Sonntag, 29. Oktober 2017
Verkehr
In Italien darf man ab 18 Jahren ein Auto fahren. Ab 17 mit erwachsener Begleitung. Motorroller sind aber schon ab 14 erlaubt, weshalb es davon sehr viele gibt, vor allem kurz nach Schulschluss sieht man sie überall. Aber auch Erwachsene nehmen oft den Roller, da man damit Staus umkurven kann und besser einen Parkplatz findet.

Trotzdem sind die Straßen fast immer voll, da ja der ÖPNV nicht wirklich eine Option ist, wenn man ein eigenes Fortbewegungsmittel besitzt.
Die Autos an sich lassen einige Fragen offen, die von „Ist das aus Pappe? Und warum hat es nur drei Räder?“ bis hin zu „Der Crysler sieht aber neu aus. Und gewaschen. Was macht so einer in Modica?“ reichen. Tatsächlich gibt es hier auffallend viele Fiat Pandas. Ich habe keine Ahnung, warum. Aber es sind so viele, dass es sogar MIR auffällt!
Auch aus den Nummernschildern werde ich nicht schlau. Hier gibt es nämlich nicht die Regelung, dass der Ort aus den ersten Buchstaben ableitbar sein muss. Zwar haben einige wenige (sehr wenige!) RG-Kennzeichen, was für Ragusa, die nächst größere Stadt stehen könnte, aber dann müssten es viel mehr sein. Und es gibt viel mehr Autos mit IC-Kennzeichen. Das lässt wiederum auf Ispica schließen. Diese Stadt ist allerdings viel kleiner und weiter weg als Ragusa. Und MO, MD oder ähnliches ist mir noch nicht aufgefallen.
Der allgemeine Fahrstil ist eher rücksichtslos. Aber auf eine sehr rücksichtsvolle Art und Weise. Niemand hält sich hier an die Regeln und alle akzeptieren das. Trotzdem wird ständig gehupt. Aber es ist meist ein freundliches Hupen, denn so begrüßt man sich hier. Ab und an bleibt ein Auto auch mal mitten auf der Hauptverkehrsstraße stehen, damit sich der Fahrer/ die Fahrerin mit jemandem auf dem Fußweg oder in einem anderen Auto unterhalten kann. Da müssen alle anderen schon mal warten, aber wenn es nicht zu lange dauert, nimmt man das schon mal in Kauf, schließlich macht man es ja selber auch. Nur wenn ein Bus aufgehalten wird ist es nicht in Ordnung. Obwohl sie nur wenig genutzt werden, anscheinend gelten „Bus hat Vorrang“-Regelungen überall.
Vielleicht nicht undbedingt an Schulen, an denen die Schüler nach Unterrichtsschluss über die Straße müssen. Dort haben die Verkehrspolizisten das Recht, auch Busse anzuhalten. Ja, richtig gelesen. Verkehrspolizisten. Keine Schülerlotsen, die aus den fünften und sechsten Klassen kommen und in neonorangen Westen auf die Straße springen. Hier machen das Polizisten in Ausgehuniform. Und mit Hut!
Bisher habe ich noch keine Ampeln in Modica gesehen. Dafür gibt es Kreisverkehre und viele Zebrastreifen. Ich habe das Gefühl, dass die Autofahrer hier weniger von den Zebrastreifen genervt sind, als in Deutschland. Vielleicht, weil es hier sonst keine Möglichkeit gibt, stark befahrene Straßen zu überqueren und das jeder einsehen kann. Vielleicht aber auch, weil es eine gute Möglichkeit ist, Leute anzugucken, die vor dem eigenen Auto vorbeilaufen. Außerdem hat man hier ja Zeit für soetwas, weil Pünktlichkeit relativ ist.
Radfahrer sieht man übrigens kaum. Und wenn, dann tragen sie diese professionell anmutenden Radleruniformen und sitzen auf Rädern, die sehr teuer aussehen. Ansonsten tut sich das hier niemand an. Einfach, weil die Steigungen zwischen Modica Bassa und den umliegenden Teilen Modicas viel zu steil sind. Ab und an sieht man Jungs auf Skateboards in Modica Sorda, aber das war es auch schon. Alle anderen sind auf motorisierten Gefährten unterwegs.
Es sei denn natürlich, man steigt in eine Kutsche!

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