Samstag, 17. März 2018
Besuch
Ich hatte Besuch. S ist aus Oldenburg gekommen um eine Woche im wunderschönen Modica zu verbringen.
Dabei ist mir erst bewusstgeworden, wie sehr ich mich schon an vieles hier gewöhnt habe. Da hat die alte neue Sicht auf alles hier wieder einiges in Perspektive gerückt.
Da ich trotzdem arbeiten musste, haben wir unter der Woche an den Vormittagen Tee getrunken und Gelato gegessen (in der Sonne natürlich, das Wetter ist ganz pünktlich für den hohen Besuch aus Deutschland sonnig geworden!) und an den Abenden in der Stadt Abendbrot (bzw. Abendpizza) gegessen.



Am Samstag sind wir nach Ragusa Ibla gefahren. Das ist die Altstadt der Kreisstadt Ragusa und ich habe schon viel darüber gehört. Also haben wir den Bus genommen und waren nach insgesamt (Wartezeit für den Bus, der nicht gekommen ist mitgerechnet) vier Stunden da. In der Zeit hätten wir die Strecke laufen können. Ungelogen!
In Ibla haben wir den Park erkundet, der dort die Hauptattraktion zu sein scheint. Es gibt darin eine Palmenstraße, eine Kirche, einen Springbrunnen, einen Spielplatz und eine tolle Aussicht.







Nachdem wir auf einer Bank Pause gemacht haben, sind wir durch Ibla gelaufen, um alles im Sonnenlicht sehen zu können. Wir haben frischgepressten Granatapfel-Orangensaft getrunken, mehr Gelato gegessen und waren in einem Laden, in dem es allerlei Handgemachtes von Künstlern der ganzen Insel zu kaufen gab. Und mit „allerlei“ meine ich auch „allerlei“! Von selbstbedruckten Leinentischtüchern über Klamotten und Schmuck zu Puppentheatern und Drahtskulpturen war alles dabei.
Als wir es mit dem Bus zurück nach Modica geschafft hatten, war es für deutsche Verhältnisse schon Abendbrotszeit. Wir waren trotzdem kurz nach 8 die ersten in der Pizzeria. Wir waren schon halb fertig mit dem Essen, als die ersten Italiener eingekehrt sind. So hatten wir dann die Gelegenheit, zu schauen, was andere so bestellen. Zum Beispiel einen Berg Muscheln. Das sah aus, als hätte man einen Fußball in eine Schüssel gelegt und dann mit Muscheln bedeckt. Wer isst so viele Muscheln?
Eine Dame schräg von uns hatte eine Pizza, auf der eine ca. zwei Zentimeter hohe Schicht roher geschnittener Eisbergsalat gestapelt war. Und dann mit orangem Dressing übergossen. Wir haben sie gleichermaßen verwirrt und fasziniert beobachtet und so herausgefunden, dass unter dem Salat sehr viel Käse war. Als hätte sie dem Kellner gesagt: „Bringen sie mir die käsigste Pizza, die Sie sich vorstellen können. Aber lassen sie es gesund aussehen!“

Am Sonntag waren wir am Strand. Wir haben Gelato gekauft (Überraschung!) und sind dann am Wasser entlanggelaufen. Wir sind über Felsen geklettert, haben versucht, die Gezeiten einzuschätzen (Kommen wir hier in einer Weile wieder durch, damit wir den Bus schaffen oder riskieren wir es besser nicht?) und auf einem verlassenen Bademeisterturm Pause gemacht. Wir haben Dackel am Strand ihren joggenden Besitzern hinterherflitzen sehen und kurzzeitig unfreiwillig einen Hund adoptiert. Aber letztendlich sind wir ohne Vierbeiner nach Modica zurückgekehrt.



Was ich aus dieser Woche gelernt habe:
- Ich bin noch lange nicht bereit für Kinder: Parallel zum Vollzeitjob noch jemanden zuhause zu unterhalten ist zwar schön, aber auch anstrengend. Mir hat die Woche irgendwie gereicht. Und das war jemand, der schon alles alleine kann!
- Sizilien ist deutlich wärmer als Deutschland.
- Die Busse hier sind deutlich weniger verlässlich. Ohne Auto ist es manchmal echt frustrierend.
- Da ich nach mehr Informationen fragen musste als sonst, habe ich auch mehr Italienisch sprechen müssen. Und mittlerweile kann ich tatsächlich schon kommunizieren.
- Mein Tagesrhythmus hier ist ganz anders, als all die Jahre zuvor.
Und zu guter letzt:
- Ablenkung von Alltag ist auch ein bisschen Urlaub für MICH.

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