach dem, wen man fragt, bis Ende August, Mitte September oder Anfang Oktober. Es gewittert einfach öfters mal. Meistens nachts.
Zum Glück konnte ich wieder einschlafen und als ich aufgewacht bin waren die Straßen schon wieder trocken.
Während ich duschen war hat M Milchreis mit frischem Obst zum Frühstück gemacht. Sie kocht gern und das merkt man.
Nach dem Frühstück bin ich in den kleinen "Baumarkt" um die Ecke gegangen, einem kleinen Haus mit vergitterter Tür. Dort habe ich es geschafft, halb auf Italienisch, halb dann doch auf Spanisch einen Adapter zu kaufen.
Dann sind M und ich mit dem Bus in die Stadt gefahren, ins Zentrum. Wir waren erst in einem Stoffladen, weil M nach Vorhängen schauen wollte und sind dann die große Avenida entlanggelaufen, wo bereits kleine Verkaufsstände aufgebaut wurden. Spontan haben wir beschlossen, einen Kaffee trinken zu gehen, bis die Stände fertig waren. Wir haben sehr gemütlich auf dem Balkon eines Cafes gesessen und auf die Stadt geschaut.
Als unsere Becher leer waren, waren die Stände aufgebaut. Wir haben uns Schmuck, Blusen, losen Tee, Süßigkeiten und Duftstäbchen angesehen, sind aber stark geblieben und haben nichts gekauft.
Irgendwann haben wir uns in eine Nebenstraße begeben, wo Villen standen und Restaurants in Hinterhöfen versteckt waren. Eins der Häuser hatte einen wunderschönen Vorgarten voller Blumen, der uns sehr beeindruckt hat.



Auf dem Weg zurück wurden wir von zwei Büchläden abgelenkt und sind dadurch in einen der seltenen Regenschauern geraten, die tagsüber stattfinden. Nass standen wir dann im Bus, in dem es aufgrund der vielen Menschen immer wärmer wurde. Die hohe Luftfeuchtigkeit hat ihr übriges getan und bald lief uns der Schweiß die Beine runter. Nach einer Stunde hatten wir es geschafft und konnten aussteigen. Der Fußweg nach Hause war sehr angenehm, es hatte aufgehört zu regnen und eine leichte Brise hat uns getrocknet.
Zuhause waren wir gar nicht enttäuscht, dass der Wasserboiler nicht funktioniert und haben erst mal kalt geduscht.
Wir haben gemeinsam einen Abendbrotssalat gemacht und noch lange zusammen gesessen. Es war ein wirklich schöner Tag.

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Freitag, 16. August 2019
Ankommen in Guadalajara
Es ist also wieder soweit. Das Blogschreiben beginnt.

Über meinen Flug nach Guadalajara gibt es nicht viel zu berichten. M, P und L haben mich zum Flughafen gebracht. Ich bin nach Paris geflogen, wo ich eine meiner drei Stunden Aufenthalt damit verbracht habe, mein Gate zu suchen. Dann konnte mir irgendwann ein französischer Angestellter einer koreanischen Fluggesellschaft sagen, wo man denn die Flüge nach Zentralamerika findet. Das ist Globalisierung!
Auf dem Flug nach Mexiko habe ich etwas geschlafen, etwas gelesen und auf dem Monitor unsere Flugrute verfolgt. Und aus dem Fenster geschaut! Über den Wolken gibt es nämlich einen sehr klaren Blick auf den Himmel, der Mond hat fast geblendet. Wie eine große alte Silbermünzen hat er ausgesehen.
In Mexiko Stadt habe ich meinen Flieger nach Guadalajara bekommen und einen spektakulären Sonnenaufgang über den Wolken zu sehen bekommen. Auf dem Foto sieht man die Rottöne nicht so schön, die müsst ihr euch denken.



In Guadalajara angekommen wurde ich bereits von zwei lieben Menschen mit einem bunten Plakat begrüßt. M wird in den nächsten zwei Jahren eine Kollegin sein und G, ihr Freund hatte sich als Fahrer bereitgestellt. Das war wirklich nett, denn als er uns zuhause abgesetzt hatte, musste er direkt weiter zur Arbeit fahren.
Ich darf meine ersten Tage bei den beiden im Gästezimmer wohnen, bis ich etwas eigenes gefunden habe.
Während ich als erste Amtshandlung auf mexikanischem Boden duschen war, hat M das Plakat an meine Tür gehängt



und Pancakes zum Frühstück gemacht.



Wir haben viel geredet, gelacht, waren einkaufen und haben festgestellt, wie viel wir miteinander gemein haben. Es war ein bisschen, als würde ich meine große Schwester besuchen, die ich nur selten sehe.

Ich lasse es mir also gut gehen. In den nächsten Tagen kommen ausgeschlafenere Berichte.

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Dienstag, 26. Juni 2018
An der Amalfiküste
Mit dem Bus ging es für uns von Salerno nach Maiori, einer kleinen Stadt an der Amalfiküste. Dort hatten wir unsere Unterkunft.
Da es im Bus keine Anzeigen wie im Zug gab, musste ich die Leute im Bus fragen, wo unsere Haltestelle ist. Eine alte Dame hat uns unter ihre Fittiche genommen und gesagt, sie würde mit uns aussteigen, weil sie auch nach Maiori müsse. Also sind wir gemeinsam ausgestiegen und O und ich haben versucht, uns im Dunkeln zu orientieren um die Straße zu finden, in der unser AirBnB sein sollte. Die alte Dame hat das aber nicht zugelassen uns beschlossen, uns so weit wie möglich hinzubringen. „Wo müsst ihr hin? Bei wem ist das? Kenne ich nicht.“
Also hat sie noch zwei Bekannte, die neben uns die einzigen waren, die so spät abends noch durch den Ort liefen, hinzugezogen. Dann sollte die Schwarmintelligenz unser BnB finden. Gar nicht so einfach.
O war genervt. Sie hatte die Karte auf ihrem Handy und war darum gar nicht auf die hektisch schnatternden italienischen Rentner angewiesen, die uns ihre Hilfe praktisch aufgezwangen.
Irgendwann haben wir doch noch jemanden getroffen, der wusste, wo unsere Unterkunft war. Er hatte ein paar Wochen zuvor auch schon mal ein paar Touristen dorthingefahren.
Die älteren Damen haben uns daraufhin versichert, dass man dem Mann trauen kann, dass sie wissen wo er wohnt. Und noch wichtiger: Wo seine Familie wohnt. Anscheinend kennen sich alle in dem kleinen Städtchen.
Wir sind also eingestiegen in das Auto und haben gleich ein bisschen etwas von Maiori gezeigt bekommen. Der Mann hat uns von seiner Frau und seinem Baby erzählt. Und von der Salumeria (einem winzig-kleinen Supermarkt/Bäckerei/Fleischerei), die er an der Hauptstraße führt.
In unserer Unterkunft angekommen haben wir geduscht und sind dann in unsere Betten gefallen.
Am nächsten Morgen bin ich allein in die Stadt gegangen, weil O noch per Skype ein Bewerbungsgespräch führen musste. Also habe ich in der Salumeria eine große Flasche Wasser gekauft und bin die Strandpromenade auf- und abgegangen.



Dann habe ich mich in ein Café gesetzt und nach Orten in der Nähe gesucht, die man sich anschauen könnte. Bei frischgepresstem Orangensaft und Marmeladencroissant kommen einem die besten Ideen!
Ich habe mehrere Orte gefunden, die sowohl interessant klangen, als auch fußläufig waren. Unter anderem der Sentiero Die Limoni, ein Wanderweg, der an Zitronenhainen entlangführt und die Villa Cimbrone mit der Terrasse der Unendlichkeit.
Also haben wir uns auf den Weg zum Zitronenweg gemacht und sind dabei durch Minori gekommen, Maioris kleinen Bruder. Wir sind die Stufen zum Wanderweg hinaufgestiegen und haben festgestellt, dass der Weg uns geradewegs zurück nach Maiori führt – genau in die falsche Richtung!
Also sind wir auf halber Strecke umgekehrt: Wieder vorbei an den weißverputzten Häusern, schlafenden Katzen, schwer behangenen Zitronenbäumen und laut diskutierenden alten Männern.



Im Zentrum von Minori haben wir dann Eis gegessen und die Mittagssonne ein wenig verstreichen lassen, da wir wussten, dass wir noch einen großen Berg erklimmen würden.
Und das haben wir! Über tausend Stufen. An einem einzigen Nachmittag. Wir haben einen Friedhof gesehen und andere Wanderer, Hecken, die nur aus Blüten zu bestehen schienen und Kirchen die aussahen, wie aus einem Film. Wir hatten eine wunderschöne Aussicht, die dei Anstregung fast wettgemacht hat und schwindende Lust, weiterzulaufen.





Irgendwann, nach eineinhalb Stunden die sich mindestens doppelt so lang angefühlt haben, waren wir oben. In Ravello. Und dort haben wir, etwas abseits des Haupttouristenstroms die Villa Cimbrone gefunden.
Durch ein Tor wie aus einem Märchen sind wir in den Garten der Villa getreten, wo wohl auch Teile der alten Sissi-Filme gedreht wurden. Teils sieht es dort nach verwunschenem Wald, teilweise aber auch nach englischen Schlossgarten aus. Alles auf einer hohen Klippe, mindestens hundert Meter über dem Meer, direkt am Abgrund. Die Sicht war großartig! Nicht nur vom Garten oder der Unendlichkeitsterrasse aus, sondern auch, wenn man im Waldstück oder dem Gewölbe stand. Wenn es dort keine Feen und Einhörner gibt, dann gibt es sie nirgendwo!









Als unsere Augen sich satt gesehen und unsere Körper sich hungrig gelaufen hatten, haben wir nach Essen gesucht. Keine leichte Aufgabe am frühen Abend in Italien. Dort öffnen Gaststätten und Bars allerfühestens halb acht. Und so lange konnten wir nicht waren.
Also haben wir irgendwo doch Paninis gefunden, die wir nur aus der Not heraus gegessen haben. Denn wir mussten den Berg ja wieder runter und dann noch bis in die nächste Stadt laufen!
Nach einer Portion Pasta zu Abendbrot sind wir zurück in unsere Unterkunft gegangen und dort in unsere Betten gefallen.

Am nächsten Morgen sind wir nach dem Frühstück mit dem Bus nach Amalfi gefahren. In die Stadt, die ihren Namen mit der ganzen Küste teilt. Leider weiß ich nicht, wer zuerst seinen Namen hatte.
In Amalfi gibt es viele Touristen. Es ist ja auch eine größere Stadt. Wir sind direkt in die Touristeninformation gelaufen, um dort nach dem Sentiero Degli Dei, dem Pfad der Götter zu fragen, einem Wanderweg, der von den Menschen im Internet empfohlen wird.
In der Touristeninformation haben wir neben den Busverbindungen nach Bomerano (wo der Pfad beginnt) auch erfahren, dass es auf dem Wanderweg wenige Tage zuvor einen Erdrutsch gab, weshalb es eine Art Umleitung gibt. Die Frau in der Information hat erzählt, dass diese Umleitung gefährlich und daher nicht empfehlenswert sei und uns eine Alternativroute in die Wanderkarte gezeichnet. Außerdem hat sie uns erzählt, dass es in Amalfi einen Fahrstuhl gibt, der einen auf einen Aussichtsbalkon bringt. Schnell, kostenlos und sehenswert. Also alles, was wir wollten!
Durch einen Gang, der aussah wie in einem futuristischen Weltuntergangsfilm sind wir zum Fahrstuhl gelaufen und hatten tatsächlich eine wundervolle Aussicht über Amalfi: Die Stadt UND die Küste!







Nach einem kurzen Zwischenstopp an der Kathedrale der Stadt (außergewöhnlich aber schön) sind wir in den Bus gestiegen und nach Bomerano gefahren.
Dort haben wir uns auf den Pfad der Götter begeben und ich musste feststellen, dass der Name gerechtfertigt war. Der Ausblick war großartig. Rechts Berge, so hoch, dass daran Wolken hängen blieben. Links erst der Abgrund und dann das Meer, hellblau und glitzernd. Vor und hinter uns ein hellbrauner Pfad, immer am Abgrund entlang, zwischen sattem Grün und steiler Tiefe, in der Ferne die Bergkette, die im leichten Nebel fast bläulich wirkte.









Irgendwann (wie so oft im Leben) sind wir an eine Abzweigung gekommen. Die, an der wir rechts auf den Erdrutsch und die Umleitung zulaufen würden, oder geradeaus den Pfad der Götter verlassen und woanders rauskommen könnten. Dort saßen wir eine ganze Weile und haben überlegt. Ein Paar, das von dem Erdrutsch nichts wusste ist nach rechts gegangen. Viele andere auch. Generell ist niemand den Weg gegangen, der uns als sicherer empfohlen wurde. Und darum haben wir entschieden, den rechten Weg zu nehmen. Nicht vom Weg abzukommen. Weil das in den Geschichten immer schlecht endet.
Es stellte sich heraus, dass wegen des Erdrutsches eine Strecke von ca. drei Metern gesperrt war und die Umleitung einen halben Meter weiter rechts daran vorbeiführte. Gefährlich war es nicht, bis O beim Lachen über die "drohende Gefahr" des Erdrutsches (den wir uns vorher in schillernsten Farben ausgemalt hatten) fast über eine Wurzel gestolpert wäre. Das wars. Mehr Gefahr gab es nicht.
Nach ungefähr drei Stunden kamen wir in einem kleinen Bergdorf an. Nocelle. Kleine Haselnüsse. Aber eine Einheimische, die sich über ihren Gartenzaun mit uns unterhalten hat erzählte uns, dass der Name eigentlich vom Griechischen für „kleines Dorf“ kommt und nichts mit Nüssen zu tun hat. Es baut in der Gegend sowieso niemand Nüsse an, nur Zitronen und einige Orangen. Außerdem lebt der Ort nun vom Tourismus und jeder dort vermietet wenigstens ein Zimmer. Ansonsten würde dort wahrscheinlich auch niemand mehr wohnen. Bevor sie uns mehr erzählen konnte kamen ihre Gäste (Niederländer) um die sie sich kümmern musste.
Also haben wir uns (und unsere Muskelkater vom Vortag) den Berg, die Stufen!, hinunter nach Positano geschleppt.
Dort war es schön. Wunderschön! Eine Stadt in bunte Farben getaucht. Wir waren so beeindruckt und erschöpft, dass wir gar nicht daran gedacht haben, Fotos zu machen. Außerdem hatten wir nicht viel Zeit, da wir den Bus zurück nach Amalfi bekommen mussten, um den letzten Bus zurück nach Maiori nicht zu verpassen.
Nach einer Pizza und einem Spritz sind wir nach Hause gegangen.

An unserem letzten Morgen an der Küste wollte ich schwimmen. Da wir relativ früh auschecken mussten haben wir gleich all unser Gepäck mit an den Strand genommen.
Zuerst habe ich noch überlegt, ob ich wirklich ins Wasser gehen will, da wir ja gleich danach den Bus nach Salerno bekommen mussten, aber ich wollte schwimmen.
Und das habe ich gemacht. Ich habe mich in dem kristallklaren Wasser treiben lassen, die Sonne im Gesicht. Ich war ganz allein im Wasser nur mit Booten als meine Gesellschaft. Irgendwo über mir den Himmel, irgendwo unter mir der Meeresboden aus hellem Sand, den man noch deutlich sehen konnte, obwohl er doch so weit unter der Wasseroberfläche liegt.
Irgendwann musste ich jedoch zurück zu O und meinem Handtuch, damit wir den Bus nach Salerno bekommen konnten.

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Donnerstag, 21. Juni 2018
Start in den Urlaub
Ich bin nach meiner Abreise aus Modica direkt in den Urlaub gefahren.
Nach einer Nacht ohne Schlaf saß ich also im Bus nach Catania. Und das hätte fast nicht geklappt!
Als ich mit O an der Bushaltestelle gewartet habe ist uns aufgefallen, dass dort ungewöhnlich viele Menschen auf den Bus warteten. Sie wollten zu einer Spiele-Messe in Catania. Wir hatten Sorge, ob wir noch Plätze im Bus bekommen würden, doch dann hat der Busfahrer gesagt, dass die Leute, die zum Flughafen müssen, zuerst einsteigen dürfen. Und dann wurde ich überrascht: Niemand hat einfach behauptet, er müsse zum Flughafen. Wir wurden vorgeschickt und durchgelassen. Leute die auf Spiele-Messen gehen, scheinen wirklich fair und ehrlich zu sein!
Am Flughafen angekommen haben wir den Bus ins Stadtzentrum genommen. Dort musste ich nämlich meine Koffer für eine Woche lassen, weil ich sie weder mit in den Urlaub nehmen wollte, noch in Modica lassen konnte.
Im Zentrum habe ich also meine Koffer in der Touristeninformation abgegeben und O auf einen frischen Orangensaft eingeladen, bevor wir zurück zum Flughafen gefahren sind.
Dort sind wir (nun ja ohne Koffer) durch die Security gegangen und haben gute vier Stunden auf unseren Flug gewartet. Wir haben versucht, etwas Schlaf nachzuholen, aber so ganz hat das nicht geklappt. Erst im Flugzeug bin ich etwas weggenickt.

NEAPEL

In Neapel angekommen haben wir unsere Rucksäcke in unserer Unterkunft (mit Katze!) abgelegt und sind durch die Via Tribunale gelaufen, wo es laut S, die aus Neapel stammt, viele Restaurants gibt.
Und wir haben viel gesehen: Läden, Kneipen und Restaurants, ein Banksy-Bild und einen Mann, der auf seinem Balkon italienische Hits gesungen hat. Mit Begleitmusik vom Band, Mikrophon und einem Trinkgeldkörbchen, das an einem Seil in Bauchhöhe über der Straße baumelte.



Nach einem Pasta-Abendessen sind wir noch ein bisschen durch die Straßen gelaufen und haben uns dann nur noch ins Bett fallen lassen.
Am nächsten Morgen haben wir in einem Cafe gefrühstückt, dass S uns empfohlen hatte. Dort gab es Babá, eine neapolitanische Spezialität. Ein gebackener Rührteig in Pilzform, der in Rum eingelegt wird und so extrem saftig ist (das mit dem Rum haben wir erst später erfahren, sonst hätten wir das nicht zum Frühstück bestellt!)



Dann haben wir uns auf den Weg ins Archäologische Nationalmuseum gemacht. Dort gibt es neben den klassischen Statuen, die man auch aus Museen in Deutschland kennt, auch eine Ausstellung zu den alten Ägyptern. Und dann stand dort, völlig überraschend, ein Raumschiff aus den Star Wars-Filmen. Und Plastiken einiger Charaktere. Da konnte ich mich kaum noch auf das europäische Altertum konzentrieren!



Es stellte sich dann heraus, dass dort zur Zeit eine Sonderausstellung zu Helden von der Antike bis heute gezeigt wird. Und die "Helden von heute" wurden durch die Helden aus Star Wars vertreten. Neben den Ausstellungsstücken gab es Tafeln, die Parallelen zwischen der Antike und der Science Fiction-Saga zeigten. Zufälligerweise habe ich in meiner Bachelorarbeit vor drei Jahren ein ganzes Kapitel genau darüber geschrieben!
Nachdem O mich aus dem Raum mit Darth Vader gezogen hatte, sind wir wieder in die Stadt gegangen, wo wir uns einen ehemaligen Kloster-/Kirchhof angesehen haben.
Dort gab es neben alten Noten (Kirchenmusik natürlich!) auch Bibelszenen, die in Wallnüssen dargestellt waren. Es gab einen Schaukasten zum Neuen Testament, einen zum Alten Testament und einen, der die gesamte Bibel zusammenfassen sollte. Alles in Wallnussschalen!



Man konnte dort auch unter die Erde gehen und sich Katakomben ansehen, die vor tausenden von Jahren bewohnt worden waren.
Nach viel weiterem DurchDieStadt-Gelaufe und einem Abendbrot sind wir schlafen gegangen, weil wir am nächsten Tag unseren Zug nach Salerno bekommen mussten.

SALERNO

Da wir in Salerno den Tag verbringen wollten, habe ich meinen schweren Rucksack am Bahnhof abgegeben. Den wollte ich nicht durch die Stadt tragen!
Wir haben uns auf den Weg gemacht, einen Laden zu finden, der O ihre Kamera reparieren lassen konnte, die einen Tag vor unserer Abreise aus Modica kaputt gegangen war. Sie hat versucht, dem Kamerareparateur zu erklären, was das Problem war und dann die Kamera angestellt, um es ihm zu zeigen und - - - alles war gut. Keine Fehlermeldung. Kein Problem.
Wir haben uns also nett bei dem Technik-Zauberer bedankt, dessen bloße Anwesenheit Kameras repariert und sind nun mit funktionstüchtiger Kamera weitergezogen.
Die Strandpromenade von Salerno ist leider nicht so schön, dass man dort den Tag verbringen möchte, also haben wir uns einen Ort gesucht, an dem wir Mittagessen konnten und sind dann durch die Läden geschlendert, weil O für unseren Küstenurlaub einen Badeanzug brauchte. Dazu muss man sagen: O kann nur seeeehr schwer Entscheidungen treffen und überlässt diese lieber anderen. Da ich aber auch nicht so sehr modebewandert bin, hat O einfach von allem, was ihr halbwegs gefallen hat, ein Foto gemacht und es ihrer Schwester geschickt, die dann entscheiden sollte.
So sind wir also durch Straßen und Gassen, bis wir einen Park entdeckt haben.
Dort haben wir unter Bäumen gesessen und die Mittagshitze abgewartet.





Auf dem Weg zurück zum Bahnhof habe ich ein Kleid, O einen Bikini und wir beide zusammen Abendessen gekauft, bevor wir uns in den Bus nach Maiori gesetzt haben, wo wir unsere Unterkunft für die nächsten drei Nächte hatten.

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Samstag, 9. Juni 2018
Es ist noch nicht vorbei
Im Laufe der nächsten Woche (wahrscheinlich gegen Ende der Woche) werde ich über meinen Neapel/Amalfi/Pompeii-Urlaub schreiben. Npch werde ich diesen Blog also nicht verlassen.

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Samstag, 2. Juni 2018
Abschied
Alle sagen immer “Aller Anfang ist schwer.“
Aber das stimmt nicht. Anfang ist stressig. Anfang ist nervenaufreibend. Anfang ist aufregend.
Abschied. Abschied ist schwer. Vor allem, wenn man nicht weiß, wann man - ob man - zurückkommt. Wenn man Freunde gefunden hat, die dann vielleicht nicht mehr dort wohnen. Wenn diese Freunde eine Art Familie geworden sind. Wenn man Teil eines Duos ist und gar nicht mehr als Einzelperson eingeladen wird, weil ja der andere Zwilling dazugehört, egal wie verschieden man auch sein mag.

Es ist komisch, Modica hinter mir zu lassen. Gerade sitze ich im Bus nach Catania, bin seit über 23 Stunden wach und es fühlt sich gar nicht echt an. Vielleicht, weil ich so beschäftigt war; vielleicht, weil ich so viel vorhabe in den nächsten Tagen. Wer weiß.
Bis auf O habe ich mich schon von allen verabschieden müssen: Schülern, Kollegen, Freunden.
Komisch.
Es ist komisch nicht zu wissen, wo ich als nächstes wohne. Es ist komisch zu wissen, dass mein kleines Häuschen nicht mehr meins ist. Dass ich nicht mehr jeden Freitagabend Paniniessen gehen werde. Dass ich nicht weiß, wann ich die Leute, die ich in den letzten Monaten jeden Tag gesehen habe, wiedertreffe.
Und obwohl das traurig ist, bin ich gleichzeitig auch dankbar.
Dankbar dafür, dass ich in dieser wunderschönen Stadt leben durfte. Für die Lektionen, die ich fürs Leben gelernt habe. Für die Schüler, denen ich beim Wachsen zuschauen durfte. Und für die Freundschaften, die ich geschlossen habe.

Das klingt sehr dramatisch, ich weiß. Aber ich bin in Aufbruchsstimmung. Abschiedsstimmung! Und ich habe keinen Schlüssel mehr. Gar keinen. Nicht zu meiner eigenen Wohnung, nicht zu der in Berlin, nicht mal für ein Fahrrad. Als würde ich nirgendwo hingehören.

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Sonntag, 27. Mai 2018
Hannah und die Schokoladenfabrik
Eine Freundin, A., hat mir erzählt, dass es in Modica Bassa eine Bäckerei gibt, in der man vegane Kekse kaufen kann. Als ich letzte Woche früh unterwegs war bin ich dort also vorbeigegangen.
Dort wurde ich praktisch schon erwartet: als ich gefragt habe, welche der Kekse ohne Butter und Ei sind hat der Bäcker (ein Giorgio natürlich!) gegrinst und gesagt: „Ach DU bist das.“
Bevor ich mir die Kekse richtig angucken konnte hat er mich in die Backstube geführt und mir gezeigt, wo er neben Keksen auch die berühmte Modica-Schokolade selber macht.
Tatsächlich trocknet er Zitronen- und Orangenschalen selbst und zermahlt sie zu Pulver. So spart er sich die künstlichen Aromen in der Schokolade.
Ich durfte auch einen Drops Rohschokolade kosten. Das ist eigentlich nur Kakao mit Kakaobutter, ohne Zucker oder irgendetwas anderes, was das ganze bitter statt süß macht.
Ich durfte sogar in den Topf gucken, in dem er gerade die geschmolzenen Schokodrops mit etwas Orangenpulver vermixt hat. Wenn das dann etwas abgekühlt ist, kommt der Zucker dazu.
Und ich durfte selbstgemachte Mandelmilch probieren. Das macht er nämlich clever: Marzipan und Milch werden aus demselben Mix gewonnen: Er zerhäckselt Mandeln, lässt die eine ganze Weile in Wasser und Zucker ziehen und presst das dann aus. Was flüssig ist wird Mandelmilch, was fest ist wird Marzipan.
Die Rezepte hat er alle von seinem Großvater. Das einzige, was daran nicht mehr original ist, ist dass er einige der Kekse mit Nutella dekoriert.
Aber ich werde nächste Woche (meine letzte Woche hier!) bestimmt zurückgehen und Kekse kaufen. Kekse mit Modica-Schokolade!

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Samstag, 19. Mai 2018
Palermo die Zweite - Jetzt wirklich!
Ich bin vor zwei Wochen zum zweiten Mal in Palermo gewesen und habe mir dort ein paar neue Orte angeguckt.
Zum Beispiel bin auf Empfehlung einer der Leute im Hostel hin nach Monreale gefahren. In einem übervollen Bus.
Ich wusste nicht wirklich, was mich erwartet, aber wenn dort so viele Menschen hinwollen, wird es schon etwas zu sehen geben…
In Monreale angekommen bin ich ein bisschen rumgelaufen. Da der Ort auf einem Berg liegt, kann man Palermo, die umliegenden Berge und das Meer schön von oben sehen.



Irgendwann habe ich eine Kirche entdeckt, die von außen sehr geschmückt aussah, also bin ich reingegangen. Hauptsächlich, weil ich sonst nicht wirklich etwas zu tun hatte.



Ich habe also ohne jede Erwartung die Kirche betreten und wurde überrascht. Sehr sogar! Ich war kurz so verwirrt, dass ich stehen geblieben bin und erstmal auf mich wirken lassen musste, was ich sah:
Die Wände der Kirche waren mit Mosaiken bedeckt. Komplett! Hauptsächlich gold. Wo keine Bilder waren, waren Borten. Und da war jede anders! Es war ein sehr seltsames Gefühl, als wäre man in eine kunstvoll bemalte Leinwand eingewickelt worden: Überall gibt es etwas zu sehen und die Kunstfertigkeit ist sehr einschüchternd.





Um das Ganze zu verarbeiten bin ich eine Weile durch den Ort gelaufen, habe auf Palermo geschaut, Postkarten gekauft und geschrieben und Eis gegessen.
Zurück im Stadtzentrum Palermos habe ich mich auf den Weg zum Dom gemacht, den ich nun auch mal im Tageslicht sehen wollte.
Dort habe ich herausgefunden, dass man auf den Turm steigen konnte. Da konnte ich natürlich nicht nein sagen und bin die Wendeltreppe heraufgeklettert, bis ich über den Dächern der Stadt auf der Kirche stand. Dort konnte man auf dem Giebel hin und her und halb um die Kuppel laufen!





Danach habe ich mir den botanischen Garten und den Hafen angeschaut. Beides war nichts, was es nicht auch in Deutschland gibt, mit der Ausnahme, dass es hier im botanischen Garten Mandarinenbäume gibt, von denen alle Früchte in Reichweite schon gepflückt waren. Und die Palmen, davon gibt es hier auch mehr, als im Norden.

Im Hostel habe ich mich mit dem Besitzer angefreundet, der nicht nur einen Drumcircle leitet, sondern auch gern in seiner Freizeit Instrumente erfindet und sich selbst beibringt, sie zu spielen. Zum Beispiel ein Saiteninstrument, dessen Korpus die Sitzfläche eines Stuhls ist, der mal seiner Oma gehört hat und den er beim Kippeln aus Versehen kaputtgemacht hat. Jetzt hat er ein Instrument, um sich an sie zu erinnern. Beziehungsweise daran, wie viel Ärger er für den Stuhl bekommen hat…
Jedenfalls gibt es in dem Hostel all seine Instrumente zum Anfassen und spielen. Dazu natürlich mehrere Percussioninstrumente, Gitarren, Ukulelen, ein Klavier, ein Saxophon, und Dinge, von denen ich keine Ahnung habe, was man damit macht. Aber alles irgendwie cool. Wie ein richtiges Musikinstrumentenmuseum. Zum Anfassen! (Da kann Berlin noch was lernen!)





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Und das war mein Wochenende. Ich bin auf Berge gefahren und Kirchen aufs Dach gestiegen, habe Musik gemacht und gehört und ganz nebenbei das beeindruckenste Mosaik gesehen, dass ich mir je vorstellen konnte.

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Samstag, 5. Mai 2018
Palermo die Zweite
Ich bin wieder in Palermo. Und dieses mal bin ich entschlossen, die Stadt zu sehen.
Wahrscheinlich kommt der Blogeintrag am Mittwoch. Mal schauen...
Habt ein schönes Wochenende!

PS: Jetzt gibt es erstmal Abendbrot mit Ausblick und Orgelmusik

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Montag, 30. April 2018
San Giorgio
Gestern wurde in Modica das Fest des San Giorgio gefeiert. Giorgio ist der Schutzpatron der Stadt, weshalb jeder fünfte männliche Einwohner Modicas so heißt. Außerdem ist ihm der größte Dom der Stadt gewidmet. Natürlich steht dieser im oberen Teil der Stadt, hoch auf dem Hang, auf der Südostseite, sodass er den Großteil des Tages von der Sonne angestrahlt wird.
Und gestern wurde eben San Giorgio gefeiert.
Nach der Nachmittagsmesse haben sich gegen siebzehn Uhr gefühlt alle Einwohner der Stadt auf den Stufen vor dem Dom versammelt. Und es gibt eine Menge Stufen!
Ein Mann mit Glocke in der Hand hat Giorgio angekündigt. Und die Menge hat reagiert: Es klang, wie in einem Fußballstadion nachdem das Siegtor der Heimmannschaft gefallen ist. Es wurde gejubelt, geklatscht, geschrien. Das ganze ging irgendwann in ein rhythmisches „Gior-gio! Gior-gio! Gior-gio!“ über.
Zuerst wurden Fahnen aus der Kirche getragen. Ich weiß leider nicht, was für welche. Ich vermute, dass es irgendeine katholische Symbolik war, da es definitiv keine Landesflaggen und höchstwahrscheinlich keine Stadtwappen waren.
Dann kam Giorgio.
Eine Statue. Der Märtyrer auf einem weißen Pferd, zu seinen Füßen der erschlagene Drache. Die Szene auf einem geschmückten Podest das von Männern getragen wurde.
Von Konfetti und Feuerwerk begleitet ist Giorgio so ein paar Mal vor dem Dom hin und her gerannt (geritten?). Das ganze unter Gejubel der Menge.



Dann ging es für Giorgio einmal durch die Stadt. Da diese Prozession mehrere Stunden dauert, haben O und ich beschlossen, eisessen zu gehen.
Während des anschließenden Stadtspaziergangs haben wir gesehen, dass Leute oben auf dem Castello, der Burg, sind. Normalerweise ist die Burg für Besucher gesperrt, weshalb wir beide noch nicht oben waren. Also haben wir uns auf den Weg gemacht, die örtliche Burg zu erkunden.
Leider haben wir den Zugang zum Uhrenturm nicht gefunden. Dieser ist mehr Uhr als Turm und einer der höchsten und präsentesten Punkte in Modica. Stattdessen haben wir uns die Gebäude angesehen (die modern waren und genausogut überall anders hätten stehen können) und den Garten mit Felsen und wirklich alten Mauerresten.





Daraufhin hatten wir Hunger. Wir sind also wieder ins Tal gelaufen und haben Pizza gegessen. Dann war es Zeit, zum Dom zurückzukehren, wo Giorgio gegen elf wieder ankommen sollte.
Aber wie es sich für einen echten Sizilianer gehört war Giorgio zu spät. Fünfzig Minuten zu spät. Also haben wir gewartet.
Als er endlich da war, ging das Fußballstadiongejubel wieder los und hielt so lange an, bis das Feuerwerk auf der anderen Seite des Tales (dort, wo Mama und Papa mehrfach für Fotos angehalten haben, vielleicht haben sie davon erzählt) ein Feuerwerk losging. Ein wirklich schönes Feuerwerk. Es war so stimmig und gut konzipiert, dass ich das Gefühl hatte, auf der Pyronale zu sein. Nur ohne Musik.
Nach dem Feuerwerk wurde Giorgio in die Kirche getragen. Dort ist er mehrfach, von Mitgliedern der Kirchengemeinde begleitet, durch die Kirche gerannt (worden). Das alles natürlich unter großem Hallo.
Kurz vor halb eins haben wir die Menschenmassen und Essensstände hinter uns gelassen und sind nach Hause gegangen.



Mein Resümee (weil ich sowas anscheinend öfters mache):
- San Giorgio ist wie ein Stadtfest, das mehr auf Gemeinschaft als auf Verkauf abzielt
- Wenn man möglichst viele Menschen in möglichst wenig Zeit sehen will, ist San Giorgio eine ideale Gelegenheit.
- Wer auch immer eine Statue für mehrere Stunden durch eine Stadt die zu 95% aus Hängen besteht trägt, hat einen Orden verdient.
- Hier werden Kokosnüsse stückchenweise als Snack verkauft. Und damit sie nicht austrocknen werden sie unter kleinen Wasserfällen gelagert.

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Mittwoch, 25. April 2018
Hauptstadtwochenende in Palermo
Ich habe am Freitagabend erfahren, dass ich am Montag erst um 17:30 Uhr auf der Arbeit sein musste. Also habe ich ein Hostelbett gebucht und mich Samstagmittag in den Bus nach Palermo gesetzt. So viel freie Zeit am Stück muss schließlich genutzt werden!
Ich war gegen fünf in Palermo und habe ca. eine Stunde lang mein Hostel gesucht, um dort mein Gepäck ablegen zu können, bevor ich die Stadt erkunde. Auf dem Weg dorthin habe ich aber schon das Stadtzentrum gefunden und konnte schon ein bisschen vom Großstadtleben in mich aufnehmen.
Im Hostel wurde ich von einem grummeligen Rezeptionisten begrüßt, der mich einsilbig auf Italienisch nach meinem Ausweis und meiner bevorzugten Zahlungsart gefragt hat.
Als ich das alles überstanden hatte hat er mich angegrinst und in akzentfreiem Englisch gesagt: „Dein Italienisch ist gar nicht schlecht. Komm, ich zeig dir dein Zimmer!“ – als hätte jemand einen Schalter umgelegt war er plötzlich der fröhlichste, witzigste Mensch, dem ich seit langem begegnet bin.
Ich habe also meinen Rucksack dort gelassen und mich mit einer kleinen Tasche ins Zentrum begeben.
Es gibt eine lange breite Straße in Palermo, die anscheinend Samstagabends abgesperrt wird, sodass keine Autos durchfahren können. Und dort gibt es Straßenkünstler, die mit Kreide oder Spraydosen innerhalb von Minuten Kunstwerke zaubern. Und Straßenmusikanten, die klingen, als würden sie eine CD abspielen und dazu nur so tun, als könnten, sie singen oder Instrumente spielen.
Ich habe einen Büchermarkt gefunden, der sich eine ganze Straße entlangzog. In einigen Nebengassen standen Plastikstühle und -Tische für die gelegentlichen Autorenlesungen. Und die Stadtbibliothek hatte geöffnet, sodass man sich den historischen Lesesaal angucken konnte.



In Kooperation mit der Oper gab es auch Kulissen, Requisiten und Kostüme zu sehen.
Auch vor dem städtischen Dom gab es eine Lesung. Gerade als die Glocken sieben schlugen war die Lesung vorbei und ich wollte mir den Dom von innen angucken. Doch der Wärter hatte beschlossen, mit dem letzten Glockenschlag abzuschließen und Feierabend zu machen und mich nicht mehr reingelassen.
Also bin ich noch ein bisschen durch Seitenstraßen und über Hinterhöfe spaziert, habe den Straßenkünstlern zugeguckt und in einem der vielen Restaurants Abendbrot gegessen.



Kurz vor Mitternacht war ich wieder im Hostel. Dort habe ich zwischen den vielen Instrumenten im Gemeinschaftsraum auch eine Gitarre entdeckt, die aussieht, wie meine. Ich habe also den nun-ja-nicht-mehr-grummeligen Rezeptionisten gefragt, ob ich mich mit der Gitarre auf die Dachterrasse setzen darf, weil dort eh niemand war.
Also habe ich dort gesessen, versucht, mich an die Griffe verschiedener Lieder zu erinnern und überlegt, wann ich zum letzten Mal Gitarre gespielt habe…
Irgendwann bin ich dann ins Bett gegangen. Als ich da lag ist mir aufgefallen, dass ich noch nie mit jemandem, den ich nicht kannte in einem Zimmer geschlafen habe. Also habe ich angefangen, zwei Freundinnen zu schreiben, um mich zu vergewissern, dass andere das auch schon überlebt haben. Und um mich von der Situation abzulenken. Wie ihr wahrscheinlich wisst, habe ich es nicht so mit fremden Leuten…

Am nächsten Morgen habe ich mich beim Frühstück umgehört, wie man vom Zentrum aus nach Mondello kommt.
Mondello ist ein Vorort von Palermo, der für seinen wunderschönen Strand bekannt ist. Ich habe herausgefunden, dass es eine Direktverbindung mit dem Bus gibt und man in der Nähe auch in einem Naturreservat wandern gehen kann. Und ich habe einen Rumänen (M.) kennengelernt, der dort auch hinwollte. Also haben wir uns zusammen auf den Weg gemacht und festgestellt, dass wir im gleichen Zimmer schlafen (er hatte in der Nacht zuvor das Licht von meinem Handy gesehen!).
Wir sind in einem übervollen Bus zum Strand gefahren. Und mit übervoll meine ich tatsächlich ÜBERVOLL! Jedes Mal, wenn man dachte, an der nächsten Haltestelle passt niemand mehr rein, hat es doch noch für einen einzelnen gereicht. Aber irgendwann hat der Bus nicht mehr angehalten, weil wirklich kein Platz mehr war. Die Türen konnten nichtmal mehr richtig aufschwingen!
Der Strand in Mondello sieht aus, wie auf Postkarten oder Kalendern: heller Sand, helltürkises, klares Wasser auf dem Windsurfer und weiße Boote treiben und rundrum grüne Berge.



Ich wurde von einer Gruppe italienischer Teenager interviewt (Du bist Deutsche? Wie viele deutsche Fußballspieler kannst du nennen? Wie viele Italienische? Aus Berlin? Kennst du Herta Berlin? Kennst du Juventus? Wie heißt die Merkel eigentlich mit Vornamen? Bist du froh, dass Hitler tot ist? Welche italienische Musik magst du? …) und irgendwann haben wir uns auf die Suche nach dem Naturreservat gemacht.
Und es nicht gefunden.
Nicht einmal mit Google Maps.
Nicht einmal mit nachfragen.
Also haben wir uns an die nächste Bushaltestelle gesetzt und auf den Bus zurück ins Stadtzentrum gewartet. Irgendwann saßen wir dort mit einem russischen und einem französischen Paar und der Bus kam immer noch nicht.
Plötzlich hat M. beschlossen, dass wir die Einfahrt hinter der Bushaltestelle hinunterlaufen und schauen, ob dort das Reservat ist. Und dort war es. Einfach so. Gut versteckt, aber nicht zu weit weg. Ich wollte natürlich wissen, wie er das geahnt hat und eine Antwort erhalten, die Sherlock Holmes Ehre gemacht hätte:
„Dort waren Pflanzenreste an den Socken des Franzosen. Aber nicht von Blumen oder dem Kraut, das an der Strandpromenade wächst. Also musste er irgendwo anders gewesen sein. Und er hat sich gleich auf die Bank an der Haltestelle gesetzt und einen knappen Liter Wasser getrunken. Also war er eine Weile auf den Beinen und wahrscheinlich aktiv. Also wandern. Aber eben nicht am Strand. Und dann kamen er und die Frau aus dieser Richtung also dachte ich, wir gucken mal ob der Wanderweg hier ist.“
Ich stand da wie ein kleiner Doktor Watson und habe ihn nur mit offenem Mund angeguckt. Ihm war gar nicht bewusst, wie clever diese Beobachtung war. Wie Sherlock Homes eben.
Wir sind also wandern gewesen. Wir haben Felsen gesehen, die aussahen, wie aus einem Star Wars-Film, eine Art lila Weizen, einen Leuchtturm und natürlich noch mehr Meer.



Rückzu war der Bus genauso voll, wie auf dem Hinweg.
Im Hostel habe ich als erstes den Sand von meinen Füßen gewaschen und festgestellt, dass es nicht so clever ist, Socken und Schuhe über leicht sandige Füße zu ziehen und dann wandern zu gehen: ich habe fast die Hälfte meiner beiden kleinen Zehen wundgescheuert. Was auch erklärt hat, warum die so wehgetan haben.
Statt nochmal loszuziehen und die Stadt weiter zu erkunden habe ich mich also wieder auf die Dachterrasse gesetzt und mich mit Franzosen, einer Schwedin und einer Kanadierin unterhalten.
Da ich aber seit dem Frühstück nichts mehr gegessen hatte bin ich doch noch einmal in meine Schuhe geschlüpft und mit der Kanadierin in einer nahen Pizzeria Abendbrot essen gegangen.
Am Montag habe ich nach dem Frühstück ausgecheckt, weil ich meinen Bus bekommen musste, um pünktlich auf der Arbeit sein zu können. Auf dem Weg zur Haltestelle bin ich aber noch beim Dom vorbei, um ihn doch noch von innen zu sehen.







Was ich gelernt habe:
- Modica ist wirklich ein Dorf. Wenn man Leute aus aller Welt treffen will, muss man in eine richtige Stadt
- Niemals mit Sand zwischen den Zehen wandern gehen!
- In Palermo gibt es mehr Mücken als in Modica
- Man kann sich auch mit Fremden gut unterhalten
Und:
- Ich muss zurück. Ich habe noch nicht viel von der Stadt gesehen. Zumindest nicht im Tageslicht. Und es gibt wirklich viel zu sehen. Allein schon der Mix der traditionell-italienischen Architektur mit der maurischen, die sogar die Kirchenbauten beeinflusst hat.

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