Mittwoch, 29. Januar 2020
Isla Mujeres
Nach einem gemütlichen Frühstück in Oaxaca haben wir uns in den Flieger gesetzt und sind nach Cancun geflogen. Dort sind wir vom Flughafen mit dem Bus in die Stadt gefahren und dann in ein Taxi gestiegen. Mit dem sind wir zum Fährhafen gefahren, haben uns auf das Oberdeck der nächsten Fähre gesetzt und sind zur Isla Mujeres gefahren. Dort haben wir schon vom Boot aus die bilderbuchweißen Strände und das helltürkise Wasser gesehen. Aber die Sonne war schon dabei, unterzugehen. Also sind wir in unsere Unterkunft gefahren und haben versucht einen Laden zu finden, der am 25.12. nach um 8 Uhr abends noch geöffnet hat. Wir waren dabei nur semierfolgreich, haben aber trotzdem Zutaten für Reis mit Tomatensoße ergattern können. Zum ersten Mal seit einer Woche konnten wir endlich wieder etwas Selbstgekochtes essen.
Am nächsten Tag ging es an den Strand. Wir haben kurze Hosen und leichte T-Shirts angezogen (Badesachen drunter!), Handtücher in unsere Rucksäcke gestopft, ein Buch und eine Wasserflasche dazu und los ging es.
Wir sind ca 2 Kilometer an der Ostküste, die zum Meer schaut, gelaufen um zum Strand zu kommen. Es sah aus wie auf Postkarten. Das Wasser war hellblau, der Himmel auch, der Schaum auf den Wellen weiss und ab und an saß ein Leguan auf einem Felsen. Sehr fotogen.





An unserem Ziel angekommen sind wir zuerst den ganzen Strand abgelaufen um den besten Platz zu finden. Und das haben wir. Am Horizont konnte man das Festland sehen, bis dahin nur Wasser. Und hinter uns keine Strandbar mit lauter Musik. Dort haben wir uns hingelegt und die Wärme genossen. Natürlich mussten wir auch ins Wasser gehen. Es hatte ideale Abkühltemperatur. Nicht zu warm und nicht zu kalt.



Als es dunkel wurde haben wir ein Restaurant in der Nähe gesucht und gefunden. Mit vollen Bäuchen sind wir dann im Supermarkt einkaufen gegangen und haben am Abend auf dem Bett einen Film geschaut. Am nächsten Tag haben wir ungefähr das gleiche gemacht.
Der dritte Tag war unser Umzugstag. Wir haben spontan beschlossen, noch ein bis zwei Tage auf der Insel zu bleiben und so haben wir unsere Sachen gepackt und sind in ein Hostel mit Beach Bar gezogen. Von dort aus sind wir zur Punta Sur glaufen, der Südspitze der Insel. Dort gibt es Felsen statt Strand, viel Grün und natürlich viele Touristen. Die Echsen waren davon relativ unbeeindruckt.



Den Abend haben wir auf Liegesäcken am Meereszugang unseres Hostels verbracht. Leider war dort das Wasser flach wie am Balaton und der Boden zu krautig um gemütlich reinzulaufen, bis es tiefer wird. Also war dieser Strand für den nächsten Tag abgewählt.
Am nächsten Morgen haben sich unsere Wege vorübergehend getrennt. V ist zu einem anderen Inselabenteuer aufgebrochen, ich bin noch einen Tag geblieben. Ausschlafen, Strand, Buch, gutes Essen, im Bett noch lesen, Urlaubsstimmung, Sonnenuntergang.



Bei meiner Abreise von der Isla Mujeres habe ich am Fähranleger gemerkt, dass ich meine Jacke (meine Lieblingsjacke und die einzige, die ich dabeihatte) im Hostel liegengelassen haben muss. Also habe ich versucht, die Hafenaufseher davon zu überzeugen, mich in ca einer halben Stunde mit meinem bereits entwerteten Ticket (und meiner Jacke!) noch einmal durchzulassen. Aber sie sind hart geblieben. Ich musste ein neues Ticket kaufen. Also bin ich mit dem Taxi zum Hostel gefahren, habe meine Jacke geholt und bin mit einem anderen Taxi zurück zur Fähre gefahren. Der Taxifahrer war nett und hat mich gefragt, ob ich nicht meinen Job kündigen und auf der Insel Englischkurse geben möchte. Ich war sehr versucht, auf der Stelle zuzusagen. Die Isla Mujeres ist wirklich wunderschön.

Auf dem Festland in Cancun angekommen hab ich in dem Hostel eingecheckt, dass S für uns reserviert hatte. Ein Meerjungfrauenhostel (Merkt euch das mit den Meerjungfrauen, die werden noch wichtig)! Ich habe sie vom Flughafen abgeholt, wir waren etwas essen und sind beide müde und Bett gefallen

... link (0 Kommentare)   ... comment


Mittwoch, 22. Januar 2020
Oaxaca
Die erste knappe Woche meiner Weihnachtsferien habe ich in Oaxaca (gesprochen: o-ah-HAK-ka) verbracht. Ich hatte keine Vorstellung von der Stadt, aber jedes Mal, wenn ich Leuten gesagt habe, wohin ich fahre wurde mir erzählt, wie schön es dort ist.
Trotzdem habe ich mich ohne vorhergehende Recherche mit V in den Flieger gesetzt und bin in den Süden des Landes geflogen, um die Stadt kenenzulernen.
Wir haben gegen 11 in unserem Hostel eingecheckt und sind in Richtung Innenstadt gelaufen. In der Nähe des botanischen Gartens haben wir ein wunderschönes Cafe gefunden, in dem man im Garten unter einem Rankendach frühstücken konnte. Danach sind wir durch die Stadt gelaufen und haben die Sonne, die Menschen, die kleinen Lädchen und die Weihnachtsmarktstände, die nicht ganz zu allem passen wollten, erkundet. Es gab sogar Marktstände, an denen man Insekten als Snack kaufen konnte!



Am nächsten Tag war ich krank. Trotzdem haben wir eine Stadtführung mitgemacht, bei der wir unter anderem zwei Blechwerkstätten besucht haben. Aus Blech wird hier viel Dekoration gemacht, alles von Hand!


Wir waren auch bei einem der ältesten Nieve-Ständen (gesprochen: nie-JE-we) des Landes! Nieve ist hier eine Art Wassereis. Es hat die Konsistenz eines lockeren Schneeballs und kommt in allen denkbaren Geschmacksrichtungen.
Wir haben auch eine Tagestour gemacht, mein persönliches Highlight in Oaxaca. Zum einen ging es mir schon viel besser, zum anderen gab es viel zu viel Spannendes zu sehen. Wir haben eine Webstube besucht und gesehen, wie die Wolle mit natürlichen Mitteln wie Erde, Pflanzen und Insekten gefärbt wird.



Auch wie genau die Menschen dort weben konnten wir sehen. In dem kleinen Ort leben fast ausschliesslich Weber und die Kinder werden ab 6 Jahren auch an den Webstuhl gesetzt. Erst zum lernen, dann auch zum arbeiten.



Danach ging es für uns zu einer Mezcal-Brennerei. Mezcal (gesprochen: mess-KALL) ist dem Tequila sehr ähnlich (ich glaube sogar eine Vorstufe davon) und im südlichen Teil Mexikos sehr beliebt. Uns wurden verschiedene Agavenarten gezeigt, wie die Blätter entfernt werden, wo die Strünke (die wie riesige Tannenzapfen aussehen) gekocht werden, wo das ganze gemahlen wird und dann gährt, bevor es zwei mal destilliert wird. Natürlich gab es danach eine Verkostung verschiedenster Mezcals.
Anschliessend sind wir zu El Tule gefahren, dem ältesten Baum des Landes. Sehr gross, sehr eindrucksvoll, aber es standen auch viele Touristen drum herum.



Danach ging es nach Mitla. Dort haben wir eine Mayaruine besucht. Da es die erste war, die ich je gesehen habe, war es sehr eindrucksvoll, aber in den nächsten Wochen haben ich noch deutlich beeindruckendere gesehen. Trotzdem: Es war wunderschön und wir konnten in einen der Grabtunnel steigen.



Als letztes ging es nach Hierve EL Agua. Den Ort den alle besuchen, die nach Oaxaca reisen. An einer Felskannte gibt es natürliche Becken, die ineinander übergehen und von warmen Quellen gespeist werden. Perfekt zum baden also (wenn man nicht noch mit dem Rest einer Erkältung kämpft).






Und vor allem: Von den Becken aus hat man einen tollen Blick auf einen versteinerten Wasserfall. Als wir da waren ging genau dahinter die Sonne unter. Darum sind die Fotos nicht so schön geworden, wie es eigentlich aussah. Nach einer Viertelstunde Treppensteigerei sind wir bis an das versteinerte Wasser herangekommen. Das Wasser, dass direkt aus dem Berg kommt enthält so viele Minerale, dass diese sich aufeinander lagern und so seit Jahrtausenden den versteinerten Wasserfall bilden. Im Prinzip wie Stalakmiten und Stalaktiten, nur deutlich eindrucksvoller.





An unserem letzten Tag waren wir im botanischen Garten. Dort gibt es hauptsächlich Sukkulenten, aber auch Bäume mit Stachelrinde zu sehen. Uns wurde erzählt, dass das Grundstück, auf dem heute der botanische Garten steht, eigentlich ein Parkplatz werden sollte. Daraufhin hat sich eine Bürgerinitiative mit gegründet, die es geschafft hat, die Stadt von der Idee zu überzeugen, auf dem Gelände alle Pflanzenspezien aus dem Bundesstaat zu sammeln. Heute haben sie schon über 60% zusammen.



Berühmt ist der Garten vor allem für seinen Kakteengang. Hunderte von Kakteen säumen einen Weg der zu einem kleinen Teich (dem "Spiegel") führt. Dort werden so gut wie alle Hochzeitsfotos der Stadt gemacht, weil es tatsächlich wunderschön ist. Wenn einem nicht gerade ein Tourist ins Bild läuft natürlich.



Am Abend haben wir bei einem Italiener auf der Dachterasse Pizza gegessen und auf den Weihnachtsbaum des Marktplatzes geschaut.
Ein guter Start in den Urlaub.

... link (0 Kommentare)   ... comment


Dienstag, 17. Dezember 2019
Was mein Leben reicher macht 3
Ein Abend mit Freunden, an dem jeder seine edelsten Sachen anzieht und sich stärker schminkt als jemals zuvor. Ein Abend für den man sein Wohnzimmer mit Meerjungfrauen dekoriert, weil sich kein Mitbewohner darüber aufregen kann. Ein Abend wie gemacht für Straßentacos und Polaroidfotos. An dem man tanzt und singt und Karten spielt und pinken Tequila trinkt.
Solche Abende braucht man mehr.

... link (0 Kommentare)   ... comment


Donnerstag, 12. Dezember 2019
Was mein Leben reicher macht 2
Heute bin ich nach 7 Stunden Unterrricht und eineinhalb Stunden Jahrgangsstufenkoordination ins Cafe in der Nähe der Schule gegangen, wo einige Freundinnen schon am Tisch saßen und auf ihre Getränke warteten. Wir haben über die Schule geredet, über Ferienpläne, Wochenendpläne und mehr. Ich habe es sehr genossen an meiner hausgemachten Limonade zu nippen, den perfekt gewürzten Salat zu essen und in meinen Avocado-Hummus-Bagel zu beißen. Und das unter Palmen und blauem Himmel, umgeben von tollen Menschen.
Wir wollen daraus eine Tradition machen. Ich freue mich schon darauf.

... link (0 Kommentare)   ... comment


Montag, 9. Dezember 2019
Was mein Leben reicher macht 1
Mexikanische Straßenmusiker, die zu dritt in der Fußgängerzone die Stücke aus Amelie spielen und einen in Gedanken zur Familie an den Abendbrotstisch setzen, wo ab sieben Filmmusik bei Klassikradio läuft.


Das richtige Wetter für einen Tag in der Stadt. Nicht zu warm, nicht zu kalt, eine sanfte Briese und viele kleine Wolken die die Sonne davon abhalten, uns zu verbrennen.


Teetrinken mit Freundinnen unter Papierlaternen, an Tischen mit Mosaikfliesen mit Kellnerinnen die kichern wenn man sagt, man hat ganz vergessen in die Karte zu schauen.
Später wiederkommen um zu sehen, dass nun zwischen den Laternen Lichterketten leuchten. Pastaessen ohne dass der Gesprächsstoff ausgeht, selbst nicht auf der einstündigen Rückfahrt. Und wissen, dass man sich morgen wiedersieht.

... link (0 Kommentare)   ... comment


Leere
Ich weiß, dass ich viel zu unregelmäßig schreibe. Wenn ich nach 7 Stunden Unterricht nach Hause komme habe ich aber nicht mehr wirklich Lust darauf, noch mehr Inhalt zu produzieren. Gleichzeitig weiß ich jedoch, dass ich gern durch alte Blogeinträge scrolle und mir durchlese, was ich beispielsweise auf Sizilien gemacht habe. Darum nehme ich mir jetzt offiziell vor, in den Ferien jeden zweiten Tag einen Blogeintrag zu schreiben.
Hier sind ein paar Themen, die mir einfallen für den Fall, dass an dem Tag nichts blogbares passiert ist:

Ajijic (Tagestrip an einen See)
Día de los muertos (mexikanischer Feiertag)
Tlaquepaque (sehr schöner Stadtteil)
Auf der Post (das war wie im Film)
Weihnachtsfeiern /-basare (eine steht noch aus)
Einrichten meines Hauses (eine ewige Baustelle)

Wer noch andere Vorschläge hat darf sie gern einreichen (Koriander hat sich Schulgeschichten gewünscht, die werden immer mal eingestreut).
Aber ich habe mir noch etwas anderes, langfristiges überlegt. Etwas was hoffentlich dazu führt, dass hier immer mal wieder etwas Neues steht. In der Zeit (der Zeitung) gibt (gab?) es eine Rubrik namens "Was das Leben reicher macht". Soetwas möchte ich auch machen. Da kann ich auch nur einen oder zwei Sätze schreiben, freue mich, und ihr habt einen kleinen Einblick in schöne Momente in meinem Leben. Also fange ich gleich damit an.

... link (0 Kommentare)   ... comment


Montag, 18. November 2019
San Luis Potosi
Ich habe einen Hüttenkoller bekommen. Dass ich zum Dìa de los Muertos nicht weggefahren bin und alle Festlichkeiten verpasst habe, habe ich mir immer noch nicht verziehen. Also habe ich laut verkündet, dass ich über das lange Wochenende wegfahren muss. Die Alternative wäre eine Rumpelstilzchen-Aktion gewesen bei der ich so lange frustriert aufgestampft hätte, bis der Boden mich verschlingt.
Miriam hat das verstanden und gemeinsam haben wir einen Trip nach San Luis Potosi gebucht. Rechtzeitig. Bevor mir wieder jemand absagen kann.
Am Samstag Mittag sind wir also in den Bus gestiegen und viereinhalb Stunden nach Norden gefahren. Am Fenster sind flache Ebenen, raue Bergketten, einige Seen und natürlich Kalteen an uns vorbeigezogen.
In SLP angekommen sind wir zu unserer Unterkunft gegangen La Casa Azul, das blaue Haus. Es lag direkt am Zenrum war gemütlich eingerichtet. Wir haben es tatsächlich danach ausgesucht, wie es im Internet aussah. Am liebsten hätten wir Küche und Bad eingepackt und mitgenommen.



In SLP selbst gibt es außer einem Zentrum mit vielen Plazas nicht viel zu sehen, auch nicht wenn man mit dem Turibus fährt. Das Umland soll sehr schön sein, aber dafür muss man mindestens 3 Tage einplanen und die hatten wir nicht. Also sind wir durch die Stadt gebummelt, haben in Buchläden gestöbert und uns die Leute angeschaut.




Dass die Stadt deutlich nördlicher liegt als Guadalajara war es genau das richtige Wetter für meinen lila Chapati-Mantel. Ich war sehr glücklich darüber und warte jetzt auf die Mantel-Saison in GDL.
Wir waren zweimal im gleichen quietschrosa Cafe gefrühstückt und da passte mein Mantel sehr gut rein, ich habe mich ein bisschen wie Barbie gefühlt.

... link (4 Kommentare)   ... comment


Donnerstag, 17. Oktober 2019
Fotos
Es gibt Fotos die ich schön finde, die aber in keine ganze Geschichte passen. Darum bekommt ihr sie jetzt mit einer kleinen Erklärung und ohne Zusammenhang als Entschuldigung für die lange Sendepause.





Eine Freundin, die auch neu an der Schule ist, ist für die ersten Wochen bei einem Kollegen untergekommen. Letzte Woche hat sie uns eingeladen mitzukommen, weil sie uns etwas geben wollte. Als wir den Garten gesehen haben konnten wir nicht verstehen, warum sie dort ausziehen will.




Von einem Haus ins nächste. Auf diesem Bild sieht man meine Einweihungsparty. Statt Lampe habe ich eine lange Lichterkette im Wohnzimmer und an meinem ersten Abend im eigenen Haus habe ich Mi und G eingeladen. Wir haben Tequila mit Kaffeegeschmack, den ich in Cholula gekauft habe getrunken, Erdnussflips gegessen und viel Spaß gehabt.




Auf einem meiner wenigen Stadtspaziergänge bin ich durch diese Straße gekommen. Auf einem Netz lagen bunte, halbdurchsichtige Schwimmreifen, durch die die Sonne schien und Kreise auf den Boden gemalt hat.






Das Theater (oben) und die Kathedrale von Guadalajara bei Nacht. So tolle Fotos kann mein Telefon machen, ich bin sehr glücklich =)


Ich hoffe, ihr habt einen wunderschönen Tag!

... link (1 Kommentar)   ... comment


Dienstag, 15. Oktober 2019
Puebla. oder: Am Po der Welt
Die Schule hat mich und andere neue Lehrer auf eine Fortbildung nach Puebla geschickt. Also haben wir unsere Koffer gepackt und sind in den Flieger gestiegen.
Da die Fortbildung von Montag bis Mittwoch ging haben wir beschlossen, schon am Samstagmorgen zu fliegen um uns am Wochenende die Stadt ansehen zu können. Da die Direktflüge zwischen Guadalajara und Puebla aber nur sehr früh am Morgen und sehr spät am Abend gehen, sind wir um 9 Uhr morgens nach Mexiko Stadt geflogen und dann mit dem Bus nach Puebla gefahren. Auf der Fahrt haben wir Schlaf nachgeholt und Johnny English 3 auf Spanisch geschaut.
In Puebla haben wir in unserem Hostel eingecheckt. Die Schule hat die Hotelkosten erst ab Sonntag übernommen und wir brauchten keinen großen Luxus. Der Besitzer des Hostels hat uns sogar aufs Dach gelassen und uns die Stadt von oben gezeigt! Wir haben in einem Fünferzimmer geschlafen und es hat sich wie eine Pyjamaparty angefühlt, weil wir sowieso schon gute Freundinnen waren.
Zum späten Mittag / frühen Abendessen sind wir ins Zentrum gegangen und haben ein Restaurant mit Terrasse und Blick auf den Domplatz gefunden. Wir hatten sogar Livemusik! Auf der anderen Straßenseite hat ein toller Sopran Arien gesungen, nicht zu laut, nicht zu dramatisch, sondern genau richtig. Dann ist auch noch die Sonne untergegangen und die Lichter, die teilweise noch vom Unabhängigkeitstag hingen wurden angemacht.



Da es Samstag war haben wir nach einem Ort zum Tanzen gesucht aber keinen gefunden. So sind wir irgendwann in einem Café gelandet, wo es auch nach 22 Uhr noch heiße Schokolade und Churros gab. Also haben wir zugeschlagen.



Danach waren wir so voll und warm, dass wir beschlossen haben, zurück ins Hostel zu gehen und zu schlafen.
Am nächsten Tag sind wir nach Cholula, ein Pueblo Magico gefahren. Den Titel Magisches Dorf bekommen besonders schöne Dörfer verliehen. Ich vermute, dass es hauptsächlich extrem touristische Dörfer sind, aber es gibt trotzdem etwas zu sehen. In Cholula sind das: viele Läden, eine Kirche, die die Spanier auf einer Mayaruine errichtet haben, Reste der Mayaruine und einen tollen Blick auf den Popocatepetl.
Zuerst sind wir den Hügel hinauf zur Kirche gestiegen, da man von dort den Vulkan, den Popocatepetl am besten sehen konnte.



Wir hatten auch einen tollen Blick über die Stadt.
Auf dem Weg nach untern hat ein alter Mann mir Sonnenblumenkerne gegeben, damit ich die Eichhörnchen füttern konnte. Sie haben direkt aus der Hand gegessen!
Als nächstes sind wir durch enge Tunnel zu dem gelaufen, was von den Maya-Pyramiden noch übrig war. Es gibt auch einen oberirdischen Weg, aber wir wollten das ganze Erlebnis. Die Tunnel waren zur gleichen Zeit wie die Pyramiden erbaut worden und waren gerade hoch genug, dass ich aufrecht durchlaufen konnte.
Von den Pyramiden war nicht mehr viel übrig, es brauchte einiges an Vorstellungskraft um in den Stufen und Schächten Plätze und Tempel zu sehen. Oben drüber auf dem Berg thronte die Kirche der Kolonialherren als deutliches Symbol der Unterdrückung der alten Völker durch die westliche Welt.



Trotzdem gab es noch einen Platz, der von Stufen begrenzt war. Man hätte es leicht für ein antikes Fußballstadion halten können. Als wir uns dem Platz genähert haben, ist uns aufgefallen, dass die Leute dort klatschten. Ich habe angenommen das sei ein alter Brauch, um den Göttern der Mayas Respekt zu zollen aber als wir näher kamen fiel uns auf, dass das Echo des Klatschens seltsam klang. Wie Möwen. Ich weiß nicht wie, aber die Anordnung der Stufen, in denen horizontale Schlitze waren, haben den Schall derart verzerrt, dass es wie an der Nordsee klang. Venn einer der Physiker, die das hier lesen das erklären kann, wäre ich sehr dankbar.
Als nächstes haben wir eine Treppe gefunden, die tatsächlich nach Pyramide aussah und sogar bestiegen werden durfte. Ich habe mich gefühlt wie im Zwergenreich aus dem Herrn der Ringe, wo die Stufen deutlich höher als tief waren und man nur seinen halben Fuß absetzen konnte.


(Wer das orange Tuch findet, hat mich auch gefunden!)

Von dort aus ging es auf einen großen Platz, wo sich vier Männer kopfüber von einem Pfahl haben fallen lassen und dann in kreisenden Bewegungen langsam gen Boden geschwebt sind. Dabei hat einer von ihnen Flöte gespielt. Ich habe gelernt, dass das eigentlich ein Ritual aus dem Norden ist und keiner konnte mir erklären, warum es an diesem Tag in Chulula stattgefunden hat.
Nach einem ausgiebigen Mittagessen und Abstechern in ein paar Läden sind wir zurück nach Puebla gefahren und haben unser Gepäck ins Hotel gebracht. Wir waren sehr überwältigt vom Kontrast zwischen dem Hostel, dass so gemütlich war und dem Hotel. Statt einem Fünfbettzimmer für alle hatten wir nun jede ein Vierbettzimmer für uns allein. Und alles war so edel, wir haben uns kaum getraut etwas anzufassen.




Mein Zimmer hatte sogar ein Fenster!

Am Montagmorgen hat uns ein Bus vom Hotel abgeholt und zur Deutschen Schule in Puebla gefahren. Wir haben Lehrer aus allen deutschen Schulen in Mexiko getroffen und viel gelernt.
Danach waren wir so erschöpft, dass wir eine Pause brauchten. Gleichzeitig wollten wir aber so viel wie möglich von Puebla sehen. Also haben wir uns in einen Touribus gesetzt und durch die Stadt fahren lassen.



Wir sind durch viele Straßen mit bunten Häusern gefahren, vorbei an Kirchen und Wandgemälden und rauf auf eine Aussichtsplattform, wo der Bus angehalten hat, damit wir Fotos machen konnten.



Nach einem kleinen Abstecher in die Shoppingmeile sind wir in ein Restaurant gegangen, dass für seine Poblanische Küche bekannt war. Ich habe Chile en nogada bestellt. Und es war nicht, was ich erwartet hatte. Ich habe es mir wie gefüllte Paprika mit Sahnesoße vorgestellt und theoretisch war es das auch, ABER: die Paprika war gefüllt mit Nüssen und Rosinen, die Soße war noch süßer und das Essen wurde lauwarm serviert.



Hätte ich gewusst, was mich erwartet wäre das kein Problem gewesen, aber mit Weihnachten zum Abendbrot hatte ich nicht gerechnet. Danach brauchte ich noch etwas Herzhaftes und habe kurzentschlossen an der Ecke noch eine Tüte Chips gekauft, die ich dann doch nicht mehr gegessen habe.
Der nächste Tag war noch länger. Wir haben nach der Fortbildung eine halbe Stunde im Hotel gehabt und sind dann gemeinsam mit den Lehrern der anderen Schulen Essen gegangen. Wir hatten einen sehr gemütlichen Abend mit tollen (nicht süßen!) Essen.
Mittwoch war unser letzter Tag. Wir sind nach den Seminaren direkt in die Stadt gegangen und sind mit einer Seilbahn gefahren, die wir vom Touribus aus gesehen hatten. Wir hatten einen tollen Blick über die Stadt, auf den Po(pocatepetl) und die umliegenden Berge.





Zum krönenden Abschluss waren wir gemeinsam Sushiessen, bevor wir ein Taxi zum Flughafen bestellt haben.

... link (0 Kommentare)   ... comment


Montag, 9. September 2019
Regenzeit
Es ist Regenzeit in Jalisco. Das heißt alle ein bis zwei Tage regnet ein bis vier Mal, meistens aber nachts, da stört es mich nicht. Wenn es aber tagsüber regnet, dann nervt das.
Es schüttet nämlich, und zwar so richtig. Riesige Tropfen fallen in Massen herab, meist von Donner und Blitzen begleitet. Mehr als ich es in Deutschland je erlebt habe. Das ist nervig wenn man gerade unterwegs ist. Zumal der Verkehr dadurch teilweise lahmgelegt wird. Es gibt nämlich kein Ablaufsystem für das Wasser. Dafür aber Schlaglöcher, in denen es sich sammelt, überläuft und ganze Straßen kniehoch flutet. Alle fahren dann aus Respekt von den ständigen Schlaglöchern und Bremsschwellen nur noch im Schritttempo, wenn überhaupt.
Als Fußgänger hat man fast direkt verloren. Zumindest wenn kann keine Zeit/ Möglichkeit hat, sich unterzustellen und 20 bis 60 Minuten zu warten. Außerdem kommt man dann immer noch nur mit nassen Schuhen (und evtl. Hosen) ans Ziel.
Wer bei Regen das „Glück“ hat, im Bus zu sein kann nach ca. fünf Minuten nicht mehr aus dem Fenster schauen, weil die hohe Luftfeuchtigkeit die Scheiben massiv beschlägt.
Ich hatte die Situation vorhin. Als ich im Bus auf dem Weg nach Hause saß, fing es an zu regnen. Weil ich nicht richtig aus dem Fenster sehen konnte und es im Bus keine Anzeigetafeln gibt, bin ich zu früh ausgestiegen. Zwischen mir und der anderen Straßenseite Floss ein reißender Bach, der normalerweise nicht da ist. Bei schönem Wetter ist das eine Einfahrt. Normalerweise hätte mir das nichts ausgemacht, aber ich habe diese Woche mit einer Erkältung zu tun gehabt, die ich endlich loswerden will. Also kamen Durchs-Wasser-Waten und Heidendöpen nicht in Frage. Ich habe mir für den letzten Kilometer ein Uber (eine Art Taxi) gerufen. Als der Fahrer da war hatte es schon nur noch genieselt und als er mit mir den Bach überquert hatte kam sofort die Sonne raus. Es gab keinerlei Pfützen oder Ströme, die Fußwege waren sogar schon wieder trocken. All das innerhalb von zwei Minuten. Der Fahrer dachte wahrscheinlich ich wäre bescheuert, dass ich mir für diese kurze Strecke ein Uber rufe und im Nachhinein denke ich das auch. Aber ich kann ja schlecht jemanden bestellen, damit er mich nur über eine großen Pfütze auf die andere Straßenseite fährt…
Ich kam also nach vier Minuten trocken und bei strahlendem Sonnenschein zuhause an. Ich habe den Laptop hochgefahren um über das Wetter zu schreiben und bevor ich mein Schreibprogramm öffnen konnte donnerte es wieder und die Tropfen klatschten auf das Dach im Patio wie Applaus in einer Konzerthalle.
Bei so einem Regen hilft kein Regenschirm. Nur drinnen sitzen und warmen Kakao trinken.

... link (0 Kommentare)   ... comment


Dienstag, 3. September 2019
Meine erste Asamblea
Heute haben wir den Tag mit einer Asamblea begonnen. Keiner von uns neuen konnte sich etwas darunter vorstellen. Wir wussten nur, dass es eine Versammlung auf dem Sportplatz gibt bei der für alle Anwesenheitspflicht besteht. Und das jeden ersten Montag im Monat.
Wir haben also vor dem Unterricht die Kinder eingesammelt und uns auf dem Sportplatz aufgestellt. Und dann ging es los.
Zur Marschmusik liefen fünf uniformierte Mädchen im Gleichschritt sehr synchronisiert einmal im Rechteck. Eines rief dabei rechtzeitig Kommandos, damit alle gleichzeitig abbiegen konnten. Die vorderste trug die mexikanische Flagge an einer Stange die ungefähr so lang war wie sie selbst groß. Dann folgte eine zweite Gruppe von Mädchen, das gleiche Programm, diesmal mit der deutschen Flagge. Dann standen beide Grüppchen in der Mitte und die Nationalhymnen wurden gesungen. Erst die mexikanische, dann die deutsche. Bei der deutschen haben auch die Mexikaner mitgesungen. Es hat sich sehr seltsam angefühlt. Für mich ist die deutsche Nationalhymne das, was man vor einem Fußballspiel singt. Aber selbst da hat nur eine Minderheit tatsächlich die Hand auf der Brust.
Mal schauen ob sich das am Ende des Schuljahres irgendwie normal anfühlt…

... link (0 Kommentare)   ... comment


Montag, 2. September 2019
Elternversammlung und Sprachprobleme
Die erste Woche hatten wir gerade hinter uns und waren eigentlich völlig fertig. Doch die ersten Elternversammlungen standen an. An einem Samstag. Eigentlich hatten Mi, G und ich überlegt, wegzufahren, aber das hatte sich dann erledigt. Wenigstens konnten wir nach dieser Woche (die erste Woche ist fast immer die anstrengenste, vor allem wenn man neu an der Schule ist) endlich ausschlafen, den Samstag rumgammeln und dann abends entspannt in der Schule ankommen. Dachten wir. Am Donnerstag stellte sich dann heraus, dass der „Elternabend“ ein „Elternmorgen“ ist und die ersten Gruppen schon um 9:00 Uhr anfingen. Also wieder früh aufstehen.
Obwohl ich keine Klassenlehrerin bin musste ich hin. Denn an so einer Privatschule stellen sich auch die Fachlehrer in allen Klassen vor. Darum bin ich schon am Freitag allen Klassenlehrerinnen hinterhergerannt um herauszufinden, wann ich in welcher Klasse sein kann. Ich hatte mir einen eng getakteten Zeitplan gemacht und war entschlossen, diesen einzuhalten. Und ich habe es geschafft!
In jeder Klasse hatte ich planmäßig fünf, realistisch gesehen eher 10 Minuten Zeit, den Eltern zu sagen wer ich bin, wie sie mich erreichen können (Schulemail, in Deutschland gibt man seine Mailadresse nicht einfach so raus! Zumindest nicht an den staatlichen Schulen), wann meine Sprechstunde ist (falls jemand mit mir reden möchte) und dann erklärt, wie sich die Noten zusammensetzen. Alles auf Spanisch. Ich habe zwar viel zu schnell geredet aber alle schienen mitbekommen zu haben, was ich ihnen sagen wollte. Dann kamen Fragen. Ich habe nicht alle sofort verstanden.
Das Problem mit Leuten, die nie eine Fremdsprache gelernt haben ist, dass sie nicht wissen, wie man mit einem Menschen redet, der die Sprache nicht beherrscht. Bittet man sie, die Frage/ die Aussage zu wiederholen passiert folgendes:
1. sie sprechen lauter. Das hilft nicht wirklich, es sei denn man steht am Bahnhof oder einer befahrenen Straße.
2. sie fügen eine Erklärung hinzu. Das hilft auch nicht. Wer sich in einer Sprache nicht sicher fühlt geht im Redeschwall der anderen unter.
3. sie schmücken den ursprünglichen Satz aus. Jetzt weiß der Sprachenlerner nicht, was wirklich wichtig für die Kernaussage war, auf welche Wörter er sich konzentrieren soll.
Stattdessen wäre es besser man würde
1. langsamer sprechen. Das ist wichtig und wird von Muttersprachlern oft unterschätzt.
2. den Satz genauso wiederholen, eventuell sogar Nebensätze weglassen oder die Satzstruktur vereinfachen.
3. ganz zur Not nur Person, Verb, Substantiv sagen. Das reicht meistens aus, um die Bedeutung eines Satzes zu vermitteln.
Das wussten die Eltern aber nicht. Irgendwie haben wir es trotzdem hinbekommen.
In einer der Versammlungen saßen auch einige meiner Schüler, da beide Elternteile in der Schule waren und zuhause niemand aufpassen konnte. Als ich dabei war, die prozentuale Notenzusammensetzung zu erklären hat einer meiner Schüler scharf eingeatmet: „Die spricht ja spanisch!“, da habe ich mich heimlich gefreut.
Als ich in allen Klassen fertig war habe ich mich in einen leeren Raum zurückgezogen und mich über meinen Sieg über die spanische Sprache gefreut.
Plötzlich kam eine Nachricht von einer anderen Lehrerin. Ich habe einige ihrer Schüler in einer anderen Gruppe, die aus Kindern verschiedener Klassen zusammengesetzt ist. Aber die Eltern wollten mich trotzdem kennenlernen. Also bin ich so schnell wie möglich vier Gebäude weiter in ihr Klassenzimmer gestürmt, um mich, diesmal komplett unvorbereitet, vorzustellen.
Als ich das dann auch hinter mir hatte hat mir beim Rausgehen eine der Mütter gesagt: „Das ist toll, dass Sie vier Sprachen sprechen.“
„Wieso vier?“
„Na Sie unterrichten Deutsch und Englisch und dann sprechen Sie auch noch Spanisch und Italienisch. Das ist doch toll!“
Ich wäre am liebsten im Boden versunken. Mein Gehirn kann immer noch nicht zwischen spanisch und italienisch differenzieren und wirft die beiden immer noch durcheinander. Anscheinend deutlich öfter als mir bewusst ist. Ich dachte, ich hätte mich ganz gut geschlagen. In Retrospekt war das, was ich erzählt habe wahrscheinlich um die 35% italienisch. Aber damit müssen die Eltern klarkommen. Darum unterrichte ich schließlich kein Spanisch. Falls sie Fragen haben können sie mir ja eine Email schicken.
Danach war ich mit Kollegen in einem Café und habe eine Waffel mit Schokoeis gegessen, dann war alles wieder gut.

... link (0 Kommentare)   ... comment


Samstag, 24. August 2019
Vorbereitungswoche
Nächste Woche geht die Schule los. Darum haben wir diese Woche mit Planung, Versammlungen und Kennenlernen verbracht.
Am Montag bin ich mit Mi per Uber (eine Art privates Taxiunternehmen) zur Schule gefahren. Wir mussten unterwegs eine Schranke passieren, da die Schule in einem privatisierten Viertel liegt, das eingezäunt ist und bewacht wird. Davon gibt es viele in diesem Teil der Stadt. Wer es sich leisten kann, lebt hinter einem Zaun. Für Deutsche klingt das sehr komisch, aber dieses US-amerikanische Konzept ist hier eine Art Statussymbol.
Nach der Schranke sind wir in Serpentinen durch einen tropisch anmutenden Wald hinunter in ein Tal gefahren, von dem man außerhalb der Zäune nichts ahnt. Dort unten befindet sich die Schule. Ein riesiges Areal von mehreren Hektarn, definitiv größer als der Unicampus in Erfurt oder der Brosepark in Berlin. Ich war sofort sehr beeindruckt, obwohl ich schon Bilder auf der Website gesehen habe. (Die beiden habe ich aber selbst gemacht)





Zuerst hat Mi mich mit ins Administrationsgebäude genommen (Hier gibt es nicht nur eine Sekretärin. Es gibt so viele Leute in der Administration, dass es einen Anmeldetresen gibt, wo man fragen kann, wer verfügbar bzw. wofür verantwortlich ist.) Dort haben wir bei Puppi, die natürlich auch einen „normalen deutschen Vornamen“ hat (den aber niemand benutzt) Dokumente abgegeben, die sie für unsere Visumsbeantragung benötigt. Darum kümmert sich zum Glück die Schule, sonst würden wir bei all den Dokumenten niemals durchsehen, zumal die alle ausschließlich auf Spanisch sind.
Um 9 sollten sich alle Lehrer im Lehrerzimmer treffen. Das ist aber wegen Bauarbeiten gesperrt. Das dauert länger als gedacht, hauptsächlich weil zu spät mit dem Umbau begonnen wurde. Willkommen in Mexiko.
Ich hatte am Sonntag einen Kuchen gebacken und einer unserer mexikanischen Kollegen hat sich SOFORT bereiterklärt darauf aufzupassen, wenn ich ihn neben ihm abstelle. Ganz selbstlos natürlich!
Wir haben viele Kollegen schon vor der ersten Versammlung und auf dem Weg zum Raum kennengelernt. Es gibt nämlich mehrere Gebäude und die Wege sind teilweise recht lang. Und natürlich lag der Ausweichraum für das Lehrerzimmer am anderen Ende des Campus.
In der Versammlung saßen alle 102 Lehrer und Erzieher in einem Raum und wir Neuen (Mexikaner und Deutsche) wurden kurz vorgestellt. Es gab ein paar generelle Informationen und dann sind wir mit Herrn Q in sein Büro gegangen. Er hat uns als Schulleiter willkommengeheißen, die Schule und Ihre verschiedenen Leitungsorgane erklärt und uns dann den Campus und alle Gebäude gezeigt. Nur die Schwimmhalle nicht, dafür war keine Zeit mehr. Als erstes wurde und Don R vorgestellt. „Der wichtigste Mensch der ganzen Schule. Ich vertraue diesem Mann blind und bedingungslos.“, hat Herr Q über den Schulpolizisten gesagt, „Er weiß immer wer wann kommt und geht, wer auf dem Gelände ist und wer nicht. Er kennt alle und niemand hinterfragt seine Autorität. Er schmeißt hier den Laden.“ Zurück in Herr Qs Büro haben wir den Kuchen angeschnitten und unter uns neuen Deutschen aufgeteilt. Die neuen Mexikaner haben eine Extraveranstaltung auf Spanisch bekommen, aber dafür keinen Kuchen. Ein Stück war noch übrig, das habe ich Puppi gebracht. Wer viel Papierkram macht verdient auch mal ein bisschen Kuchen.
Außerdem haben wir von Herrn Q Listen bekommen, welche Klassen wir in welchen Fächern unterrichten, aber noch keine Stundenpläne. Ich habe vierte bis sechste Klassen. Hauptsächlich in Deutsch, aber auch in Englisch. Das wird spannend, weil ich mit Klassen 5 und 6 noch keine Erfahrung habe…
Nach dem Treffen habe ich Ma und S getroffen, zwei deutsche Lehrer, die schon seit Jahren hier arbeiten. Die beiden unterrichten Deutsch in den gleichen Klassenstufen wie ich und konnten mir Fragen bezüglich Lehrbüchern, Deutsch als Fremdsprache und allem anderen beantworten.
Ich habe auch A kennengelernt, eine mexikanische Deutschlehrerin, die auch in diesem Jahr anfängt. Sie hat angeboten mich und Mi nach Hause mitzunehmen, weil sie in der Nähe wohnt. Sie war die ganze Woche über unsere Mitfahrgelegenheit und ist in den letzten Tagen eine gute Freundin geworden.
Am Dienstag hat sie uns morgens an der Hauptstraße aufgesammelt und zusammen (A, Mi und ich) sind wir zur Schule gefahren. Am Morgen hatten wir ein dreistündiges Technikseminar. Das war für alle Kollegen über 40 bestimmt nützlich, aber wir „Jungen“ haben nur halb zugehört und miteinander um die abstruseste Zusammenstellung von Animationen konkurriert.
Mittags hat uns Me, eine weitere Deutschlehrerin erklärt, wie sich die Noten der Schüler zusammensetzen und dass wir Fachlehrer uns beim ersten Elternabend in jeder Klasse, in der wir unterrichten, vorstellen sollen. Aus dieser Besprechung musste ich früher raus, weil ich im Anschluss eine Veranstaltung mit allen Deutschlehrern hatte. Darin haben wir Ideen gesammelt, wie man die Schüler dazu motivieren kann, mehr Deutsch zu sprechen. Es war sehr interessant zu sehen, welche Ansätze die Schule verfolgt.
Mittwoch sollte es auch wieder ein Technikseminar geben. Als erstes wurde uns dort jedoch gesagt, dass wir die Laptops gleich wieder runterfahren können, weil wir sie nicht brauchen werden. Es stellte sich dann heraus, dass es ein Design-Seminar war. Das ultimative Ziel war es, uns zu verdeutlichen, dass man Innovationen auf den Nutzer zuschneiden muss. Also seinen Unterricht an die Schüler anpassen. Um zu dieser Erkenntnis zu gelangen haben wir Stühle beschrieben, gezeichnet, aus Knete hergestellt und dann den anderen Lehrern vorgestellt.


Unser Entwurf


Unser Modell

Der Assistent des IT-Spezialisten, der das Seminar geleitet hat, hat dann das Gewinnerteam gekührt. Dieses Team hat dann ein Notizbuch gewonnen. Nicht eins für jeden. Eins für alle. Da lernt man doch neben Kooperation sogar noch das Teilen, richtig gut!
Nach diesen drei Stunden hatten wir eine Versammlung aller Grundschullehrer. Es ging um das Unterrichtskonzept der Grundschule und um Sicherheitsmaßnahmen. Was passiert, wenn es brennt? Bei Erdbeben? Oder (weil man nie ZU vorbereitet sein kann) ein Bus aus den Serpentinen fliegt und ins Tal hinab auf die Schule zukullert? Voraussichtlich gibt es etwa einmal im Monat einen Probealarm. Für das ganze Schulgeld, dass die Eltern bezahlen, wollen sie ihre Kinder schließlich auch sicher wissen.
Anschließend haben sich die Englischlehrer aller Klassenstufen zusammengesetzt und Projekte, Lektüren und Organisatorisches besprochen. Ich habe auch die Koordinatorin für Englisch in der GS (Grundschule) kennengelernt. Sie ist eine erfahrene Lehrerin, die seit 20 Jahren an der Schule unterrichtet und uns sofort ihre Mailadresse gegeben hat.
Donnerstagmorgen hat damit begonnen, dass wir die Bücher für die Schüler aus Kisten geholt, abgezählt und gestapelt haben. Damit hätten wir uns schon vor 9 Uhr morgens eine Dusche verdient. Aber das ging nicht, ich hatte einen Zeitplan. Nach einer Stunde Bücherräumen hatte ich ein Treffen mit den Deutschlehrern der vierten und fünften Klassen, danach mit den Deutschlehrern der sechsten Klassen und der GS-Verantwortlichen. Dann mit den Englischlehrern der GS. Alles jeweils eine Stunde.
Dann gab es wie am Montag eine Versammlung aller Lehrer. Es gab einen kurzen Vortrag über Datenschutz, Vorstellung verschiedener Komitees und Werbung neuer Mitglieder und endlich auch die Stundenpläne.
Danach habe ich noch bei den IT-Leuten ein Problem mit meiner Arbeitsemailadresse geklärt und mich an den Schulcomputern registriert (und den Drucker ausprobiert!).
Am Freitag gab es eine Fortbildung. Also offiziell. Inoffiziell war es eher eine teambildende Maßnahme. Alle Lehrer, Erzieher, Angestellte und sogar der Vorstand haben sich in einem Restaurant zum Brunch getroffen. In einem sehr mexikanischen Restaurant.






(Ich habe keine Ahnung warum die Seite manche Bilder dreht. Ich hoffe, dass es sich wie beim Türschildbild von alleine regelt...)

Viel dunkles Holz, bunte Wände und Deko, Bilder aus Perlen auf Säulen, ein Innenhof mit Palmen und Wasserfall, Steinöfen in Form von Sombreros, eine riesige Glasvitrine voller Tequilaflaschen, und ein Büffet mit frischem Obst, Tortillas, Gemüse, Fleisch, Käse und noch viel mehr. Zu trinken gab es verschiedene Säfte und Café de Olla. Ich kann es nur beschreiben als die Kaffeversion von Glühwein. Kaffee mit Gewürzen (hauptsächlich Zimt), deutlich süßer und weniger bitter als normal. Ich habe mir davon sogar nachschenken lassen!

Was ich gelernt habe:
- alle sind super nett. Ausnahmslos. Deutsche, Österreicher, Mexikaner, total egal.
- alles wird geteilt. Material, Informationen, Fahrtwege, Essen. Essen wird immer geteilt / angeboten und das Angebot ist immer ehrlich gemeint.
- wenn am Ende einer Versammlung die Aussage kommt „Wenn niemand mehr etwas besprechen möchte machen wir jetzt Schluss.“, packen alle Deutschen ihre Sachen zusammen aber alle Mexikaner melden sich und wollen noch etwas sagen.
- man soll den Tag nicht vor dem Abend loben, aber ich glaube mir wird es hier sehr gut gehen.

Das war meine erste Woche. Beruflich zumindest. Was an den Nachmittagen passiert ist kommt in den nächsten Tagen.

... link (0 Kommentare)   ... comment


Sonntag, 18. August 2019
Erster Tag in der Stadt
In der Nacht zum Freitag bin ich aufgewacht, weil es wie aus Kübeln geschüttet hat. Die Regenzeit geht, je nach dem, wen man fragt, bis Ende August, Mitte September oder Anfang Oktober. Es gewittert einfach öfters mal. Meistens nachts.
Zum Glück konnte ich wieder einschlafen und als ich aufgewacht bin waren die Straßen schon wieder trocken.
Während ich duschen war hat M Milchreis mit frischem Obst zum Frühstück gemacht. Sie kocht gern und das merkt man.
Nach dem Frühstück bin ich in den kleinen "Baumarkt" um die Ecke gegangen, einem kleinen Haus mit vergitterter Tür. Dort habe ich es geschafft, halb auf Italienisch, halb dann doch auf Spanisch einen Adapter zu kaufen.
Dann sind M und ich mit dem Bus in die Stadt gefahren, ins Zentrum. Wir waren erst in einem Stoffladen, weil M nach Vorhängen schauen wollte und sind dann die große Avenida entlanggelaufen, wo bereits kleine Verkaufsstände aufgebaut wurden. Spontan haben wir beschlossen, einen Kaffee trinken zu gehen, bis die Stände fertig waren. Wir haben sehr gemütlich auf dem Balkon eines Cafes gesessen und auf die Stadt geschaut.
Als unsere Becher leer waren, waren die Stände aufgebaut. Wir haben uns Schmuck, Blusen, losen Tee, Süßigkeiten und Duftstäbchen angesehen, sind aber stark geblieben und haben nichts gekauft.
Irgendwann haben wir uns in eine Nebenstraße begeben, wo Villen standen und Restaurants in Hinterhöfen versteckt waren. Eins der Häuser hatte einen wunderschönen Vorgarten voller Blumen, der uns sehr beeindruckt hat.



Auf dem Weg zurück wurden wir von zwei Büchläden abgelenkt und sind dadurch in einen der seltenen Regenschauern geraten, die tagsüber stattfinden. Nass standen wir dann im Bus, in dem es aufgrund der vielen Menschen immer wärmer wurde. Die hohe Luftfeuchtigkeit hat ihr übriges getan und bald lief uns der Schweiß die Beine runter. Nach einer Stunde hatten wir es geschafft und konnten aussteigen. Der Fußweg nach Hause war sehr angenehm, es hatte aufgehört zu regnen und eine leichte Brise hat uns getrocknet.
Zuhause waren wir gar nicht enttäuscht, dass der Wasserboiler nicht funktioniert und haben erst mal kalt geduscht.
Wir haben gemeinsam einen Abendbrotssalat gemacht und noch lange zusammen gesessen. Es war ein wirklich schöner Tag.

... link (0 Kommentare)   ... comment


Freitag, 16. August 2019
Ankommen in Guadalajara
Es ist also wieder soweit. Das Blogschreiben beginnt.

Über meinen Flug nach Guadalajara gibt es nicht viel zu berichten. M, P und L haben mich zum Flughafen gebracht. Ich bin nach Paris geflogen, wo ich eine meiner drei Stunden Aufenthalt damit verbracht habe, mein Gate zu suchen. Dann konnte mir irgendwann ein französischer Angestellter einer koreanischen Fluggesellschaft sagen, wo man denn die Flüge nach Zentralamerika findet. Das ist Globalisierung!
Auf dem Flug nach Mexiko habe ich etwas geschlafen, etwas gelesen und auf dem Monitor unsere Flugrute verfolgt. Und aus dem Fenster geschaut! Über den Wolken gibt es nämlich einen sehr klaren Blick auf den Himmel, der Mond hat fast geblendet. Wie eine große alte Silbermünzen hat er ausgesehen.
In Mexiko Stadt habe ich meinen Flieger nach Guadalajara bekommen und einen spektakulären Sonnenaufgang über den Wolken zu sehen bekommen. Auf dem Foto sieht man die Rottöne nicht so schön, die müsst ihr euch denken.



In Guadalajara angekommen wurde ich bereits von zwei lieben Menschen mit einem bunten Plakat begrüßt. M wird in den nächsten zwei Jahren eine Kollegin sein und G, ihr Freund hatte sich als Fahrer bereitgestellt. Das war wirklich nett, denn als er uns zuhause abgesetzt hatte, musste er direkt weiter zur Arbeit fahren.
Ich darf meine ersten Tage bei den beiden im Gästezimmer wohnen, bis ich etwas eigenes gefunden habe.
Während ich als erste Amtshandlung auf mexikanischem Boden duschen war, hat M das Plakat an meine Tür gehängt



und Pancakes zum Frühstück gemacht.



Wir haben viel geredet, gelacht, waren einkaufen und haben festgestellt, wie viel wir miteinander gemein haben. Es war ein bisschen, als würde ich meine große Schwester besuchen, die ich nur selten sehe.

Ich lasse es mir also gut gehen. In den nächsten Tagen kommen ausgeschlafenere Berichte.

... link (0 Kommentare)   ... comment