Montag, 23. Oktober 2017
Ein Tag am Meer und ein Abend wie Pretty Woman
Eigentlich sollte es bei dem einen Blogeintrag für heute bleiben, aber dann hat eine Freundin gefragt, ob ich nicht Lust hätte, mit ihr ans Meer zu fahren. Und die hatte ich!
Also sind wir mit dem Bus nach Pozzallo gefahren. Dort haben wir uns auf den Weg zum Strand gemacht. Es war der gleiche Strand, den ich schon auf meiner Fahrt nach Noto gesehen habe.


Bevor wir tatsächlich ans Wasser gegangen sind, haben wir in einer Gelateria vorbeigeschaut und sind dann mit Gelato in der Hand in Richtung Wellen geeilt. Sobald wir Sand unter den Füßen hatten, haben wir die Schuhe ausgezogen und die Hosenbeine hochgekrempelt. Aber nicht hoch genug! Ich war bis über die Knie nass, aber das hat mir gar nichts ausgemacht. Es waren nämlich zum ersten Mal seit Wochen wieder 27°C und keine einzige Wolke am Himmel! Wir sind den ganzen Strand auf- und wieder abgelaufen.


Dann sind wir barfuß ein Stück ins Stadtzentrum gelaufen, wo wir die Schuhe wieder angezogen haben, weil
1. die Leute geguckt haben und wir nicht die offensichtlichsten Touristen der Insel sein wollten (siehe letzter Blogeintrag) und
2. unsere Füße mittlerweile trocken waren.
Wir sind an idealen Kletterbäumen vorbei zu einer Art Gehe gegangen, wo es Schweine, Ferkel, Enten, Schwäne, Kaninchen und Pfauen gibt.

Wir haben uns also die Tiere angeschaut und sind dann weiter zu einem anderen Strand, der gleich in der Nähe ist.
Dort habe ich gleich wieder meine Schuhe ausgezogen. Die ganze Zeit über haben wir die Farbe des Wassers bewundert. Und das Wetter. Und wie gut wir es haben, an diesem Tag hier zu sein. Und überhaupt ist das Leben schön!

Nun ging es langsam auf den Abend zu und die Pozzalloer Bevölkerung kam aus den Häusern um die Hauptstraße entlangzuflanieren. Und wir mit ihr. Es gab sogar eine Vespa-Kolonne in der 40+ Vespas (Vespen?) die Straße entlanggefahren sind. Einige von ihnen laut hupend.

Wir haben uns dann auf den Weg zur Bushaltestelle gemacht.

Diese befindet sich am Stadtrand neben einem verwilderten Feld, das durch einen Zaun von dem schmalen Fußweg getrennt ist. Wie wir dort standen, zwischen den Büschen am Rand einer großen Straße habe ich als Scherz gesagt, dass wir wie Prostituierte aussehen müssen. Tatsächlich sind einige Autos mit männlichen Fahrern sehr langsam an uns vorbeigefahren, was wir gleichzeitig unangenehm, aber auch sehr lustig fanden. Einige Leute haben sogar gehupt, als sie direkt neben uns waren! Ein Auto hat in dem nahegelegenen Kreisverkehr sogar gewendet, um noch einmal an uns vorbeizufahren. In den Moment kam unser Bus, also haben wir unsere Hand rausgehalten um dem Busahrer zuzuwinken, damit er anhält. Das muss der Kreisverkehrwender als Zeichen an sich selbst verstanden haben, da er sofort anfing, uns aus dem offenen Fenster entgegenzugrölen.
Wir sind lachend und kichernd in den Bus gestiegen und haben angefangen Witze zu machen wie:
„Wir sollten unserer Chefin erzählen, dass sie uns zu wenig zahlt und wir uns Wochenendjobs nehmen mussten. Und dass sie da jeden in Pozzallo fragen kann.“
„Mensch, wenn der Bus fünf Minuten später gekommen wäre, hätten wir uns unser Fahrtgeld wieder rausarbeiten können.“
„Wir können Zuschläge nehmen, weil wir natürlich blonde Haare haben und Masterabschlüsse!“
„Wir können nie wieder nach Pozzallo!“
Alles in allem war es ein toller und lustiger Tag, der sich an DIESEM Ort wohl leider nicht so schnell für mich wiederholen werden kann…

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Touristen
WARNUNG: In diesem Blogeintrag wird viel generalisiert. Nicht jedes „alle(s)“ oder „immer“ bezieht sich tatsächlich auf 100% der Fälle, trotzdem sind meine Schilderungen nicht unbegründet.


Ich lebe im Stadtzentrum der Altstadt, vier Minuten Fußweg vom Zentrum allen Geschehens entfernt. Näher dran an allem, als es in Erfurt der Fall war. Jeden Tag laufe ich die „Hauptpulsader Modicas“ entlang, auf dem Weg zum Bus. Ich sehe jeden Tag viele Touristen. Und um die soll es heute gehen.

Es gibt viele Touristen in Modica. Immer noch. Obwohl es schon fast nicht mehr Oktober ist, laufen sie noch in kurzen Hosen und Kleidchen durch die Innenstadt. Daran kann man sie gut erkennen. An den Sommerklamotten. Dabei sind es auch hier nur noch 20°-23°C. Aber wenn man einen Mittelmeer-Urlaub bucht, dann zieht man sich auch so an!
Man erkennt die Touristen auch an den Sonnenhüten und den Multifunktionsrucksäcken. Italiener würden niemals etwas unstylisches tragen, nur weil es praktisch ist! Außerdem haben die Touristen oft einen Stadtplan oder Reiseführer in der Hand, bleiben mitten im Weg stehen um Fotos zu machen und vor allem: Sie sprechen nicht Italienisch.
Die meisten von ihnen sprechen tatsächlich Deutsch. Mittlerweile kommen sie nicht mehr als Familie (weil die Ferienzeit in Deutschland vorbei ist), sondern sind in Gruppen von 4 bis 8 Leuten unterwegs. Ganz selten mal nur ein Paar. Keiner von denen ist jünger als Mitte vierzig.
Dann gibt es noch die britischen Touristen, eher selten, aber manchmal hört man sie. Öfter trifft man dafür Amerikaner. Ganz selten auch Menschen, die eine osteuropäische Sprache miteinander sprechen.
Aber gibt es einen Unterschied zwischen den Nationen? JA!
Die Briten finden Modica interessant.
Die Amerikaner finden alles „Awesome“ (krass/großartig) oder „Cute“ (süß, niedlich).
Die deutschen Familien finden es hier schön und hübsch.
Die älteren deutschen Gruppen finden erstmal gar nichts. Sie sind nur ständig der Meinung, dass sie ein Recht auf XY haben, schließlich lebe diese Insel ja vom Tourismus und könne sich gar nicht anders finanzieren, sie tun den Leuten hier schließlich mit ihrer bloßen Anwesenheit einen Gefallen!
Das habe ich tatsächlich mehrmals gehört, von verschiedenen Personen! Deutsche reden nämlich aus irgendeinem Grund sehr Laut, wenn sie denken, dass niemand sie verstehen kann….
Manchmal würde ich gern anhalten und ihnen sagen, dass Sizilien der größte Exporteur von Biowaren in ganz Italien ist. Und dass niemand sie gebeten hat doch herzukommen, um die Wirtschaft hier zu unterstützen. Aber dann traue ich mich nicht, weil einige von ihnen Walking-Stöcke haben und mich damit pieksen könnten.

Was ich mit all dem sagen will: Bitte seid wie die britischen Touristen. Oder die Amerikanischen. Oder wie die deutschen Familien. Aber denkt nicht, dass euch keiner versteht, wenn ihr über das Land und die Leute lästert, die euch mit Sonne und großartigem Essen versorgen.

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