Mittwoch, 26. Februar 2020
Tulum - Cenoten
Das neue Jahr haben wir mit einer Tour durch vier Cenoten (gesprochen: ßenoten) gefeiert.
Cenoten (auf englisch Sinkholes, Sinklöcher) sind natürlich entstandene Wasserbecken, die mit Süsswasser gefüllt sind. Als der Komet, der die Dinosaurier getötet hat, in den Golf von Mexiko eingeschlagen ist, ist eine riesige Flutwelle entstanden, die über das Land gerollt ist. Dort hat sich das Wasser teilweise in den Boden gefressen und hat beim zurückfließen Sedimente mit sich genommen. So sind unterirdische Hohlräume entstanden, teilweise mehrere hundert Meter lang und tief, die sich mit Grundwasser gefüllt haben. Ab und an lockern Wurzeln den Boden so weit auf, dass die Decke einer Cenote einstürzt und sie entdeckt wird. Experten vermuten, dass es noch ca 100.000 unentdeckte, verschlossene Cenoten im Südosten Mexikos gibt.
Die bereits enteckten Cenoten sind oftmal große Touristenattraktionen. Und das wollten wir sehen.
Wir sind also früh am Morgen (mit Badesachen natürlich!) zur Casa Tortuga gefahren, dort gibt es vier Cenoten zu besichtigen.
Wir haben Schwimmwesten und Taucherbrillen bekommen und sind mit einer peruanischen Familie, einem amerikanischen Mittvierziger und unserem Guide losgelaufen. Die Cenoten liegen im Urwald, aber nach ein paar Minuten Fussweg waren bei bei der ersten angekommen. Dort war ein Loch voll klarem Wasser im hellen Fels, auf den ersten Blick nicht tief, aber der felsige Boden und das klare Wasser täuschen. Wir sind unter dem Fels entlanggeschwommen und sind am anderen Ende wieder herausgekommen. In der zweiten Cenote haben wir Stalakmiten gesehen. Sie sind entstanden, bevor sich die Höhle mit Wasser gefüllt hat. Und es gab Fledemäuse, die die Dunkelheit geniessen. Wenn nur nicht immer diese Touris mit ihren Taschenlampen wären... Aber wir haben sie weiterschlafen lassen.
Nach der nächsten Cenote wurden wir von riesigen Bäumen empfangen, deren Wurzeln wir schon in der Cenote selbst gesehen haben.
Die letzte Cenote war nicht mehr überdacht. Bananenförmig und ca 120 Meter lang war sie eine ideale Badestelle.



Hier war das Wasser auch nicht tief. Nur an einer Stelle war das Wasser tief genug, um aus 4 Meter Höhe reinzuspringen. Und das habe ich gemacht. Es hat einige Überwindung gekostet, aber das war es absolut wert.
Als wir so einmal die Cenote entlanggeschwommen sind, wussten wir noch nicht, dass wir am nächsten Tag wieder dort sein würden...
Am nächsten Tag fand nämlich mein persönliches Jahreshighlight statt.
Wir haben uns morgens in der Innenstadt von Tulum mit einer professionellen Meerjungfrau getroffen, um einen Meerjungfrauenschwimmkurs mitzumachen. Geschminkt und geschmückt hat sie uns abgeholt und gemeinsam sind wir wieder zur Casa Tortuga gefahren. Dort haben schon drei weitere Kursteilnehmer auf uns gewartet: eine Reiseleiterin mit Spezialisierung auf Mexiko, die sehen wollte, ob sie den Kurs mit in ihr Angebot aufnehmen möchte und zwei Fotografinnen die offiziell Fotos für ihre Website machen wollte, aber eigentlich nur auch mal Meerjungfrauen sein wollten.
Zuerst haben wir an Land ein paar Trockenübungen gemacht und dann direkt jede eine sogenannte Monoflosse anbekommen. Das ist eine Taucherflosse, bei der beide Füße in der gleichen Flosse sind und es so wie eine Fischflosse aussieht.



Wir konnten ein bisschen mit der Flosse in einem Becken am Ende der Cenote üben, weil das Schwimmen und Tauchen mit "zusammengebundenen" Füssen ganz anders ist.
Als wir keine Schwimmnudeln mehr brauchten sind wir aus dem Wasser gegangen und haben unsere Stoffflossen bekommen. Die zieht man über die Schwimmflosse uns Beine bis hoch zur Hüfte. Wie bei einer Meerjungfrau eben. Da unsere Meerjungmama früher Stylistin war, näht sie alle Flossen selbst. Und farblich passende Oberteile natürlich auch! Außerdem hatte sie für jede auch eine farblich passende Kette. So hatten wir nun eine Regenbogenmeerjungfrau, eine schwarze Meerjungfrau, eine hellblaue Meerjungfrau, eine perlmutt-schimmernde Meerjungfrau (S) und eine dunkelblaue Meerjungfrau (mich!). Als wir unsere Farben hatten wurden uns Netzstrumpfhosen über das Gesicht gezogen. Dann hat unsere Meerjungmama mit Schwämmchen Schminke auf unsere Gesichter getupft. Wenn man die Strumpfhose dann wieder abnimmt, hat man nämlich Schuppen im Gesicht.
Wir sind nun als echte Meerjungfrauen ins Wasser geglitten (eher gerutscht, aber das klingt nicht so gut) und sind dann umhergeschwommen.
Als ich mich sicher genug gefühlt habe bin ich aus dem Becken die Bananenkrümmung der Cenote entlanggeschwommen. Aus der anderen Richtung kamen mir Schnorchler entgegen. Erst als sie rechts und links an mir vorbeischwommen, haben sie mich bemerkt. Zeitgleich sind sie aufgetaucht, haben sich angesehen und "Meerjungfrau!" gesagt. Und wie auf Kommando kam direkt die hellblaue Meerjungfrau auf einer aufblasbaren Muschel um die Ecke getrieben und hat gewunken wie eine Disneyprinzessin.
Erst hatte ich Sorge, dass wir komisch angeguckt werden, aber alle haben sich gefreut mal etwas anderes zu sehen, als immer nur Touris in Taucherbrillen.
Ich bin die Banane mehrmals abgeschwommen und hatte viel Spass. Nach einer Weile haben wir uns alle auf dem Meerjungfrauenfelsen getroffen. Das war ein Steinbrocken, der halb unter und halb über Wasser lag und so flach war, dass man auch mit Flosse draufrobben konnte. Wir haben Gruppen- und Einzelfotos gemacht und den Tag genossen.






Die viereinhalb Stunden waren viel zu schnell um und als wir alle wieder an Land waren haben wir unsere Meerjungfrauenzertifikate bekommen. Ganz offiziell.
Ich hatte so viel Spaß, dass ich gefragt habe, ob ich nicht am nächsten Tag wiederkommen könnte. Und ich durfte!
Es ging in eine andere Cenote. Diese war deutlich tiefer (26 Meter statt 1,5), aber ich war ja keine Anfängerin mehr und habe bewiesen, dass ich nicht untergehe.
Neben mir war nur eine Britin dabei, weshalb wir das Schminken gelassen haben und gleich ins Wasser gegangen sind.
Ich habe gelernt, wie man unter Wasser eine Rückwärtsrolle macht (das konnte ich als Kind schon und habe es scheinbar nie verlernt, aber jetzt kann ich es auch mit Flosse) und wie man kopfüber senkrecht im Wasser steht und mit seiner Flosse über Wasser winkt ohne unterzugehen.
Ich hatte auch meine Taucherbrille dabei. So habe ich viel Zeit damit verbracht, mit die Cenote anzusehen. Die vielen Risse im hellen Stein, durch die kleine und grosse Wurzeln ragen; die vielen kleinen Fische die an den Stellen, wo das Sonnenlicht ins Wasser fällt, wie Silbermünzen glitzern und der Baum, der die Cenote vor mehreren Jahrzehnten hat einstürzen lassen, der noch heute auf dem Grund liegt.

Zeit im Wasser vergeht viel zu schnell. Ich weiss nicht wie und ich weiss nicht warum, aber so ist es.

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