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Sonntag, 15. April 2018
Ortigia
hanhan, 20:55h
Ich war gestern in Ortigia. Weil es mir so oft empfohlen wurde, von verschiedenen Leuten.
Also habe ich früh morgens den Zug nach Siracusa, einer Stadt an der Ostküste des Südzipfels Siziliens genommen und bin dann für ca 20 Minuten nach Ortigia gelaufen.
Ortigia ist offiziell eine Insel, wird aber für viele für eine Halbinsel gehalten, die durch einen Fluss vom Festland (das theoretisch auch eine Insel ist) getrennt wird. Aber sagen wir einfach es ist eine Insel, ca. 10 Meter vor der Küste Siracusas.
Okay, so viel zur Lage.
Ortigia hat mich sofort an zwei der schönsten Orte erinnert, die ich je gesehen habe: Venedig und die Altstadt von Stockholm. Als wäre jemand von Stockholm nach Sizilien gekommen, um die Altstadt nachzubauen, aber dann zu lange in Venedig Rast gemacht hat, um ein klares Bild im Kopf zu behalten. Und so haben sich die beiden Städte dann eben vermischt und sind zu Ortigia geworden.
Ortigia ist also wunderwunderschön. Und trotzdem bin ich durch Modica so verwöhnt, dass ich sage: „Joa, echt nett.“, statt mich sofort in diese Stadt zu verlieben.
Ich bin also durch die kleinen Straßen und Gassen gelaufen (große Straßen gibt es nicht. Und auch nur wenige Autos. Aber viele viele Fußgängerzonen) und habe in die Schaufenster geschaut: Imbisse, Restaurants, Künstelerateliers mit Läden, Boutiquen, Gelaterias, Bars, Restaurants und natürlich die Touristenläden mit Postkarten, Magneten und T-shirts. Ich habe mir das Meer angeguckt und bin dann (weil ich so erzogen wurde) in ein Museum gegangen.
Dort wurden in Kooperation mit einem Belgischen Museum ägyptische Grabfunde ausgestellt. Sarkophage und einige Grabschätze, um genau zu sein.
In einem Raum war ein riesiger Glaskasten (ca 15 Meter lang und drei Meter hoch und breit). In diesem Glaskasten haben vier Wissenschaftler an Computern und Sakophagen gesessen und Wissenschaft betrieben. Ich bin nicht lange geblieben, weil ich es komische finde, Leuten in einem Glaskasten bei der Arbeit zuzusehen…
Warum genau diese Ausstellung in Ortigia war, habe ich nicht ganz mitbekommen. Wahrscheinlich, weil Ägypten nicht so weit weg ist und bestimmt mal irgendwelche Ägypter vorbeigeschaut haben.
Aber ich wollte lokale Geschichte sehen, also bin ich in einen Palazzo gegangen, in dem man genau das machen konnte Es gab Säulen und Gemälde, Zierbögen, Grabmäler und -platten, Kleidung, Schmuck und Wachsfiguren. Das Verrückte war aber: Man hätte theoretisch alles anfassen können! Es gab in dem ganzen Museum nur sieben Glaskästen! Gemälde aus dem 14 Jahrhundert, auf uralten Holz gemalt – hätte man theoretisch anfassen können! Einfach so!
Da kommt man mit Kindern bestimmt nicht einfach so rein…
Jeder, der mit mir schon bei IKEA war, weiß, dass ich alles anfassen muss. Also hatte ich eine Hand in der Hosentasche, die andere Fest um den Audioguide geklammert, damit ich nicht anfange, aus Spaß an der Freude Blattgold von Marmor oder Ölfarbe von Leinen zu kratzen!
Bis auf die Selbstbeherrschung, die mir abverlangt wurde, war es wirklich gut. Es gab auch einen Innenhof, der wirklich venezianisch ausgesehen hätte, wenn er denn nicht so stark restauriert gewesen wäre.
Dann bin weiter an den Kirchen, Restaurants und Straßenständen vorbeigelaufen und habe Mittag mit Blick aufs Meer gegessen.
Als ich das Gefühl hatte, alles in Ortigia gesehen zu haben (es ist wirklich nicht groß), bin ich in einen dieser Busse gestiegen, die Touristen durch die Stadt fahren und über Kopfhörer erzählen, was man sieht. Aus denen kann man nämlich aus und einsteigen, wie man will und weil Siracusa so klein ist, kostet es nur 5 Euro für den ganzen Tag.
Ich bin an einer Kirch ausgestiegen, die aussieht, wie ein sehr unkonventionelles Ufo: modern, groß, grau, kantig, schnörkellos. Und so uneinladend, dass ich mich nicht hineingetraut habe.
Als ich das Gefühl hatte, genug von einem Gebäude eingeschüchtert worden zu sein, bin ich zu einer archäologischen Anlage gegangen, wo mir ein griechisches Theater versprochen wurde.
Und ich wurde nicht enttäuscht. Neben einem Grotten-Wasserfall (kein „grottiger Wasserfall“, ein Grotten-Wasserfall. Der war wirklich schön, da haben sogar die Vögel drin gebadet!) und noch mehr kleinen Höhlen war das Amphitheater wirklich eindrucksvoll. So viele Stufen in Kalkstein zu schlagen hat bestimmt gedauert.
Zur Zeit werden die Stufen übrigens mit Holz ausgebessert und eine Holzbühne mit rudimentärer Kulisse gibt es auch schon. Da wird es im Sommer bestimmt Theater oder Oper geben.
Dann ist der Park auch noch dafür bekannt, Dionisos‘ Ohr zu haben. Dabei handelt es sich um eine Höhle. Eine große Höhle. Mindestens so hoch wie das Haus in der Heinrich-Böll-Straße. Wenn so das Ohr des Dionisos war, dann war er sehr groß. Und er war wahrscheinlich ein Elb, weil es ein spitzes Ohr ist.
Jedenfalls gräbt sich diese Höhle mit dem spitzen Dach ca. 75 Meter in den Fels. In einer S-Kurve. Dadurch ist es am Ende des Ganges stockfinster. Und die Akustik ist toll. Es hallt schön. Besser, als in jedem Treppenhaus!
Dann gab es in dem Park noch eine Gladiatorenarena. Man konnte sogar die Zugänge und Tunnel sehen, da die Überdachungen teilweise eingestürzt waren, aber nicht so sehr, dass man sich nicht mehr vorstellen könnte, wie es einmal ausgesehen hat.
Nach einem großen frischgepressten Orangensaft bin ich wieder in den Bus gestiegen und nach Ortigia gefahren, um mir noch ein bisschen Salzluft ins Gesicht wehen zu lassen und zuzuschauen, wie die hungrigen Touristen zu unitalienischen Zeiten Abendessen bestellen.
Als es dunkel wurde war es auch Zeit, zum Bahnhof zurückzukehren.
Mit dem Wetter habe ich übrigens großes Glück gehabt. Es war angenehmes Strickjackenwetter mit bedecktem Himmel, sodass ich nicht in den Schatten fliehen musste, sondern tun und lassen konnte, was ich wollte.
Falls ihr einmal im Süden Siziliens sein solltet, empfehle ich Ortigia. Es ist wunderschön und bietet sich für einen Tagesausflug gerade zu an.
Also habe ich früh morgens den Zug nach Siracusa, einer Stadt an der Ostküste des Südzipfels Siziliens genommen und bin dann für ca 20 Minuten nach Ortigia gelaufen.
Ortigia ist offiziell eine Insel, wird aber für viele für eine Halbinsel gehalten, die durch einen Fluss vom Festland (das theoretisch auch eine Insel ist) getrennt wird. Aber sagen wir einfach es ist eine Insel, ca. 10 Meter vor der Küste Siracusas.
Okay, so viel zur Lage.
Ortigia hat mich sofort an zwei der schönsten Orte erinnert, die ich je gesehen habe: Venedig und die Altstadt von Stockholm. Als wäre jemand von Stockholm nach Sizilien gekommen, um die Altstadt nachzubauen, aber dann zu lange in Venedig Rast gemacht hat, um ein klares Bild im Kopf zu behalten. Und so haben sich die beiden Städte dann eben vermischt und sind zu Ortigia geworden.
Ortigia ist also wunderwunderschön. Und trotzdem bin ich durch Modica so verwöhnt, dass ich sage: „Joa, echt nett.“, statt mich sofort in diese Stadt zu verlieben.
Ich bin also durch die kleinen Straßen und Gassen gelaufen (große Straßen gibt es nicht. Und auch nur wenige Autos. Aber viele viele Fußgängerzonen) und habe in die Schaufenster geschaut: Imbisse, Restaurants, Künstelerateliers mit Läden, Boutiquen, Gelaterias, Bars, Restaurants und natürlich die Touristenläden mit Postkarten, Magneten und T-shirts. Ich habe mir das Meer angeguckt und bin dann (weil ich so erzogen wurde) in ein Museum gegangen.
Dort wurden in Kooperation mit einem Belgischen Museum ägyptische Grabfunde ausgestellt. Sarkophage und einige Grabschätze, um genau zu sein.
In einem Raum war ein riesiger Glaskasten (ca 15 Meter lang und drei Meter hoch und breit). In diesem Glaskasten haben vier Wissenschaftler an Computern und Sakophagen gesessen und Wissenschaft betrieben. Ich bin nicht lange geblieben, weil ich es komische finde, Leuten in einem Glaskasten bei der Arbeit zuzusehen…
Warum genau diese Ausstellung in Ortigia war, habe ich nicht ganz mitbekommen. Wahrscheinlich, weil Ägypten nicht so weit weg ist und bestimmt mal irgendwelche Ägypter vorbeigeschaut haben.
Aber ich wollte lokale Geschichte sehen, also bin ich in einen Palazzo gegangen, in dem man genau das machen konnte Es gab Säulen und Gemälde, Zierbögen, Grabmäler und -platten, Kleidung, Schmuck und Wachsfiguren. Das Verrückte war aber: Man hätte theoretisch alles anfassen können! Es gab in dem ganzen Museum nur sieben Glaskästen! Gemälde aus dem 14 Jahrhundert, auf uralten Holz gemalt – hätte man theoretisch anfassen können! Einfach so!
Da kommt man mit Kindern bestimmt nicht einfach so rein…
Jeder, der mit mir schon bei IKEA war, weiß, dass ich alles anfassen muss. Also hatte ich eine Hand in der Hosentasche, die andere Fest um den Audioguide geklammert, damit ich nicht anfange, aus Spaß an der Freude Blattgold von Marmor oder Ölfarbe von Leinen zu kratzen!
Bis auf die Selbstbeherrschung, die mir abverlangt wurde, war es wirklich gut. Es gab auch einen Innenhof, der wirklich venezianisch ausgesehen hätte, wenn er denn nicht so stark restauriert gewesen wäre.
Dann bin weiter an den Kirchen, Restaurants und Straßenständen vorbeigelaufen und habe Mittag mit Blick aufs Meer gegessen.
Als ich das Gefühl hatte, alles in Ortigia gesehen zu haben (es ist wirklich nicht groß), bin ich in einen dieser Busse gestiegen, die Touristen durch die Stadt fahren und über Kopfhörer erzählen, was man sieht. Aus denen kann man nämlich aus und einsteigen, wie man will und weil Siracusa so klein ist, kostet es nur 5 Euro für den ganzen Tag.
Ich bin an einer Kirch ausgestiegen, die aussieht, wie ein sehr unkonventionelles Ufo: modern, groß, grau, kantig, schnörkellos. Und so uneinladend, dass ich mich nicht hineingetraut habe.
Als ich das Gefühl hatte, genug von einem Gebäude eingeschüchtert worden zu sein, bin ich zu einer archäologischen Anlage gegangen, wo mir ein griechisches Theater versprochen wurde.
Und ich wurde nicht enttäuscht. Neben einem Grotten-Wasserfall (kein „grottiger Wasserfall“, ein Grotten-Wasserfall. Der war wirklich schön, da haben sogar die Vögel drin gebadet!) und noch mehr kleinen Höhlen war das Amphitheater wirklich eindrucksvoll. So viele Stufen in Kalkstein zu schlagen hat bestimmt gedauert.
Zur Zeit werden die Stufen übrigens mit Holz ausgebessert und eine Holzbühne mit rudimentärer Kulisse gibt es auch schon. Da wird es im Sommer bestimmt Theater oder Oper geben.
Dann ist der Park auch noch dafür bekannt, Dionisos‘ Ohr zu haben. Dabei handelt es sich um eine Höhle. Eine große Höhle. Mindestens so hoch wie das Haus in der Heinrich-Böll-Straße. Wenn so das Ohr des Dionisos war, dann war er sehr groß. Und er war wahrscheinlich ein Elb, weil es ein spitzes Ohr ist.
Jedenfalls gräbt sich diese Höhle mit dem spitzen Dach ca. 75 Meter in den Fels. In einer S-Kurve. Dadurch ist es am Ende des Ganges stockfinster. Und die Akustik ist toll. Es hallt schön. Besser, als in jedem Treppenhaus!
Dann gab es in dem Park noch eine Gladiatorenarena. Man konnte sogar die Zugänge und Tunnel sehen, da die Überdachungen teilweise eingestürzt waren, aber nicht so sehr, dass man sich nicht mehr vorstellen könnte, wie es einmal ausgesehen hat.
Nach einem großen frischgepressten Orangensaft bin ich wieder in den Bus gestiegen und nach Ortigia gefahren, um mir noch ein bisschen Salzluft ins Gesicht wehen zu lassen und zuzuschauen, wie die hungrigen Touristen zu unitalienischen Zeiten Abendessen bestellen.
Als es dunkel wurde war es auch Zeit, zum Bahnhof zurückzukehren.
Mit dem Wetter habe ich übrigens großes Glück gehabt. Es war angenehmes Strickjackenwetter mit bedecktem Himmel, sodass ich nicht in den Schatten fliehen musste, sondern tun und lassen konnte, was ich wollte.
Falls ihr einmal im Süden Siziliens sein solltet, empfehle ich Ortigia. Es ist wunderschön und bietet sich für einen Tagesausflug gerade zu an.
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