Sonntag, 10. Dezember 2017
home SWEET home oder Chocomodica
Modica ist in ganz Sizilien bekannt für seine Schokolade. Das liegt daran, dass die Stadt von den Spaniern besetzt war, als Kolumbus und Kumpanen mit Kakao aus Lateinamerika zurückgekommen sind. Darum gibt es hier Schokoladenläden und-museen, die nicht nur die Touristen anlocken, sondern auch von den Einheimischen heimgesucht werden.
Dazu muss man sagen, dass modicanische Schokolade nicht so ist wie die, die man in Deutschland (und den meisten Orten der Welt) kaufen kann. Der Zucker wird hier nämlich nicht mit der Kakaomasse verschmolzen. Darum hat man kleine Zuckerkristalle, die der Schokolade eine ganz eigene Textur geben und erst im Mund schmelzen. Dazu kommt, dass man sich hier anscheinend an keinerlei Regeln halten muss, wenn es um Geschmackskombinationen geht. So gibt es von Vollmilch bis Thymian alles. Thymian! In Schokolade!

Von arancia (Orange) bis Zitrone.
Mit Stückchen oder ohne.
Schokolade wo ich wohne.
Zum Schluss ein Satz mit „Krone“.
(Nicht mein bestes Gedicht, aber wahrscheinlich das schnellste.)

Und dieses Wochenende war Chocomodica, das alljährliche Schokoladenfestival.



Es findet immer um diese Zeit statt (im Sommer würde die Schokolade schmelzen!) und lockt so viele Leute auch aus anderen Städten an, dass es spezielle Überlandbusse nur für dieses Wochenende gibt.
Die Innenstadt selbst wird vom Rest der Welt abgeriegelt, mit Betonblöcken quer über die Zugangsstraßen. Ich weiß nicht, ob das wegen der vielen „Fahrzeug-in-Menschenmenge“-Terrorangriffe ist, oder weil die Innenstadt eine einzige Fußgängerzone wird. Jedenfalls sind im Zentrum plötzlich Fußgänger statt Autos, Bühnen statt Bussen und Schokoladenstände wo normalerweise nur Fußweg ist.



Neben Schokolade kann man auch Antiquitäten und Handgemachtes kaufen. So habe ich beispielsweise zwei Paar Ohrringe erbeutet und beinahe auch eine Handtasche, die praktisch das Taschenequivalent zum Kettenhemd ist, aber letztendlich 270€ kosten sollte. Für 250 weniger hätte ich sie genommen!
Jedenfalls hatten wir viel Spaß, viel zu gucken, viele Leute zum Italienisch-Üben und immer etwas zum Staunen.
Zum Beispiel die Schokoladenskulpturenausstellung, in der es das Schlumpfenland aus Schokolade gab.


Und Werkzeug.


Und eine Küche.


Und (natürlich, weil bald Weihnachten ist) ein Krippenspiel.


Und allerlei abstraktes Zeugs… und einen Pferdekopf. Wahrscheinlich der einzige Pferdekopf, neben dem man nicht ungern aufwacht (Anspielung auf Der Pate I).
Wer also Lust auf Schokolade hat (ausgefallen oder gewöhnlich) kann gern vorbeikommen, nicht nur zur Chocomodica.

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Samstag, 9. Dezember 2017
Zurück ans Meer
Ich war gestern wieder am Meer. Weil es Dezember ist. Und warm. Wir sind wieder mit dem Bus nach Pozzallo gefahren (weil das der einzige Strandort ist, an dem man Sonn- und Feiertags mit dem Bus kommt) und haben Gelato gekauft. Dann sind wir immer am Wasser entlanggelaufen, haben einen Strand entdeckt, den wir beide noch nicht kannten und ich habe Muscheln gesammelt.





Es waren um die 17/18°C, bis die Sonne untergangen ist. Im DEZEMBER!
Nach ungefähr fünf Stunden haben wir in die weihnachtlich dekorierte Stadt gegangen und haben uns in ein Café gesetzt und Tee getrunken, bis wir uns wieder zur Bushaltestelle begeben haben.



Ich war zwar nicht mit den Füßen im Wasser (ich will so kurz vor meinem Urlaub nichts riskieren, ich will Weihnachten nicht krank sein!) aber mit der Hand. Das Meer hatte ungefähr „Ostsee-im-Sommer“-Temperatur.
Auch heute bin ich wieder durch Modica gelaufen und kann gar nicht richtig glauben, dass es Mitte Dezember ist und ich nicht mal meine Jacke zumachen muss. Zumindest nicht tagsüber. Ich glaube, wenn ich wieder in Berlin bin, werde ich ganz schön mit dem plötzlichen Temperaturwechsel zu kämpfen haben…

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Dienstag, 5. Dezember 2017
Fotos
Heute hatte früh Schluss, 19.30 Uhr. Und dann hat auch noch einer der Sekretärinnen angeboten, mich und O. mit nach Modica Bassa zu nehmen, sodass ich um 20.30 Uhr zuhause war, statt um neun.
Jetzt habe ich also unerwartet Zeit und Ruhe, um die Stadtlichter-Bilder hochzuladen.
Ich weiß, dass es nicht die beste Bildqualität ist, aber mehr bekommt mein Telefon bei Nacht nicht hin.





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Samstag, 2. Dezember 2017
Es weihnachtet schon etwas mehr
Als würde die Stadtverwaltung meinen Blog lesen wurde jeden Tag der Woche in einer anderen Straße auf dem Weg von der Schule nach Hause das Licht angemacht. Wie ein Endnovember-Adventskalender.
Und ich habe rechtzeitig zum 30.11 und 01.12. Adventskalender in der Post gehabt. Das heißt, dass ich eines meiner Fensterbretter zum Weihnachtsregal ernannt habe. Mit Kerzen und so. In Erfurt hatte ich nie Kerzen, aber jetzt war mir irgendwie danach.
Ich habe auch eine Lichterkette für das Kopfende meines Bettes gekauft, weil Nachttischlampen jeder kann…
Wirklich kalt ist es immer noch nicht, obwohl ich schon wieder ein „Schnee in Thüringen“-Bild bekommen habe. Ich bin diese Woche noch spätabends mit offener Jacke rumgelaufen! Da hatte ich eigentlich vor, morgen ans Meer zu fahren und euch neidisch zu machen, aber im Moment regnet es und ich fürchte, dass es morgen nicht anders aussieht….

Aber jetzt gehe ich erstmal mit einer Freundin in der Stadt Abendbrot essen, Fotos folgen morgen! (Mal schauen, ob ich morgen am Strand bin)

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Sonntag, 26. November 2017
Es weihnachtet schon
Diese Woche wurden die ersten Weihnachtslichter in der Stadt aufgehängt. Das heißt Sternengirlanden, Lichterketten und riesige Leuchtsterne in den Straßen. Aber sie leuchten noch nicht. Ich vermute, dass sie erst am ersten Dezember eingeschaltet werden, oder am ersten Advent. Das kann mir keiner der Einheimischen sagen…


Ich hoffe, man kann auf den Bildern erkennen, was ich meine. Manche Girlanden hängen an den Straßenlaternen, andere ziehen sich über die Straße. Und die Sonne scheint warm.

Obwohl ich mich auf die Weihnachtszeit freue ist es komisch, weil ich mir hier keine Weihnachtsstimmung vorstellen kann. Zwar hängen in den Supermärkten schon kleine Weihnachtsbäume von der Decke, in den Schaufenstern stehen Schneekugeln und Krippenspiele und die Straßencafés haben ihre Sonnenschirme durch Plastikbäume ersetzt, aber bei 18°C Außentemperatur fühlt sich das falsch an.
Gestern Abend war ich mit einer Freundin aus und wir saßen bis ein Uhr morgens draußen vor einer der Bars in der Innenstadt. In Übergangsjacken! Ohne zu frieren! Da kann man doch nicht an Weihnachten denken!!!
(Ich bin übrigens überzeugt davon, dass die Schneekugeln hier entweder als sarkastischen Geschenk oder mit einem großen Augenzwinkern gekauft/verschenkt werden. Obwohl es hier vor 2 Jahren mal einen Tag lang geschneit haben soll, das ist dann für 24 Stunden liegen geblieben. Und davon erzählen die heute noch. Von 24 Stunden Schnee! Und da verkaufen sie Schneekugeln…)

Wirklich winterlich fühle ich mich nur, wenn ich in meiner kalten Wohnung sitze. Die Häuser hier haben nämlich keine Kältedämmung und die Fenster sind auch nicht dicht. Das heißt, ich sitze oft in meinem Wohnzimmer, in eine Decke gewickelt, den Bauch voll heißer Schokolade. Wenn man dann noch Tschaikowskis Nussknacker anmacht, dann kann man langsam an Weihnachten denken.

Insgeheim schmiede ich Pläne, nachts in die Schule einzubrechen, Plätzchen zu backen und dann das ganze Gebäude zu lüften, damit die Schüler (Kinder!) die Kekse nicht riechen. Ich habe nämlich keinen Ofen zuhause. Und O. (meine Kollegin und Freundin) auch nicht.
Im Ernstfall muss ich die Plätzchen backen, wenn ich wieder in Berlin bin. Denn Weihnachten ohne verzweifelt nach der einen bestimmten Ausstechform zu suchen, sich am Blech zu verbrennen und dann aus Versehen Zuckerguss über die Arme zu kleckern geht gar nicht. Außerdem singt hier keiner die Drei Haselnüsse für Aschenbrödel-Musik mit mir. Dabei ist der Text gar nicht so schwer!
Ich habe mir schon vorgenommen, mit meiner Deutschschülerin eine Stunde zu Weihnachten in Deutschland zu machen. Kultur statt Grammatik. Darf auch mal sein. Außerdem habe ich dann eine gute Ausrede 3HfA-Szenen auf YouTube zu suchen und sie während der Arbeit zu schauen.


ANMERKUNG: Vielleicht ist aufgefallen, dass ich in den ersten Absätzen nicht in Weihnachtsstimmung war und in den letzten dagegen schon deutlich mehr. Das liegt nur daran, dass ich tatsächlich zum Schreiben dieses Textes die Nussknacker-Musik höre und es draußen schon dunkel ist.
Falls ich also in den nächsten Wochen vergesse es zu sagen: Ich wünsche euch eine schöne Weihnachtszeit.
(Aber erst ab Freitag! Im November freut man sich noch nicht auf Weihnachten!)

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Samstag, 11. November 2017
Sprache(n)
Ich werde immer wieder gefragt, wie denn meine Italienischkenntnisse sind. Ich bin in dieser Phase des Sprachenlernens, in der man sich zwar verständigen kann aber beim Sprechen immer noch über Grammatik und „Wie heißt das nochmal?“ nachdenkt. Ich stammle mehr, als dass ich spreche, es sei denn ich habe den Satz schon einmal gesagt, bzw. ein ähnliches Gespräch bereits geführt.
Was Grammatik und Vokabeln angeht ist Italienisch dem Spanischen sehr ähnlich, was beim Hören sehr hilft, beim Sprechen aber schnell verwirrend wird.
In den beiden Italienischstunden, die ich hier hatte ist mir besonders aufgefallen, wie großartig das menschliche Gehirn im Umgang mit Sprache ist. Die beiden Stunden wurden auf Englisch gehalten, was mich nicht weiter gestört hat. Spannend wurde es aber, als ich angefangen habe, die Parallelen zwischen italienischer und spanischer Grammatik zuziehen. Das habe ich nämlich auf Deutsch gemacht, weil ich ja Spanisch in Deutschland gelernt habe. Ich habe also auf Deutsch Verbindungen zwischen Italienisch und Spanisch hergestellt, während mir die grammatikalischen Grundlagen auf Englisch erklärt wurden. Danach war ich erschöpft aber euphorisch, weil ich nie gedacht hätte, dass mir eines Tages vier Sprachen gleichzeitig durch den Kopf fliegen würden ohne, dass ich restlos verwirrt werde.

Tatsächlich bin ich hier aber deutlich mehr mit der englischen Sprache beschäftigt, als mit allen anderen. Ich unterrichte Englisch und führe die meisten meiner Gespräche mit meinen Kollegen in dieser Sprache.
Das hat dazu geführt, dass ich in der ersten Deutschstunde, die ich gegeben habe, oft überlegen musste, ob das jetzt zusammen oder auseinandergeschrieben wird (im Englischen meistens auseinander!), ob da ein Apostroph hinkommt (im Deutschen wahrscheinlich nicht) oder wie eigentlich das deutsche Wort für volunteering ist (ehrenamtlich arbeiten!).
Aber wir haben auch viel Spaß im Deutschunterricht. Als es um die unterschiedliche Aussprache des „ch“s ging, habe ich mir etwas einfallen lassen. „CH“ klingt nämlich wie eine wütende Katze. Also habe ich gesagt, „Bach“ ist mit einer großen wütenden Katze und „ich“ mit einer kleinen wütenden Katze. Und so haben wir dagesessen und gelernt, welche Vokale vor einer großen und welche vor einer kleinen Katze kommen. Wir haben demnach eine halbe Stunde über Katzen gesprochen, was bestimmt alle verwundert hätte, die an unserer Tür vorbeigelaufen sind, wenn sie Deutsch verstehen würden.

Aber nun zum eigentlichen, zum Italienischen. Ich merke, wie ich mehr und mehr verstehe und abspeichere. Trotzdem muss ich manchmal einen Moment nachdenken, weil mir eine Formulierung die ich höre sehr seltsam vorkommt. Wenn ich beispielsweise darauf warte, dass meine Schüler von ihren Eltern abgeholt werden schauen diese oft raus auf den Flur und erzählen mir dann „Die Mama gibt es nicht.“, um mir mitzuteilen, dass ihre Mama noch nicht da ist. Eine andere Sache, die mir irritiert ist, dass (vor allem die kleinen Kinder) nicht „Ich muss auf die Toilette.“ sagen, sondern „Das Pipi verlässt mich.“ Wenn man sie fragt, dann können sie aber noch fünf Minuten bis zur Pause warten.
Trotzdem gab es schon drei Momente in denen mir gesagt wurde, dass ich ja eigentlich Italienisch sprechen würde:
1. Als meine Chefin gehört hat, wie ich stammelnd versuchte habe, ihrem Mann (der kein Wort Englisch spricht) etwas zu erklären.
2. Als einer meiner Schüler, um mein Italienisch zu testen sehr schnell etwas fragte und ich einfach nur auf die drei Wörter reagiert habe, die ich verstanden habe. Anscheinend war es eine angemessene Reaktion auf die Frage gewesen, da alle im Raum sehr beeindruckt aussahen.
3. Als ich heute mit einer Freundin im Supermarkt an den reduzierten Büchern stand und ihr den Klappentext von einem von ihnen zum größten Teil übersetzen konnte.
Trotzdem finde ich nicht, dass ich die Sprache spreche. Ich bin immer noch so unsicher und unzufrieden damit, wie unfassbar wenig ich weiß, dass ich mich gar nicht richtig über meine Fortschritte freuen kann. Aber „piano piano“, wie meine Chefin immer sagt. Langsam, langsam.

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Freitag, 10. November 2017
Gewitter
8 Uhr morgens: Es gewittert draußen.
Der Donner klingt, als würden riesige Berge in nächster Nähe spontan in sich zusammenfallen oder auseinanderbrechen. Es klingt so nah, dass man gar nicht glauben mag, dass das Geräusch von Luftmassen weit über mir erzeugt wird, dass Luftmassen zu so etwas überhaupt fähig sind.
Die kleine Straße vor meinem Haus steh knöcheltief unter Wasser. Der Boden ist komplett mit Sandstein versiegelt und das Wasser kann nirgends hin, nur den Berg hinabfließen. An meinem Haus vorbei. In Massen. Die wenigen Abflüsse, die es unterwegs trifft, können da nicht viel ausrichten.
Während ich diese Zeilen schreibe beginnt es zu hageln. Erbsengroße Hagelkörner trommeln gegen die Fensterscheiben und werden so zum Hauptbestandteil des ganzen Lärms.
Meine Fenster halten kaum ein Geräusch draußen und so klingt es fast, als würde ich mittendrin sein, im Gewitter. Als säße ich in einem Zelt oder hielte mir nur eine alte Zeitung zum Schutz gegen den Hagel über den Kopf, dabei liege ich in meinem warmen Bett unter zwei Decken und schreibe dieses Blogeintrag.

Dieser Eintrag klingt sehr dramatisch, das ist mir bewusst. Wie ein Weltuntergangsreport. Aber so fühlt es sich auch an.

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Mittwoch, 8. November 2017
Post
Ich habe heute morgen mit der Postbotin geredet, da ich ein Paket erhalten habe. Sie hatte gestern schon versucht, es auszuliefern, aber ich war nicht da (weil ich entgegen der allgemeinen Auffassung nicht zum Urlauben, sondern zum Arbeiten hier bin). Pakete bei einem Nachbarn abgeben ist hier irgendwie nicht so wirklich ein Ding.
Sollte also irgendeine(r) von euch auf die verrückte Idee kommen, mir etwas schicken zu wollen, dass größer ist als ein kleiner Briefkastenschlitz, dann dürft ihr das gerne tun (ich habe damit kein Problem), aber schickt es bitte an die Adresse der Schule, da ist den ganzen Tag über jemand, sechs Tage die Woche, der das für mich annehmen kann, wenn ich mal nicht da bin.

Trotzdem: vielen Dank für die Päckchen!!! =)

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Samstag, 4. November 2017
Ein seltsamer Samstag mit Parkspaziergang
Heute war ein komischer Tag. Ich war bis kurz vor 4 Uhr morgens wach, weil ich einfach nicht einschlafen konnte (was eventuell an der halben Tafel Schokolade gelegen hat, die ich gegen Mitternacht noch gegessen habe…). Dann hat um 9 mein Wecker geklingelt, weil ich arbeiten musste. Ein Kollege ist nämlich den ganzen November über nicht da und ich vertrete seine Stunden am Samstag. Ich habe also eine Stunde gegeben und war am Nachmittag wieder zuhause.
Es war so schönes Wetter, dass ich beschlossen habe, spazieren zu gehen.
Ca fünfzehn Minuten von meinem Haus entfernt gibt es einen Park, in dem ich bisher noch nicht war, also habe ich beschlossen, mich auf den Weg dahin zu machen. Statt den direkten Weg zu gehen laufe ich gerne durch die Gassen abseits der großen Straßen. Das bedeutet zwar viel bergauf laufen und Treppen steigen, aber es gibt immer etwas zu sehen. Ob es Häuser sind, kleine Gärten, bepflanzte Terrassen oder der Blick über die Stadt. Das verlängert den Weg natürlich maßgeblich, aber es lohnt sich.


Im Park angekommen bin ich Fußgängerserpentinen gelaufen. Irgendjemand hat beschlossen, dass das viel besser ist, als einfach Treppen in den Abhang zu bauen. Leider sieht es auf dem Foto nicht annähernd so steil aus, wie es wirklich ist.


Der Park selbst zieht sich durch ein Tal, in dem früher mal ein Flussbett gelegen haben muss. Ich weiß, dass Modica vor vielen Jahren mit Hochwasser zu kämpfen gehabt hat und das Problem irgendwie gelöst hat. Leider weiß ich nicht, ob dieses Flussbett Teil der Lösung oder des Problems ist/war. Der Park verläuft also neben diesem Graben, in dem immer noch Staumauern auszumachen sind und der nun von Ziegen und Schafen mit Glocken um den Hals bewohnt wird.


An dem Park steht außerdem ein Haus, das aussieht wie aus den Rückblicken aus Der Pate II. Man hört fast die Streicher die Titelmusik spielen. Netterweise hat sich ein Schaf bereiterklärt, vor dem Haus für ein Foto zu posen, sodass man kaum glauben kann, dass die Aufnahme zehn Gehminuten vom Stadtzentrum entfernt gemacht wurde.


Entlang der Fußwege sind Klettergerüste und ähnliches verteilt, aber nicht alles davon ist als Spielplatz gedacht. Neben einigen Konstruktionen stehen Schilder, die Sportübungen an den jeweiligen "Geräten" in sechs Schwierigkeitsstufen vorschlagen. Praktisch wie ein Outdoor Fitessstudio.
Es gibt auch ein Amphitheater und wer sich traut, sich in die Büsche zu schlagen, entdeckt Orte, die stark an Mittelerde erinnern.


Auf dem Nachhauseweg ist mir aufgefallen, wie seltsam es ist, dass man Anfang November noch bei 25°+ in der Sonne sitzen kann. Und kaum hat man sich damit arrangiert, dass es irgendwie doch noch Sommer ist, merkt man, dass die Sonne trotzdem schon um fünf Uhr nachmittags untergeht.

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Sonntag, 29. Oktober 2017
Ein italienischer Sonntag
Heute Mittag habe ich eine Nachricht von einer Freundin bekommen, ob ich nicht Lust auf ein gemeinsames Mittagessen hätte. Ich bin habe mich also restaurantfertig gemacht um dann festzustellen, dass wir zu einer Freundin zu ihr gehen, die nur zwei Minuten von mir entfernt wohnt. Ich saß also plötzlich mit drei Italienern und einer Katze auf einer Dachterrasse in der Sonne.
Begonnen hat das Essen mit etwas Brot. Dann ging es weiter mit Reissalat (mit Oliven, Rucola, Tomate und Gewürzen), eingelegtem Kürbis, Linsensalat, buntem Salat und mehr Brot. Wenn man in der Sonne sitzt gibt es nämlich kaltes Essen.
Zum Nachtisch gab es für jeden einen Obstteller. Darauf waren eine Khaki, gefrorene Granatapfelkerne und indische Feige mit Salz, frischer Minze und Zitronensaft. Letzteres hat geschmeckt, wie ein Cocktail, es war nur eben nicht flüssig.


Nach dem Nachtisch gab es dann einen Teller Maronen. Ich habe noch nie Maronen gegessen und kenne sie nur aus dem Die Kleine Hexe-Buch, wo der Maronimann im Winter gefroren hat, weil er die ganze Zeit draußen stehen musste.
Wir saßen also in der Sonne, haben uns die Bäuche vollgeschlagen und die Katze beobachtet, die nicht nur aussieht, wie ein Kissen auf Beinen, sondern auch viel weicher ist, als andere Katzen. Das liegt wahrscheinlich daran, dass sie gerade mal fünf Monate alt ist.
Als die Sonne hinter dem Berg verschwunden war sind wir nach drinnen gegangen, wo wir weitergeredet und mit der Katze gespielt haben, bis wir in ein Café gegangen sind, wo wir Tee / Kaffee / Cappuccino und Gebäck hatten.
Nun bin ich vollgefressen und verstehe, warum es La Dolce Vita (das süße Leben) heißt.

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Verkehr
In Italien darf man ab 18 Jahren ein Auto fahren. Ab 17 mit erwachsener Begleitung. Motorroller sind aber schon ab 14 erlaubt, weshalb es davon sehr viele gibt, vor allem kurz nach Schulschluss sieht man sie überall. Aber auch Erwachsene nehmen oft den Roller, da man damit Staus umkurven kann und besser einen Parkplatz findet.

Trotzdem sind die Straßen fast immer voll, da ja der ÖPNV nicht wirklich eine Option ist, wenn man ein eigenes Fortbewegungsmittel besitzt.
Die Autos an sich lassen einige Fragen offen, die von „Ist das aus Pappe? Und warum hat es nur drei Räder?“ bis hin zu „Der Crysler sieht aber neu aus. Und gewaschen. Was macht so einer in Modica?“ reichen. Tatsächlich gibt es hier auffallend viele Fiat Pandas. Ich habe keine Ahnung, warum. Aber es sind so viele, dass es sogar MIR auffällt!
Auch aus den Nummernschildern werde ich nicht schlau. Hier gibt es nämlich nicht die Regelung, dass der Ort aus den ersten Buchstaben ableitbar sein muss. Zwar haben einige wenige (sehr wenige!) RG-Kennzeichen, was für Ragusa, die nächst größere Stadt stehen könnte, aber dann müssten es viel mehr sein. Und es gibt viel mehr Autos mit IC-Kennzeichen. Das lässt wiederum auf Ispica schließen. Diese Stadt ist allerdings viel kleiner und weiter weg als Ragusa. Und MO, MD oder ähnliches ist mir noch nicht aufgefallen.
Der allgemeine Fahrstil ist eher rücksichtslos. Aber auf eine sehr rücksichtsvolle Art und Weise. Niemand hält sich hier an die Regeln und alle akzeptieren das. Trotzdem wird ständig gehupt. Aber es ist meist ein freundliches Hupen, denn so begrüßt man sich hier. Ab und an bleibt ein Auto auch mal mitten auf der Hauptverkehrsstraße stehen, damit sich der Fahrer/ die Fahrerin mit jemandem auf dem Fußweg oder in einem anderen Auto unterhalten kann. Da müssen alle anderen schon mal warten, aber wenn es nicht zu lange dauert, nimmt man das schon mal in Kauf, schließlich macht man es ja selber auch. Nur wenn ein Bus aufgehalten wird ist es nicht in Ordnung. Obwohl sie nur wenig genutzt werden, anscheinend gelten „Bus hat Vorrang“-Regelungen überall.
Vielleicht nicht undbedingt an Schulen, an denen die Schüler nach Unterrichtsschluss über die Straße müssen. Dort haben die Verkehrspolizisten das Recht, auch Busse anzuhalten. Ja, richtig gelesen. Verkehrspolizisten. Keine Schülerlotsen, die aus den fünften und sechsten Klassen kommen und in neonorangen Westen auf die Straße springen. Hier machen das Polizisten in Ausgehuniform. Und mit Hut!
Bisher habe ich noch keine Ampeln in Modica gesehen. Dafür gibt es Kreisverkehre und viele Zebrastreifen. Ich habe das Gefühl, dass die Autofahrer hier weniger von den Zebrastreifen genervt sind, als in Deutschland. Vielleicht, weil es hier sonst keine Möglichkeit gibt, stark befahrene Straßen zu überqueren und das jeder einsehen kann. Vielleicht aber auch, weil es eine gute Möglichkeit ist, Leute anzugucken, die vor dem eigenen Auto vorbeilaufen. Außerdem hat man hier ja Zeit für soetwas, weil Pünktlichkeit relativ ist.
Radfahrer sieht man übrigens kaum. Und wenn, dann tragen sie diese professionell anmutenden Radleruniformen und sitzen auf Rädern, die sehr teuer aussehen. Ansonsten tut sich das hier niemand an. Einfach, weil die Steigungen zwischen Modica Bassa und den umliegenden Teilen Modicas viel zu steil sind. Ab und an sieht man Jungs auf Skateboards in Modica Sorda, aber das war es auch schon. Alle anderen sind auf motorisierten Gefährten unterwegs.
Es sei denn natürlich, man steigt in eine Kutsche!

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Montag, 23. Oktober 2017
Ein Tag am Meer und ein Abend wie Pretty Woman
Eigentlich sollte es bei dem einen Blogeintrag für heute bleiben, aber dann hat eine Freundin gefragt, ob ich nicht Lust hätte, mit ihr ans Meer zu fahren. Und die hatte ich!
Also sind wir mit dem Bus nach Pozzallo gefahren. Dort haben wir uns auf den Weg zum Strand gemacht. Es war der gleiche Strand, den ich schon auf meiner Fahrt nach Noto gesehen habe.


Bevor wir tatsächlich ans Wasser gegangen sind, haben wir in einer Gelateria vorbeigeschaut und sind dann mit Gelato in der Hand in Richtung Wellen geeilt. Sobald wir Sand unter den Füßen hatten, haben wir die Schuhe ausgezogen und die Hosenbeine hochgekrempelt. Aber nicht hoch genug! Ich war bis über die Knie nass, aber das hat mir gar nichts ausgemacht. Es waren nämlich zum ersten Mal seit Wochen wieder 27°C und keine einzige Wolke am Himmel! Wir sind den ganzen Strand auf- und wieder abgelaufen.


Dann sind wir barfuß ein Stück ins Stadtzentrum gelaufen, wo wir die Schuhe wieder angezogen haben, weil
1. die Leute geguckt haben und wir nicht die offensichtlichsten Touristen der Insel sein wollten (siehe letzter Blogeintrag) und
2. unsere Füße mittlerweile trocken waren.
Wir sind an idealen Kletterbäumen vorbei zu einer Art Gehe gegangen, wo es Schweine, Ferkel, Enten, Schwäne, Kaninchen und Pfauen gibt.

Wir haben uns also die Tiere angeschaut und sind dann weiter zu einem anderen Strand, der gleich in der Nähe ist.
Dort habe ich gleich wieder meine Schuhe ausgezogen. Die ganze Zeit über haben wir die Farbe des Wassers bewundert. Und das Wetter. Und wie gut wir es haben, an diesem Tag hier zu sein. Und überhaupt ist das Leben schön!

Nun ging es langsam auf den Abend zu und die Pozzalloer Bevölkerung kam aus den Häusern um die Hauptstraße entlangzuflanieren. Und wir mit ihr. Es gab sogar eine Vespa-Kolonne in der 40+ Vespas (Vespen?) die Straße entlanggefahren sind. Einige von ihnen laut hupend.

Wir haben uns dann auf den Weg zur Bushaltestelle gemacht.

Diese befindet sich am Stadtrand neben einem verwilderten Feld, das durch einen Zaun von dem schmalen Fußweg getrennt ist. Wie wir dort standen, zwischen den Büschen am Rand einer großen Straße habe ich als Scherz gesagt, dass wir wie Prostituierte aussehen müssen. Tatsächlich sind einige Autos mit männlichen Fahrern sehr langsam an uns vorbeigefahren, was wir gleichzeitig unangenehm, aber auch sehr lustig fanden. Einige Leute haben sogar gehupt, als sie direkt neben uns waren! Ein Auto hat in dem nahegelegenen Kreisverkehr sogar gewendet, um noch einmal an uns vorbeizufahren. In den Moment kam unser Bus, also haben wir unsere Hand rausgehalten um dem Busahrer zuzuwinken, damit er anhält. Das muss der Kreisverkehrwender als Zeichen an sich selbst verstanden haben, da er sofort anfing, uns aus dem offenen Fenster entgegenzugrölen.
Wir sind lachend und kichernd in den Bus gestiegen und haben angefangen Witze zu machen wie:
„Wir sollten unserer Chefin erzählen, dass sie uns zu wenig zahlt und wir uns Wochenendjobs nehmen mussten. Und dass sie da jeden in Pozzallo fragen kann.“
„Mensch, wenn der Bus fünf Minuten später gekommen wäre, hätten wir uns unser Fahrtgeld wieder rausarbeiten können.“
„Wir können Zuschläge nehmen, weil wir natürlich blonde Haare haben und Masterabschlüsse!“
„Wir können nie wieder nach Pozzallo!“
Alles in allem war es ein toller und lustiger Tag, der sich an DIESEM Ort wohl leider nicht so schnell für mich wiederholen werden kann…

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Touristen
WARNUNG: In diesem Blogeintrag wird viel generalisiert. Nicht jedes „alle(s)“ oder „immer“ bezieht sich tatsächlich auf 100% der Fälle, trotzdem sind meine Schilderungen nicht unbegründet.


Ich lebe im Stadtzentrum der Altstadt, vier Minuten Fußweg vom Zentrum allen Geschehens entfernt. Näher dran an allem, als es in Erfurt der Fall war. Jeden Tag laufe ich die „Hauptpulsader Modicas“ entlang, auf dem Weg zum Bus. Ich sehe jeden Tag viele Touristen. Und um die soll es heute gehen.

Es gibt viele Touristen in Modica. Immer noch. Obwohl es schon fast nicht mehr Oktober ist, laufen sie noch in kurzen Hosen und Kleidchen durch die Innenstadt. Daran kann man sie gut erkennen. An den Sommerklamotten. Dabei sind es auch hier nur noch 20°-23°C. Aber wenn man einen Mittelmeer-Urlaub bucht, dann zieht man sich auch so an!
Man erkennt die Touristen auch an den Sonnenhüten und den Multifunktionsrucksäcken. Italiener würden niemals etwas unstylisches tragen, nur weil es praktisch ist! Außerdem haben die Touristen oft einen Stadtplan oder Reiseführer in der Hand, bleiben mitten im Weg stehen um Fotos zu machen und vor allem: Sie sprechen nicht Italienisch.
Die meisten von ihnen sprechen tatsächlich Deutsch. Mittlerweile kommen sie nicht mehr als Familie (weil die Ferienzeit in Deutschland vorbei ist), sondern sind in Gruppen von 4 bis 8 Leuten unterwegs. Ganz selten mal nur ein Paar. Keiner von denen ist jünger als Mitte vierzig.
Dann gibt es noch die britischen Touristen, eher selten, aber manchmal hört man sie. Öfter trifft man dafür Amerikaner. Ganz selten auch Menschen, die eine osteuropäische Sprache miteinander sprechen.
Aber gibt es einen Unterschied zwischen den Nationen? JA!
Die Briten finden Modica interessant.
Die Amerikaner finden alles „Awesome“ (krass/großartig) oder „Cute“ (süß, niedlich).
Die deutschen Familien finden es hier schön und hübsch.
Die älteren deutschen Gruppen finden erstmal gar nichts. Sie sind nur ständig der Meinung, dass sie ein Recht auf XY haben, schließlich lebe diese Insel ja vom Tourismus und könne sich gar nicht anders finanzieren, sie tun den Leuten hier schließlich mit ihrer bloßen Anwesenheit einen Gefallen!
Das habe ich tatsächlich mehrmals gehört, von verschiedenen Personen! Deutsche reden nämlich aus irgendeinem Grund sehr Laut, wenn sie denken, dass niemand sie verstehen kann….
Manchmal würde ich gern anhalten und ihnen sagen, dass Sizilien der größte Exporteur von Biowaren in ganz Italien ist. Und dass niemand sie gebeten hat doch herzukommen, um die Wirtschaft hier zu unterstützen. Aber dann traue ich mich nicht, weil einige von ihnen Walking-Stöcke haben und mich damit pieksen könnten.

Was ich mit all dem sagen will: Bitte seid wie die britischen Touristen. Oder die Amerikanischen. Oder wie die deutschen Familien. Aber denkt nicht, dass euch keiner versteht, wenn ihr über das Land und die Leute lästert, die euch mit Sonne und großartigem Essen versorgen.

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Sonntag, 15. Oktober 2017
Arbeit
Viele fragen, was genau ich denn hier in Süd-Süditalien (Wortschöpfung der Tante!) mache. Also geht es heute mal um meine Arbeit.
Ich bin in einer Sprachenschule, wo Fremdsprachenkurse für alle Altersstufen angeboten werden. Hauptsächlich Englisch. Also bisher eigentlich nur Englisch, aber es gibt wohl bald auch einen Deutschkurs. Obwohl das akademische Schuljahr schon begonnen hat, sind wir Lehrer bisher nur Halbzeit beschäftigt, weil einige Schüler noch nicht mitbekommen haben, dass es schon losgeht. Darum schauen wir jeden Freitag gespannt auf unsere Pläne für die nächste Woche um zu sehen, ob ein Kurs (und vor allem was für einer!) dazugekommen ist.
Ich war am Anfang sehr nervös weil ich auch Teenager und Erwachsene unterrichten sollte, womit ich ja gar keine Erfahrung habe. Das hat sich aber als gar nicht so schlimm herausgestellt. Die sind nämlich zum Großteil da, weil sie etwas lernen wollen und nicht, weil die Eltern mal zwei Stunden Zeit für sich brauchen. Tatsächlich genieße ich meinen Erwachsenen-Kurs richtig, weil auch Gespräche zustande kommen und man auch kurz abschweifen kann um ein bisschen Grammatik zu erklären, ohne dass sofort alle irritiert sind, dass man nicht mehr über Vokabeln spricht.
Was kompliziert ist, ist die Kommunikation mit den Kleinen (6 und jünger), auch wenn mein Italienisch besser ist, als ihr Englisch schaue ich trotzdem manchmal die Klasse an und weiß, die haben keine Ahnung, was ich von ihnen will. Und ich weiß nicht, wie ich es anders erklären kann, außer auf Englisch, auf „Italienisch“ oder pantomimisch.
Und ich bin ständig auf der Suche nach Whiteboardmarkern. Wir haben nämlich keine Kreidetafeln. Eins der Whiteboards benutze ich kategorisch nicht, weil man die Farbe nur unter lauten Quietschen und mit viel Kraft und Zeit abbekommt. Das ist im Unterricht echt blöd, darum lasse ich es bleiben.
Was mich aber für alles entschädigt (Kommunikationsprobleme, Markerprobleme, die kleinen Tücken des Lehreralltags) sind die Kolleginnen. Das sind ihrer drei:
- Eine Britin, die mich jeden Tag mit „Hello my love, how are you today?“ (Hallo meine Liebe, wie geht es dir heute?) begrüßt. Wir haben einen sehr ähnlichen Humor und kommen manchmal fast zu spät zu unseren Stunden, weil wir beim Reden die Zeit vergessen.
- Eine Litauerin, die auch auf das Unterrichten von Kindern spezialisiert ist. Sie ist im Vergleich eher ruhig, aber auch sehr lustig und wir reden viel über alles Mögliche.
- Eine Polin, die man nicht unterschätzen darf. Sie wirkt erst fast still, aber wenn man sie ein bisschen besser kennt merkt man, dass es in ihr brodelt.
Gemeinsam bestreiten wir den Schulalltag, mit kräftiger Unterstützung der beiden Sekretärinnen, die hier die eigentliche Arbeit leisten.

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Dienstag, 10. Oktober 2017
Busfahren - Zusatz
Heute war ich zum ersten Mal, seit ich hier wohne nicht 10 Minuten zu früh an der Bushaltestelle. Sondern 2 Minuten zu spät. Dafür war der Bus pünktlich. Das weiß ich, weil er an mir vorbeigefahren ist.
Na toll. Da verlässt man sich EIN MAL darauf, dass man sich hier auf nichts verlassen kann, und dann sowas...
Also habe ich auf den nächsten Bus gewartet, der 20 Minuten später kommen sollte. Und da kam er auch. Genau um 13:45 Uhr.
Es ist als hätte irgendein Buszuständiger meinen Blogeintrag von gestern gelesen und sich gedacht: Der zeigen wir es aber. Wir stimmen jetzt den Bus auf die Zeitanzeige auf ihrem Handy ab.

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Sonntag, 8. Oktober 2017
Busfahren
Während ich mich über den sizilianischen Fernbusverkehr nicht beschweren kann (siehe Blogeintrag vom 13.09.2017), habe ich doch so einiges am ÖPNV zu kritisieren. Ich bin aber ein viel zu positiver Mensch um ständig Leute schlechtzureden. Darum habe ich beschlossen, mich nicht mehr über das System zu ärgern, sondern stattdessen zu überlegen, wie es entstanden ist. Und das muss wohl so passiert sein:

*Wir befinden uns in einem großen, spärlich beleuchteten Konferenzraum. Am Kopfende des ovalen Tisches sitzt der Boss: ein dicker, breitschultriger Mann im maßgeschneiderten Businessanzug, er hat einen gewaltigen Schnurrbart und eine qualmende Zigarette im Mundwinkel. Links von ihm sitzt sein Assistent: ein kleiner, schlaksiger Mann, der sein Cord-Jackett gerademal zur Hälfte ausfüllt. Vor ihm liegen ein Klemmbrett und ein Bleistift. Er rutscht nervös auf seinem Stuhl herum. Rechts vom Boss sitzt der Schriftführer, ein 15-jähriger Schülerpraktikant. Er tippt auf einer klackernden Schreibmaschine mit*
Boss: Okay, Stadtverkehr. Was haben wir für eine Idee?
Assistent: Busse. Da müssen wir keine Schienen legen und können bei Verkehrsstörungen die Strecken umleiten.
Boss: Ausgezeichnet! Machen wir. *Schaut den Assistenten, dann den Schriftführer erwartungsvoll an*
Schriftführer: *skeptisch* Und wie?
Boss: *an den Assistenten gewandt* Und wie? Wie machen wir das?
Assistent: *rückt sich nervös die Brille zurecht, die ihm von der Nase zu rutschen droht* Ja, also, wir brauchen natürlich Busse.
Boss: Wo bekommen wir die her?
Assistent: Also da hab ich mich jetzt leider noch nicht so ganz schlau gemacht…
Schriftführer: *ohne von seinem soeben gezückten Smartphone aufzuschauen* Auf ebay gibt es ein Angebot: ein paar alte Schulbusse und Nahverkehrsbusse aus Deutschland.
Boss: Aus Deutschland?
Schriftführer: *achselzuckend* Ja, also da ist eben noch Werbung für ein Ärztehaus in Wiesbaden drauf, aber nicht auf allen. Und das ist ja eh egal, das kann hier sowieso keiner lesen.
*Boss und Assistent tauschen einen vielsagenden Blick aus*
*Boss schlägt mit der Faust auf den Tisch, Assistent fährt vor Schreck zusammen*
Boss: Gekauft!
Assistent: *hackt etwas auf seinem Klemmbrett ab, befeuchtet seinen rechten Zeigefinger mit der Zunge, blättert auf die zweite Seite* Also, wir haben ja schon geklärt, wo die Haltestellen hinsollen, aber noch nicht, wie sie aussehen.
Boss: Aussehen?
Assistent: Naja, also… Man muss sie ja als solche erkennen können.
Boss: Aha.
*eine lange Stille setzt ein, das klackern der Schreibmaschine verstummt, der Schriftführer sieht sie anderen beiden erwartungsvoll mit erhobener Augenbraue an*
Assistent: Also, in anderen Ländern…
Boss: Ja?
Assistent: *etwas selbstsicherer* … da gibt es Schilder, die die Haltestellen markieren.
Boss: *fröhlich* Machen wir!
Assistent: *lächelt leicht* Und oft gibt es auch Bänke und Wartehäuschen.
Boss: *sichtlich verwirrt* Wartehäuschen?
Assistent: Naja, also, ähm, damit man… Damit man eben nicht nass wird, wenn es regnet.
Boss: Ach so. Na dann… machen wir das auch.
Assistent: Gut *setzt Häckchen auf seinem Klemmbrett* Die Wartehäuschen sind oft gestaltet mit–
Boss: *aufgeregt* Bildern von der wunderschönen Stadt!
Assistent: *wirft dem Schriftführer einen nervösen Blick zu, rückt sich die Brille zurecht* Nein, also eigentlich… sind da meistens Werbeplakate und Liniennetze.
Boss: *sichtlich verwirrt mit gerunzelten Augenbrauen* Liniennetzpläne?
Assistent: *beginnt die schweißfeuchten Hände an seiner Hose trocken zu wischen* Also… das ist praktisch ein Plan der Stadt wo eingezeichnet ist, welcher Bus wo lang fährt…
Boss: *sehr entschieden* Brauchen wir nicht. Das kann man doch den Busfahrer fragen. Der hat doch sonst niemanden zum Reden, wenn niemand in den Bus kommt und ab und an mal fragt, wo er hinfährt. Nee, das wäre ja soziale Isolation. Das machen wir nicht. Wir nehmen einfach schöne Bilder von der Stadt. *schaut den Schriftführer an, als würde um Bestätigung bitten. Schriftführer zuckt mit den Achseln, weil er ein Teenager ist und sich herzlich wenig für irgendetwas interessiert*
Assistent: *kritzelt wild auf seinem Klemmbrett herum* Okay, dann…. Also… der nächste Punkt wäre…
Boss: *lehnt sich in seinem quietschenden Stuhl zurück, die Hände über dem mächtigen Bauch verschränkt, lächelt und nickt zufrieden, ignoriert den Assistenten* … und dann kann man sich die schönen Bilder unserer Hübschen Stadt angucken, während man auf den Bus wartet.
Assistent: Genau, also das wäre, das wäre dann der nächste Punkt. Also die Fahrpläne.
Boss: Fahrpläne?
Assistent: *wirft dem Schriftführer einen Blick zu, der „Hilf mir!“ sagt, wird aber ignoriert, weil Schülerpraktikanten nicht bezahlt werden, erst recht nicht dafür, anderer Leute Job zu machen* Ja, also das sind Pläne, da stehen Zahlen drauf.
Boss: *lehnt sich über den Tisch, bis seine Nase fast die des Assistenten berührt* Zahlen? Was für Zahlen? Wofür braucht man die?
Assistent: *schluckt* Ähm, also, ich habe beobachtet, dass manche Menschen beim Warten gerne auf die Zahlen gucken und dann etwas beruhigter wirken.
Boss: *lässt sich zurück in seinen quietschenden Stuhl fallen* Die Zahlen beruhigen die Menschen? Wo hast du das denn gesehen? In Deutschland? *beginnt laut über seinen eigenen Witz zu lachen, der mittlerweile verglühte Zigarettenstummel fällt ihm aus dem Mund, der Assistent lacht nervös mit, der Schriftführer verzieht das Gesicht und bereut die Entscheidung, sein Praktikum nicht in der Pizzeria seines Cousins Mario zu absolvieren*
Boss: Also keine… Fahrpläne. Zahlen… also wirklich!
Assistent: Naja, aber vielleicht, also ganz vielleicht nur, können wir damit bei den Touristen aus dem Ausland Eindruck schinden. Also Bilder von unserer Stadt in Kombination mit Fahrplänen, das könnte dem ganzen einen… Ähm, kosmopolitischen Hauch verleihen.
Boss: *mit bitterem Gesicht* Okay, also doch Fahrpläne. *beginnt sich die Schläfen zu massieren* Wann fahren die Busse denn immer so?
Assistent: *weiß, dass als sein Boss dieses Gesicht zum letzten Mal gemacht hat, haben vier Leute ihren Job verloren* Ähm, wann sie wollen! Also, dass können die Busfahrer ganz frei gestalten! Also auch nicht nachts oder so! Nein, nachts doch nicht. Und auch am Sonntag nur ganz ganz wenig. Also eigentlich nur wann sie wollen!
Boss: *sichtlich zufrieden mit dieser Antwort* Gut. Das gefällt mir. So, sind wir hier fertig?
Assistent: *zieht den Kopf zwischen die Schultern* Noch eine einzige Sache, Boss.
Boss: Ja?
Assistent: Also, wie, also… Bustickets.
Boss: Na die muss man halt kaufen.
Assistent: In den Bussen im Ausland gibt es so Stempelmaschinen, die die Tickets entwerten, damit man die nur einmal benutzen kann…
Boss: Na dann kaufen wir davon eben auch ein paar. Aber die günstigsten!
Schriftführer: *mit dem Smartphone in der Hand* Also ich könnte hier welche ganz billig bestellen, Porto inklusive, die funktionieren aber alle nicht mehr.
*der Assistent will gerade etwas einwenden, da schlägt der Boss mit der Faust auf den Tisch, dem Assistenten fällt der Bleistift aus der Hand*
Boss: Gekauft!
*mit saurem Gesicht taucht der Assistent unter dem Tisch ab um seinen Stift zu suchen, der Boss schüttelt dem Schriftführer die Hand und verspricht ihm, ihn an das Finanzministerium weiterzuempfehlen*
Assistent: *taucht wieder hinter der Tischplatte auf* Also, wenn ich da mal etwas anmerken dürfte - *rückt sich die Brille zurück, realisiert, dass er der einzige im Raum ist. Der Boss ist mit dem Schriftführer bei Mario zum Pizzaessen*

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