Dienstag, 26. Juni 2018
An der Amalfiküste
Mit dem Bus ging es für uns von Salerno nach Maiori, einer kleinen Stadt an der Amalfiküste. Dort hatten wir unsere Unterkunft.
Da es im Bus keine Anzeigen wie im Zug gab, musste ich die Leute im Bus fragen, wo unsere Haltestelle ist. Eine alte Dame hat uns unter ihre Fittiche genommen und gesagt, sie würde mit uns aussteigen, weil sie auch nach Maiori müsse. Also sind wir gemeinsam ausgestiegen und O und ich haben versucht, uns im Dunkeln zu orientieren um die Straße zu finden, in der unser AirBnB sein sollte. Die alte Dame hat das aber nicht zugelassen uns beschlossen, uns so weit wie möglich hinzubringen. „Wo müsst ihr hin? Bei wem ist das? Kenne ich nicht.“
Also hat sie noch zwei Bekannte, die neben uns die einzigen waren, die so spät abends noch durch den Ort liefen, hinzugezogen. Dann sollte die Schwarmintelligenz unser BnB finden. Gar nicht so einfach.
O war genervt. Sie hatte die Karte auf ihrem Handy und war darum gar nicht auf die hektisch schnatternden italienischen Rentner angewiesen, die uns ihre Hilfe praktisch aufgezwangen.
Irgendwann haben wir doch noch jemanden getroffen, der wusste, wo unsere Unterkunft war. Er hatte ein paar Wochen zuvor auch schon mal ein paar Touristen dorthingefahren.
Die älteren Damen haben uns daraufhin versichert, dass man dem Mann trauen kann, dass sie wissen wo er wohnt. Und noch wichtiger: Wo seine Familie wohnt. Anscheinend kennen sich alle in dem kleinen Städtchen.
Wir sind also eingestiegen in das Auto und haben gleich ein bisschen etwas von Maiori gezeigt bekommen. Der Mann hat uns von seiner Frau und seinem Baby erzählt. Und von der Salumeria (einem winzig-kleinen Supermarkt/Bäckerei/Fleischerei), die er an der Hauptstraße führt.
In unserer Unterkunft angekommen haben wir geduscht und sind dann in unsere Betten gefallen.
Am nächsten Morgen bin ich allein in die Stadt gegangen, weil O noch per Skype ein Bewerbungsgespräch führen musste. Also habe ich in der Salumeria eine große Flasche Wasser gekauft und bin die Strandpromenade auf- und abgegangen.



Dann habe ich mich in ein Café gesetzt und nach Orten in der Nähe gesucht, die man sich anschauen könnte. Bei frischgepresstem Orangensaft und Marmeladencroissant kommen einem die besten Ideen!
Ich habe mehrere Orte gefunden, die sowohl interessant klangen, als auch fußläufig waren. Unter anderem der Sentiero Die Limoni, ein Wanderweg, der an Zitronenhainen entlangführt und die Villa Cimbrone mit der Terrasse der Unendlichkeit.
Also haben wir uns auf den Weg zum Zitronenweg gemacht und sind dabei durch Minori gekommen, Maioris kleinen Bruder. Wir sind die Stufen zum Wanderweg hinaufgestiegen und haben festgestellt, dass der Weg uns geradewegs zurück nach Maiori führt – genau in die falsche Richtung!
Also sind wir auf halber Strecke umgekehrt: Wieder vorbei an den weißverputzten Häusern, schlafenden Katzen, schwer behangenen Zitronenbäumen und laut diskutierenden alten Männern.



Im Zentrum von Minori haben wir dann Eis gegessen und die Mittagssonne ein wenig verstreichen lassen, da wir wussten, dass wir noch einen großen Berg erklimmen würden.
Und das haben wir! Über tausend Stufen. An einem einzigen Nachmittag. Wir haben einen Friedhof gesehen und andere Wanderer, Hecken, die nur aus Blüten zu bestehen schienen und Kirchen die aussahen, wie aus einem Film. Wir hatten eine wunderschöne Aussicht, die dei Anstregung fast wettgemacht hat und schwindende Lust, weiterzulaufen.





Irgendwann, nach eineinhalb Stunden die sich mindestens doppelt so lang angefühlt haben, waren wir oben. In Ravello. Und dort haben wir, etwas abseits des Haupttouristenstroms die Villa Cimbrone gefunden.
Durch ein Tor wie aus einem Märchen sind wir in den Garten der Villa getreten, wo wohl auch Teile der alten Sissi-Filme gedreht wurden. Teils sieht es dort nach verwunschenem Wald, teilweise aber auch nach englischen Schlossgarten aus. Alles auf einer hohen Klippe, mindestens hundert Meter über dem Meer, direkt am Abgrund. Die Sicht war großartig! Nicht nur vom Garten oder der Unendlichkeitsterrasse aus, sondern auch, wenn man im Waldstück oder dem Gewölbe stand. Wenn es dort keine Feen und Einhörner gibt, dann gibt es sie nirgendwo!









Als unsere Augen sich satt gesehen und unsere Körper sich hungrig gelaufen hatten, haben wir nach Essen gesucht. Keine leichte Aufgabe am frühen Abend in Italien. Dort öffnen Gaststätten und Bars allerfühestens halb acht. Und so lange konnten wir nicht waren.
Also haben wir irgendwo doch Paninis gefunden, die wir nur aus der Not heraus gegessen haben. Denn wir mussten den Berg ja wieder runter und dann noch bis in die nächste Stadt laufen!
Nach einer Portion Pasta zu Abendbrot sind wir zurück in unsere Unterkunft gegangen und dort in unsere Betten gefallen.

Am nächsten Morgen sind wir nach dem Frühstück mit dem Bus nach Amalfi gefahren. In die Stadt, die ihren Namen mit der ganzen Küste teilt. Leider weiß ich nicht, wer zuerst seinen Namen hatte.
In Amalfi gibt es viele Touristen. Es ist ja auch eine größere Stadt. Wir sind direkt in die Touristeninformation gelaufen, um dort nach dem Sentiero Degli Dei, dem Pfad der Götter zu fragen, einem Wanderweg, der von den Menschen im Internet empfohlen wird.
In der Touristeninformation haben wir neben den Busverbindungen nach Bomerano (wo der Pfad beginnt) auch erfahren, dass es auf dem Wanderweg wenige Tage zuvor einen Erdrutsch gab, weshalb es eine Art Umleitung gibt. Die Frau in der Information hat erzählt, dass diese Umleitung gefährlich und daher nicht empfehlenswert sei und uns eine Alternativroute in die Wanderkarte gezeichnet. Außerdem hat sie uns erzählt, dass es in Amalfi einen Fahrstuhl gibt, der einen auf einen Aussichtsbalkon bringt. Schnell, kostenlos und sehenswert. Also alles, was wir wollten!
Durch einen Gang, der aussah wie in einem futuristischen Weltuntergangsfilm sind wir zum Fahrstuhl gelaufen und hatten tatsächlich eine wundervolle Aussicht über Amalfi: Die Stadt UND die Küste!







Nach einem kurzen Zwischenstopp an der Kathedrale der Stadt (außergewöhnlich aber schön) sind wir in den Bus gestiegen und nach Bomerano gefahren.
Dort haben wir uns auf den Pfad der Götter begeben und ich musste feststellen, dass der Name gerechtfertigt war. Der Ausblick war großartig. Rechts Berge, so hoch, dass daran Wolken hängen blieben. Links erst der Abgrund und dann das Meer, hellblau und glitzernd. Vor und hinter uns ein hellbrauner Pfad, immer am Abgrund entlang, zwischen sattem Grün und steiler Tiefe, in der Ferne die Bergkette, die im leichten Nebel fast bläulich wirkte.









Irgendwann (wie so oft im Leben) sind wir an eine Abzweigung gekommen. Die, an der wir rechts auf den Erdrutsch und die Umleitung zulaufen würden, oder geradeaus den Pfad der Götter verlassen und woanders rauskommen könnten. Dort saßen wir eine ganze Weile und haben überlegt. Ein Paar, das von dem Erdrutsch nichts wusste ist nach rechts gegangen. Viele andere auch. Generell ist niemand den Weg gegangen, der uns als sicherer empfohlen wurde. Und darum haben wir entschieden, den rechten Weg zu nehmen. Nicht vom Weg abzukommen. Weil das in den Geschichten immer schlecht endet.
Es stellte sich heraus, dass wegen des Erdrutsches eine Strecke von ca. drei Metern gesperrt war und die Umleitung einen halben Meter weiter rechts daran vorbeiführte. Gefährlich war es nicht, bis O beim Lachen über die "drohende Gefahr" des Erdrutsches (den wir uns vorher in schillernsten Farben ausgemalt hatten) fast über eine Wurzel gestolpert wäre. Das wars. Mehr Gefahr gab es nicht.
Nach ungefähr drei Stunden kamen wir in einem kleinen Bergdorf an. Nocelle. Kleine Haselnüsse. Aber eine Einheimische, die sich über ihren Gartenzaun mit uns unterhalten hat erzählte uns, dass der Name eigentlich vom Griechischen für „kleines Dorf“ kommt und nichts mit Nüssen zu tun hat. Es baut in der Gegend sowieso niemand Nüsse an, nur Zitronen und einige Orangen. Außerdem lebt der Ort nun vom Tourismus und jeder dort vermietet wenigstens ein Zimmer. Ansonsten würde dort wahrscheinlich auch niemand mehr wohnen. Bevor sie uns mehr erzählen konnte kamen ihre Gäste (Niederländer) um die sie sich kümmern musste.
Also haben wir uns (und unsere Muskelkater vom Vortag) den Berg, die Stufen!, hinunter nach Positano geschleppt.
Dort war es schön. Wunderschön! Eine Stadt in bunte Farben getaucht. Wir waren so beeindruckt und erschöpft, dass wir gar nicht daran gedacht haben, Fotos zu machen. Außerdem hatten wir nicht viel Zeit, da wir den Bus zurück nach Amalfi bekommen mussten, um den letzten Bus zurück nach Maiori nicht zu verpassen.
Nach einer Pizza und einem Spritz sind wir nach Hause gegangen.

An unserem letzten Morgen an der Küste wollte ich schwimmen. Da wir relativ früh auschecken mussten haben wir gleich all unser Gepäck mit an den Strand genommen.
Zuerst habe ich noch überlegt, ob ich wirklich ins Wasser gehen will, da wir ja gleich danach den Bus nach Salerno bekommen mussten, aber ich wollte schwimmen.
Und das habe ich gemacht. Ich habe mich in dem kristallklaren Wasser treiben lassen, die Sonne im Gesicht. Ich war ganz allein im Wasser nur mit Booten als meine Gesellschaft. Irgendwo über mir den Himmel, irgendwo unter mir der Meeresboden aus hellem Sand, den man noch deutlich sehen konnte, obwohl er doch so weit unter der Wasseroberfläche liegt.
Irgendwann musste ich jedoch zurück zu O und meinem Handtuch, damit wir den Bus nach Salerno bekommen konnten.

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