Freitag, 8. September 2017
Erste Eindrücke
Als ich im Bus vom Flughafen in Catania nach Modica saß und aus dem Fenster sah, hat mich alles ein bisschen an Bolivien erinnert: Ein bisschen Santa Cruz, ein bisschen Sucre, ein bisschen La Paz. Zwischendurch verlassene Gebäude mit teilweise eingestürzten Mauern auf hohen Felsen und, wenn man sich umdreht und nach hinten schaut, den riesigen Kegel des Etna, der alles andere überragt.
Sogar der Fahrstil des Busfahrers hat sehr an den der bolivianischen Fahrer erinnert.

In Modica angekommen hatte ich ca. eine halbe Stunde Zeit, auf meine Chefin zu warten, die mich abholten und zu meiner Wohnung führen wollte. In dieser halben Stunde habe ich es mir nicht nehmen lassen, mich schon einmal umzusehen. Auch die Gegend um den Busbahnhof sieht aus, wie Bolivien. Ich lasse diesen Vergleich jetzt, da hier alles ein bisschen (bzw. sehr) danach aussieht.

Ich habe eine private Stadtführung durch Modica bekommen. Von einem echten Modicaner(?), der (ganz italienisch) Luigi heißt. (Aber er hat keinen Bruder namens Mario, dafür ein kleines rotes Auto)
Modica ist wunderwunderschön. Bis auf die Hauptstraßen zieht sich alles an Berghängen durch, weshalb der Großteil der Stadt nur über Treppen erreichbar ist. Dadurch gibt es dort keine Autos und fühlt sich an wie Venedig, nur ohne die Flüsse. All die kleinen Gassen sehen aus, als würde der Hauptcharakter eines ARD-/ZDF-Schnulzenfilms um die Ecke kommen und laut seufzen.

Wir sind kurz in einer der zwei größten Kirchen Modicas, die Chiesa Di San Pietro gegangen und promt in einer Hochzeitszeremonie gelandet. Also sind wir, bevor ich viel von der Kirchenkunst sehen konnte, rausgegangen.

Gleich gegenüber waren wir im ältesten Schokoladenladen der Stadt. Im Gegensatz zum Berliner „Fassbender und Rausch“ darf man dort übrigens Schokolade probieren, bis einem schlecht wird (oder die Schüsselchen leer sind). Neben dem Eingang zum Laden gibt es eine große Treppe, auf der Kissen liegen. Dort sitzen dann die Gäste und trinken heiße Schokolade oder essen gleich die ganze Tafel.

Viele Häuser in Modica sind aus grob in Quader geschlagenem Fels gebaut. Einige sind sogar direkt in den Fels geschlagen! Diese „Grottos“ waren früher die Behausungen der Armen, die sich keine Häuser leisten konnten. Heute sind sie sehr teuer, weil sie einen so speziellen Charme haben. Mit den Grottos ist es ein bisschen, wie mit den Hobbithäusern: Es klingt feucht und kalt, aber in Wahrheit ist es total gemütlich.

Leider habe ich nicht wirklich Fotos zu zeigen, weil ich so beeindruckt von allem war, dass ich ganz vergessen habe, dass ich ja jetzt stolze Besitzerin eines fotografierfähigen Mobilfunkgerätes bin. Nur für eins habe ich daran gedacht, mein Handy zu zücken:

Das ist alles, was ich bisher an Fotos vorzuweisen habe, da ich einfach nicht daran denke, mein Handy rauszuholen und Fotos zu machen...

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